Ingolstadt
Bücher wecken Begeisterung

Grundschüler lernen in Workshop, wie man betont und sicher vorliest Nächste Woche Wettbewerb

10.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Die Theaterpädagogin Katrin Lehmann beim Leseworkshop in der Wilhelm-Ernst-Schule. Zusammen mit dem Lesebeauftragten Alexander Gajic hat sie das Konzept für den Wettbewerb entwickelt.

Ingolstadt (DK) Viertklässler mehrerer Ingolstädter Grundschulen durften diese Woche einen Schauspieler erleben und zusammen mit drei Theaterpädagoginnen Vorlesemethoden lernen. Im Laufe der nächsten Wochen findet ein großer Wettbewerb statt, bei dem der beste Leser der Stadt gekürt wird.

Die Viertklässler sitzen in einem bunt geschmückten Klassenzimmer der Grundschule an der Pestalozzistraße im Halbkreis und lauschen gespannt dem Vorleser. Olaf Danner, Schauspieler am Stadttheater Ingolstadt, liest einen Ausschnitt aus dem 1941 erschienenen Kinderroman "Die rote Zora" von Kurt Held vor. Passend zu den verschiedenen Charakteren in dem Buch verstellt er seine Stimme. Die Kinder lachen laut, als er die dicke, alte Maria mit krächzender Stimme nachahmt. Nach der Lesung sind sich die Schüler einig: "Er hat sehr deutlich gelesen und immer wieder Pausen gemacht, dass wir alles verstehen." Als die Schüler anschließend den Inhalt erklären sollen, kann jeder eine Stelle noch einmal mit eigenen Worten wiedergeben: "Ein Mädchen mit roten Haaren hat einen Jungen beschützt, damit der nicht ins Gefängnis kommt."

Die Schüler stellen begeistert Fragen über Danners Beruf und die Lesung. Ein Kind will wissen, ob es das Buch zu kaufen gibt. Ein Junge fragt den Schauspieler mit 20-jähriger Berufserfahrung, ob er nicht als Kind lieber Fußballer geworden wäre. Darauf antwortet Danner entschlossen, dass er seit der Zeit in der Theater-AG seiner Schule immer schon den Berufswunsch Schauspieler hatte.

Nach der Fragerunde findet ein Workshop mit den Theaterpädagoginnen Katrin Lehmann, Teresa Gburek und Nicole Titus statt - zur Vorbereitung auf den Vorlesewettbewerb. Daran nehmen alle vierten Klassen der Grundschulen an der Pestalozzistraße, Wilhelm Ernst, Gotthold Ephraim Lessing, Christoph Kolumbus und Auf der Schanz teil. Die Kinder lesen zuerst in den Klassen vor, wo sie selbst einen Sieger bestimmen. Dann wird ein Schulsieger ermittelt, der ins Stadtfinale darf. Das findet im Stadttheater oder in der Stadtbücherei statt. Entscheidend ist aber nicht, wer gewinnt, sondern der Spaß am Lesen, sagen die Pädagoginnen.

Das wird auch im Leseworkshop deutlich. Teresa Gburek übernimmt die Klasse 4c in der Pestalozzischule. Sie beginnt mit ein paar Aufwärmübungen. Zum Beispiel sollen die Kinder in verschiedenen Tonlagen summen. Alle Schüler machen mit Begeisterung mit, ziehen Grimassen und albern herum. Dann geht es ans Lesen. Teresa Gburek verteilt Aufgabenblätter mit kleinen Ausschnitten aus "Die rote Zora". Die Viertklässler lesen die Texte ihren Mitschülern auf verschiedene Arten vor. So sollen die Schüler herausfinden, welche "Fehler" der Leser gemacht hat, und dann Tipps geben, wie man die Lektüre besser vortragen kann. Einer muss besonders leise, der andere immer in der selben Tonlage lesen. Die Klassenkameraden wollen einen jungen Leser mit "1000 Sternen" auszeichnen, weil er die Aufgabe, so schnell wie möglich, ohne Punkt und Komma zu lesen, wirklich beeindruckend erfüllt hat.

Nachdem jeder vorgelesen hat, melden sich die Schüler eifrig und tragen viele hilfreiche Vorschläge bei, wie man ausdrucksstärker vorlesen könnte. Auch die Rektorin der Pestalozzischule, Barbara Kral, beobachtet den Workshop. "Die Kinder sind sehr lebhaft", sagt sie. "Manchmal muss man sie bremsen." Man sieht, dass ihnen das Lesetraining großen Spaß macht und sie mit vollem Einsatz dabei sind.

Die Grundschüler berichten auch von ihren eigenen Leseerfahrungen zu Hause. Anina, Schülerin der 4c, erzählt, dass sie ein E-Book hat. Mit dem leiht sie viele Bücher aus. Ihre Lieblingslektüre ist "Lola Löwenherz" von Isabel Abedi. Allerdings ist sich die ganze Gruppe einig, dass "Greg's Tagebuch", ein Comic-Roman von Jeff Kinney, das beliebteste Buch ist. Ein anderer Junge erzählt, dass er immer die Bücher von seinem großen Bruder bekommt. Am liebsten liest er Bücher aus der Reihe "Das magische Baumhaus" von Mary Pope Osborne.

Die Grundschüler dürfen "Die rote Zora" bald im Ingolstädter Stadttheater anschauen. Die Premiere ist am 4. März. Dann bekommen die Kinder zu den Bildern der Geschichte in ihren Köpfen auch eine reale Vorstellung. "Wir freuen uns schon auf den Theaterbesuch!", sagen die Schüler mit breitem Grinsen.