Brigitte Korn: "Schlichtweg eine Sensation"

19.07.2006 | Stand 03.12.2020, 7:42 Uhr

Abenberg (HK) Mit einer Premiere glänzt dieses Jahr das Klöppelmuseum auf der Burg Abenberg: Erstmals werden in einer öffentlichen Ausstellung die textilen Höhepunkte der Privatsammlung von Tina Frauberger gezeigt, die nicht nur mit ihrem bis heute gültigem Fachbuch "Handbuch der Spitzenkunde", sondern auch ob ihrer Verdienste als Leiterin der Düsseldorfer Anstalt für Kunststickerei" bis 1927 zu den Fachfrauen in Sachen Textilspitze und deren Geschichte gehört.

Als der Heimatverein Abenberg vor einiger Zeit mit kollegialer Hilfe ein Konvolut alter Spitzen aus Privatbesitz fürs Klöppelmuseum ankaufen konnte, stellte sich diese Kiste beim Sichten als wahre "Schatztruhe" heraus. Es war die private Spitzensammlung von Tina Frauberger, einer der ersten Fachfrauen für Textilspitzen im frühen 20. Jahrhundert. Das Museum hat so mit seinen Sammlungsbeständen eine wichtige Aufwertung erfahren und zeigt noch bis Montag, 3.Oktober in seinen Tischvitrinen die textilen "Höhepunkte" aus drei Jahrhunderten als Ausstellungspremiere.

Für Museumsleiterin Brigitte Korn ist dieser Glücksfund "schlichtweg eine Sensation", da in der Frauberger’schen Privatsammlung nicht nur Muster und fertige Werkstücke aus 300 Jahren deutscher Spitzenkunst zu sehen sind.

Besucher aus ganz Deutschland

Für Freunde alter Spitzen und deren Herstellungstechniken bietet die Sammlung zugleich einen Überblick über alle früher angewandten Stick- und Stichtechniken sowie die Vielfalt und Modeerscheinungen an Spitzenmotiven. "Wir hatten schon in den ersten zwei Ausstellungsmonaten Besucher aus ganz Deutschland in der Ausstellung, die wegen der Frauberger-Sammlung nach Abenberg gekommen sind" berichtet die Museumsleiterin der Abenberger Burgmuseen stolz.

Tina Frauberger wurde 1861 im Rheinland geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Gewerbelehrerin an der k.u.k. Fachschule für Kunststickerei in Wien heiratete sie. 1884 kam Tochter Irene zur Welt. Die Scheidung vom Ehemann zwang die junge Mutter 1888 zur Arbeit als Stickerin, wobei sie im Zweitberuf als Verwalterin der Textilsammlungen am Kunstgewerbemuseum in Düsseldorf Einblick in die Bandbreite an Textilspitzenkunst gewann.

Mit Gründung der "Anstalt für Kunststickerei und Frauenerwerb" 1891 in Düsseldorf wurde sie deren Schulleiterin. Sie unterrichtete nach eigenen Lehrplänen, hielt Vorträge und organisierte viel beachtete Textilausstellungen. Ihr 1894 veröffentlichtes Buch "Handbuch der Spitzenkunde" ist bis heute Basisliteratur für Sammlungen und Museen mit Textilobjekten.

Ende in Weimarer Depression

Das Ende für ihre Düsseldorfer Kunststickereischule kam 1927 in den wirtschaftlich schlechtesten Jahren der Weimarer Republik. Tina Frauberger starb 1937.

Die Sonderausstellung "Die Sammlung Tina Frauberger" im Klöppelmuseum auf Burg Abenberg ist bis 3. Oktober zu sehen. Weitere Informationen über die Ausstellungen und Führungen an den Museen auf Burg Abenberg, Burgstraße 16, 91183 Abenberg, jeweils zu den Öffnungszeiten des Museums von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer (0 91 78) 9 06 18 und Fax 90 51 85, ebenso können unter dieser Nummer Museumsführungen und Kindergeburtstage angemeldet werden.