Sparen am falschen Ende

22.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:33 Uhr

Zum Artikel "Ilmtalklinik fehlen Putzkräfte" (PK vom 14. November): Leider wieder einmal keine positive Mitteilung aus der Ilmtalklinik.

Noch dazu eine, die Patienten aufhorchen lassen wird. Es fehlt dort an Putzkräften. Rückschluss: es kann dort nicht so sauber sein, wie man das in einem Krankenhaus erwartet. Fatal, wenn man zum Beispiel an das Reinigen von Isolierzimmern denkt. Zuviel hört und liest man über multiresistente "Krankenhauskeime", die inzwischen auch mit Antibiotika nicht mehr in den Griff zu bekommen sind. Möchte ich als Patient in eine Klinik, die zugibt, dass es mit der Reinigung schlecht bestellt ist, weil adäquates Personal fehlt? Ganz klar: Nein!
Doch jetzt haben Geschäftsführer Goldammer und weitere Verantwortliche der Klinik offensichtlich die "Lösung" gefunden: bisherige Zusatzleistungen (Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und Altersvorsorge) bei der Entlohnung des Reinigungspersonals streichen und das "Gesparte" in den Stundenlohn einrechnen. Der ist dann natürlich höher und dadurch angenehmer an Interessierte zu vermitteln. Und das Reinigungspersonal, das sich bereits in der hauseigenen Dienstleistungsgesellschaft befindet, kann auch "wählen" und dadurch mehr verdienen.

Sorry: sicher steht der Ilmtalklinik seit Jahren finanziell das Wasser bis zum Hals. Aber dieser Deal geht meines Erachtens mehr in die Richtung Verzweiflungstat. Ohne die Konsequenzen der Außenwirkung zu bedenken. Aber Geschäftsführer Goldammer ist zuversichtlich, dass seine "Lösung" klappt, denn beim Putzen in der Klinik ist man zumindest nie alleine! ? Statt nach 21 Uhr im Dunkeln in Büroräumen zu putzen, sei in der Klinik Leben und Aktivität, wie er meint.
Bei einem so wichtigen Thema für eine Klink, wie es die Sauberkeit darstellt, in dieser Form nach Lösungen zu suchen, erschließt sich mir überhaupt nicht. Professionell ein Problem anzugehen sieht anders aus.
Wie es mit der Reinigung funktioniert, zeigt das Vorgehen der Stadt Paffenhofen. Eigenes Personal, fair entlohnt nach Tarif des öffentlichen Diensts. Da fällt die Identifikation, auch der Putzfrau, mit dem Unternehmen leichter. Auch ein "Niedriglöhner" fühlt sich so ernst genommen und wichtig. Und wie Landrat Wolf zum Thema so treffend feststellte, ist der Lohn ja nicht das Entscheidende. Sondern: die Identifikation mit dem Haus: Es sei den Arbeitnehmern wichtig, angenommen zu sein. Wertschätzung vom Chef und ein gutes Arbeitsklima seien der Schlüssel zum Erfolg. Wie wahr!
Abschließend: seit vielen Jahren ist es bei der Reinigung Usus geworden, diesen Bereich in Unternehmen nicht mehr von eigenen Kräften erledigen zu lassen, sondern einem Dienstleister zu übergeben. Soweit so gut. . . oder auch nicht. Nur: in einem Krankenhaus steht hinter dem Begriff "Reinigung" nicht nur Möbel abstauben und den Boden wischen. Hier hat immer und ausschließlich das Wohlergehen der Patienten an erster Stelle zu stehen. Das sollten auch die Verantwortlichen in der Ilmtalklinik bedenken, wenn sie nach Lösungen ihres leidigen Reinigungsnotstands suchen. Und: vielleicht hilft ja auch etwas mehr Wertschätzung der Chefs, vorausgesetzt die Putzfrau kennt ihn überhaupt.
Robert Obermaier
Tegernbach