Ingolstadt
"Bringt mir einfach ein Klavier"

Weihnachten, Oper und Jazz: Wie das zusammenpasst, zeigt das Opera Swing Quartet morgen im Stadttheater

16.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Klassik trifft Jazz: Wolfgang Heinzel, Wolfgang Weth, Peter Cerny und Rainer Engelhardt bilden das Opera Swing Quartet - Foto: oh

Ingolstadt (DK) „Jazzet, frohlocket!“ heißt das Programm – in Anlehnung an „Jauchzet, frohlocket“ aus Bachs Weihnachtsoratorium. Am morgigen Donnerstag, 18. Dezember, gastiert das Opera Swing Quartet im Stadttheater Ingolstadt und präsentiert ein Weihnachtsprogramm der besonderen Art. Denn Wolfgang Heinzel, Wolfgang Weth, Peter Cerny und Rainer Engelhardt haben sich spezialisiert auf das Aufspüren von musikalischen Wahlverwandtschaften – und würzen traditionelle Weihnachtslieder mit feinen Blue Notes.

Herr Heinzel, passen Weihnachten, Oper und Jazz zusammen?

Wolfgang Heinzel: Auf den ersten Blick natürlich nicht. Aber nach unserem letztjährigen Konzert am Staatstheater Karlsruhe kam der Gedanke auf, mal was zu Weihnachten zu machen. Und im Laufe des Jahres ist nicht nur eine CD entstanden, sondern ein ganzes Bühnenprogramm. Aber es ist schwer, darüber zu sprechen, man muss es sich anhören.

 

Vielleicht können Sie uns trotzdem ein bisschen was davon verraten, was in Ingolstadt zu hören sein wird?

Heinzel: Unser Markenzeichen ist, dass wir stil- und zeitübergreifend Sachen vermischen. Auf Neudeutsch nennt man das Crossover. Wir gehen von der Oper aus, wo wir alle gearbeitet haben oder noch arbeiten, und mischen Stücke mit Jazztiteln, vermengen Versatzstücke, collagieren, montieren neu. Und genau das machen wir auch bei unserem Weihnachtsprogramm. Wir nehmen beispielsweise „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ und verzahnen es mit „White Christmas“. Oder schieben „Jingle Bells“ in den Marsch aus dem „Nussknacker“ rein. Das ist ganz amüsant zu hören.

 

Wie haben Sie vier sich überhaupt gefunden?

Heinzel: Das Quartett gibt es seit 1993. Damals war ich noch Kapellmeister am Staatstheater Karlsruhe. Und da gab es diese Ballettvorstellung mit zu wenig Musik. Die Choreografin hatte mehr Schritte, als wir unten Noten hatten. Und weil das Ganze in eine jazzige Richtung ging, sagte ich: „Gut, dann bringt mir einfach ein Klavier.“ Auch der erste Klarinettist, der Bassist und der Schlagzeuger boten sich an – und zu viert füllten wir die Lücke. Das ging spontan sehr gut. Und es stellte sich heraus, dass wir alle vier eine heimliche Liebe zum Jazz hatten. Dann kam der Opernball und mithin auch der Plan, zusammen aufzutreten. Wir studierten drei Nummern ein, führten sie vor und hatten großen Erfolg. Das Publikum wollte mehr – aber wir hatten nur diese drei Titel, also fingen wir wild zu improvisieren an. Bis ein recht angetrunkener Herr auf uns zukam und eine CD von uns haben wollte. So wurde die Idee zum Quartett geboren. Aus dieser ersten CD sind inzwischen sieben geworden. Seit 20 Jahren spielen wir in Deutschland, Europa – und sogar bis nach Indien und Japan haben wir es geschafft. Und überall funktioniert das Konzept.

 

Wie groß ist Ihr Repertoire?

Heinzel: Inzwischen sind es rund 120 Titel – aus den verschiedensten Richtungen, viele davon natürlich Opernarrangements. Dann hat es immer wieder Schwerpunkte gegeben – etwa mit „Wolferls Schmankerln“ eine CD im Mozart-Jahr und mit „Easy to Händel“ eine CD im Händel-Jahr .

 

Andere heißen „Mischen is possible“ oder „Schwansinn“. Wer denkt sich denn solche Titel aus?

Heinzel: Meine Kollegen lieben solche Wortspielereien. Vor allem unser Schlagzeuger Rainer Engelhardt ist sehr wortgewandt – und übernimmt deshalb auch die Moderation unseres Abends. Was die Leute übrigens sehr genießen, denn wenn man weiß, was kommt, ist es noch viel amüsanter.

 

Welche Musik hören Sie privat am liebsten?

Heinzel: Jazz. Ich bin ja Dirigent eines Sinfonieorchesters in Darmstadt und beschäftige mich tagein, tagaus mit Klassik. Für mich ist es sehr gesund, wenn ich dann auch mal Paul Desmond und die großen Meister höre. Das entspannt.

 

Was machen Sie an Weihnachten? Auftreten oder feiern?

Heinzel: Bis 23. Dezember haben wir Termine. Am Heiligabend hat dann jeder Zeit, zu Hause zu feiern. Aber am 28. Dezember treten wir tatsächlich noch mal mit unserem Weihnachtsprogramm auf – weil man den Kartenwünschen sonst nicht nachkommen hätte können.

 

Gibt es schon ein neues Projekt?

Heinzel: Zumindest die Idee. Wir haben ja schon fast alles abgegrast – Oper, Operette, Theater. Eventuell wagen wir uns nächstes Jahr auf das Gebiet des Volksliedes. Das wird schwierig. Aber Schwierigkeiten sind schließlich dazu da, überwunden zu werden.

 

Das Gespräch

führte Anja Witzke.

 

Das Opera Swing Quartet tritt am Donnerstag, 18. Dezember, um 19.30 Uhr im Foyer des Stadttheaters auf. Karten gibt es an der Theaterkasse unter Telefon (08 41) 30 54 72 00.