Ingolstadt (DK) Donaupromenade? Schlosslände untertunnelt? Künstlicher Strand? Die meisten Bemühungen, die Ingolstädter an den Fluss zu bringen, beziehen sich auf das Nordufer. Dabei gibt es im Süden schon eine Menge Leben an der Donau – es müsste nur besser gepflegt werden.
Paul Nosse ist ein Kind der Donau. In dem Fluss hat er Schwimmen gelernt, surfte auf einer Tür von Ufer zu Ufer und auch heute noch ist er mit allen Donauwassern gewaschen. Als Fischerstecher kommt er ganz direkt mit der Donau in Kontakt. Er ist überzeugt: „Die Ingolstädter wissen, was sie an der Donau haben.“ Allerdings müsste der Kontakt zum Stadtfluss besser gepflegt werden, findet er.
Vor allem ist ihm der Umgang mit der Donaubühne ein Dorn im Auge. Auf ihr sitzt beim Fischerstechen – das nächste steht kommenden Freitag an – das Schiedsgericht. Zuletzt war die Bühne allerdings wenig einladend. Das Bauwerk wird regelmäßig überschwemmt und der Fluss spült Sand und Schlamm auf das Pflaster. Sinkt der Wasserpegel wieder, sprießt das Grünzeug, bis die gesamte Bühne überwuchert ist. Durch das Pflaster der Steintribünen wächst Löwenzahn und Wegerich. „Es ist eine Schande, wie man das hier versiffen lässt“, schimpft Nosse. Beim Training der Fischerstecher hätten die Sportler immer wieder Ratten auf der Donaubühne beobachtet, das Wasser rund um die Bühne sei schlammig und voller Unrat. „Das ist auch ein hygienisches Problem“, warnt Nosse.
Zuständig für die Reinigung der Donaubühne ist das Gartenamt, für den baulichen Zustand das Bauamt. Da die Donau die Plattform immer wieder überspült, sei eine regelmäßige Reinigung zu teuer, sagt Michael Klarner vom städtischen Presseamt. Die werde nur vorgenommen, wenn Veranstaltungen auf der Donaubühne anstünden. An eine Reinigung der Bühne kann sich Nosse allerdings nicht erinnern. Beim Bürgerfest habe Lichtkünstler Markus Jordan seine Strahler auf der Bühne im verschmutzten Gras aufbauen müssen.
Die Fischerstecher haben jetzt das Heft selbst in die Hand genommen und den Sand samt Bewuchs mit Hochdruck von der Plattform gespült.
Den Umgang mit der Donaubühne findet Nosse symptomatisch für die derzeitige Situation. Das Südufer sei ein beliebter Aufenthaltsort für Ingolstädter und ihre Gäste. Auf dem ehemaligen Areal der Landesgartenschau von 1992 – damals ist auch die Donaubühne entstanden – lasse sich vortrefflich flanieren, entlang der Donau radeln die Touristen vorbei, von den Bänken am Ufer bietet sich der vielleicht schönste Blick auf die Altstadt „und dann lässt man es hier so aussehen“. Beim Donaustrand sei es ähnlich. „Es ist toll, was sich die Stadt da ausgedacht hat, aber man muss so etwas halt pflegen, sonst ist es rausgeschmissenes Geld“, findet Nosse.
Aus der Stadtverwaltung heißt es dazu, dass der Strand einmal in der Woche von Müll befreit werde. Den Sand sauber zu halten und gegebenenfalls regelmäßig auszuwechseln, sei personell nicht machbar. Im Jahr werde er zehn- bis zwölfmal überschwemmt und entsprechend mit Schlamm überlagert. Allerdings sei die Donau ein Stück Natur und lasse sich nicht nach Belieben gestalten, erklärt Klarner. Seine Kollegin Ingrid Schmutzler ergänzt, der Strand sei noch neu. Derzeit werden Erfahrungswerte gesammelt, im kommenden Jahr könne man über die Pflege des Strandes noch einmal neu beraten.
Auch an der Donaubühne soll sich etwas tun. Bei der jüngsten Referentenbesprechung habe man erste Ideen für eine häufigere Nutzung der Bühne gesammelt. Nach der Sommerpause wolle man über die Zuständigkeiten diskutieren und gemeinsam mit dem Kulturamt Möglichkeiten für eine regelmäßige Nutzung erörtern.
Was könnten Sie sich für die Donaubühne vorstellen?
Holger Weyand (40), Lehrer, Würzburg: „Ich als Tourist würde die Bühne lassen, wie sie ist. Sie ist Teil des Ufers und wenn man sie umbaut, kommt dabei nur die Natur zu Schaden. Man könnte die Bühne allerdings für minimalistisches Theater nutzen. Gastronomie kommt nicht in Frage, da man auch damit der Natur schaden würde.“
Sabine Rademacher (56), Museumsführerin, Neuburg: „Die Bühne könnte für Auftritte von Schultheatergruppen oder allgemein von Jugendlichen verwendet werden. Im Sommer könnten dort auch Standkonzerte stattfinden. Eine kleine Jazzcombo auf der Bühne und daneben ein Biergarten – das wäre bestimmt sehr schön.“
Tina Bergmeier (31), Assistentin, Ingolstadt: „Ein Problem der Bühne ist die häufige Überschwemmung, dagegen sollte man etwas unternehmen. Außerdem könnten dort junge Künstler oder Nachwuchsbands auftreten. Es muss einfach den jungen Leuten ein interessantes Nachmittagsprogramm geboten werden.“
Ellen Trapp (28), Hausfrau, Ingolstadt: „Das Einzige, wogegen man bei der Bühne etwas unternehmen sollte, ist die ständige Überschwemmung, ansonsten finde ich sie in Ordnung. Ein Café ist nicht nötig, es gibt im Umkreis ja genügend Biergärten; so etwas sollte man höchstens im Sommer anbieten.“
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