Bürgerinitiative will bessere Lösung erreichen

22.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:33 Uhr

Zum Artikel "Gerolsbacher Gemeinderäte weisen Vorwürfe der BI zurück" (PK vom 16./17. November):Als aufmerksamer und betroffener Bürger der Gemeinde Gerolsbach möchte ich meine Meinung zu obigem Thema hier zum Ausdruck bringen.

Der Grund für die Unstimmigkeiten sind nicht nur die zwei geplanten Großprojekte, sondern auch die Art und Weise, wie sie vom Gemeinderat genehmigt und durchgewinkt wurden.

Es handelt sich hier im Wesentlichen um zwei ortsansässige Firmen in den Gerolsbacher Ortsteilen Singenbach und Alberzell (19. Flächennutzungsplanänderung der Gemeinde Gerolsbach) und in Folge von einer dritten Firma (20. Flächennutzungsplanänderung der Gemeinde Gerolsbach) im Ortsteil Klenau. Alle drei Firmen betreiben ein in Teilen vergleichbares Baugewerbe für Gebäude- und Straßenbau, Erd- und Tiefbau, Abbrucharbeiten und so weiter und möchten sich massiv vergrößern.

Da es sich hierbei nicht nur um eine natürliche Firmenerweiterung wie weitere Hallen oder einen Maschinenstellplatz, sondern um eine flächenmäßig signifikante Erweiterung von jeweils über circa zwei bis drei Hektar handelt, war das Interesse oder die Skepsis mehrerer Bürger erwacht. Denn jeder, der die Voraussetzungen für einen solchen Betrieb kennt beziehungsweise es sich auch an bestehenden Standorten der Firmen anschauen kann, für den ist klar, dass eine solche Erweiterung zwangsläufig nicht nur das Ortsbild, sondern auch durch den zusätzlichen Schwerlastverkehr das Leben in den Ortsteilen noch stärker negativ beeinflussen wird.
Bei den beiden erstgenannten Standorten befinden sich diese Erweiterungen noch dazu im jeweiligen Ortsteil. Am geplanten dritten Standort liegt dieser direkt im/am Ortsteil Klenau (geplante Größe 3,15 Hektar), der fast so groß wie das gesamte Dorf ist.

Dass damit eine enorme zusätzliche Belastung der Gemeindebürger mit einher geht, liegt bei solchen Projekten ja offen auf der Hand. Darum ist die Frage schon erlaubt: Warum wurde/wird keine Vorabbefragung der Bevölkerung gemacht? So wie zum Beispiel bei der damaligen Entscheidung, ob eine Renovierung oder Neubau der Grundschule in Gerolsbach zu tun ist.
So kann man es sich deshalb unschwer vorstellen, dass es viel besser gewesen wäre, für solche Großprojekte zu einem viel früheren Zeitpunkt die Bevölkerung mit einzubeziehen. Nicht zu vergessen ist auch, wann und in welcher Größenordnung spätere Erweiterungen und Fremdnutzung der Firmensitze geplant sind. Die Möglichkeiten wären ja dann da und deshalb sind Größenordnungen jenseits der Zehn-Hektar-Marke (100000 Quadratmeter) durchaus als möglich anzusehen. Eine beginnende Industrialisierung der Gemeinde ist deshalb keine Utopie. Leider halten sich die Firmen auf Nachfragen bedeckt, was jetzt konkret und in Zukunft mit diesen Grundstücken wirklich vorgesehen ist - Erdaushublagerungen, Abraum-/Abbruchtrennung und -aufbereitung, Neubauten etwa.

Wenn man an den relevanten Gemeinderatssitzungen teilgenommen hat, dann hatte man schon das Gefühl, dass das zu fühlende Motto des Gemeinderats wie folgt war: "Wir allein wissen schon, was für Gerolsbach gut und was für euch richtig ist. Wir sind uns einig. Punkt! " Erst dieses etwas arrogante Sich-einig-Sein war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, und zeigte, dass es erforderlich ist, eine Bürgerbefragung via Bürgerinitiative zu starten. Das Ergebnis ist bekannt, und weit über 300 Stimmen der Bürger waren dafür, dass es einer zusätzlichen Abstimmung bedarf, ob, wie und wo die Projekte realisiert werden können oder auch nicht.
Die nach meiner Ansicht teils lächerlichen Aussagen beziehungsweise Störmanöver zu dem Thema seitens des Gemeinderates beziehungsweise der drei Firmen haben den Willen der Bevölkerung aber trotzdem bisher nicht stoppen können. Die Bürger werden sich hoffentlich auch nicht durch eine Art Schleier der Normalität beruhigen oder einlullen lassen und die Argumentationen, dass die Vergrößerung der drei Firmen im Prinzip zum Wohle der Gemeinde (Gewerbesteueraufkommen) gemacht werde, spricht für sich selber.

Der jetzt erreichte zweite Schritt zur Abstimmung für die Nutzungsplanänderung findet nun am 1. Dezember im Rathaus statt und man kann nur hoffen, dass sich die Bürger der Tragweite dieser Abstimmung bewusst sind und für die Bürgerinitiative stimmen. Sie hat ja letztendlich das Ziel, eine bessere Lösung zu erreichen. Jede Stimme zählt und meine Stimme ist für die Bürgerinitiative, da ich die Hoffnung auf einen guten Kompromiss noch nicht aufgegeben habe!
Ernst Sengotta
Gerolsbach