Ingolstadt
Bremsklotz China

Ärger mit Händlern in Fernost macht Audi weiter zu schaffen BMW und Mercedes ziehen davon

04.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:11 Uhr

Ingolstadt (DK) Eine "temporäre Sondersituation" in China hat Audi im 1. Quartal 2017 deutlich ausgebremst. Doch trotz des massiven Absatzeinbruchs dort sieht sich die VW-Tochter finanziell auf Kurs. Allerdings fährt die Münchner und Stuttgarter Konkurrenz den Ingolstädtern inzwischen auf und davon.

Auf dem "zweiten Heimatmarkt" von Audi herrscht dicke Luft. Seit Monaten hadern die chinesischen Vertragshändler der VW-Tochter mit den Deutschen und machen bei ihren Absatzbemühungen nur noch so etwas wie Dienst nach Vorschrift. Hintergrund: Die bisherigen Audi-Partner von First Automotive Works (FAW) sind sauer, weil die Ingolstädter Autobauer mit der konkurrierenden Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) ebenfalls ins Absatzgeschäft kommen wollen; sie fürchten schlichtweg um ihr Geschäft.

Die Folgen des Konflikts zwischen den drei Autobauern um ein zweites Vertriebsnetz im Reich der Mitte umschreibt Audi in einer gestern veröffentlichten Mitteilung so: "Aufgrund einer temporären Sondersituation in China, wo die Ingolstädter derzeit mit ihren lokalen Partnern das strategische Vorgehen für die nächste Wachstumsphase definieren, lag die weltweite Verkaufszahl 7,3 Prozent unter dem Vorjahreswert." Kurzum: Der Absatz der Marke mit den vier Ringen brach im 1. Quartal 2017 auf 422 603 Fahrzeuge ein, nachdem in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres noch 455 869 Wagen ausgeliefert worden waren. Audi müsste das Problem also ganz schnell lösen, wenn es nicht auch deutliche Schrammen in der Jahresbilanz geben soll. Denn auch die Verkäufe der Motorradtochter Ducati sackten im ersten Vierteljahr um 7 Prozent auf 12 530 Zweiräder ab.

Immerhin konnte Audi mit knapp 14,38 Milliarden Euro den Umsatz im Auftaktquartal 2017 fast auf Vorjahresniveau halten - damals erlöste der Konzern noch gut 14,5 Milliarden Euro. Den nötigen Auftrieb brachten dabei laut Audi die "erfolgreichen Modellneuheiten" Q 2 und A 5. Das schlug sich zusammen mit einem besseren Ergebnis aus abgerechneten Devisensicherungsgeschäften im operativen Ergebnis (Ebit) nieder: Hier standen Ende März 1,24 Milliarden Euro zu Buche, nach 1,20 Milliarden Euro in den ersten drei Monaten 2016.

Damals wurde das Ebit allerdings noch durch 100 Millionen Euro Rückstellungen wegen fehlerhafter Takata-Airbags belastet. Ohne Berücksichtigung dieser Sondereinflüsse wäre das Ebit vergleichsweise schlechter ausgefallen. Dies gilt folglich auch für die operative Umsatzrendite, die Audi für das 1. Quartal 2017 mit 8,7 Prozent angibt - nach 8,3 Prozent vor Jahresfrist.

Vor Steuern erwirtschaftete die VW-Tochter im Berichtszeitraum ein Ergebnis von knapp 1,43 Milliarden Euro. Das waren 48,6 Prozent mehr als von Januar bis März 2016. Die Umsatzrendite vor Steuern kletterte damit von 6,6 auf 9,9 Prozent. Zurückzuführen ist dieser große Sprung auf das deutlich verbesserte Finanzergebnis von 180 Millionen Euro - im Vergleichszeitraum des Vorjahres stand hier noch ein Minus von 244 Millionen Euro. Vor allem der Verkauf von Anteilen am Kartendienst Here spülte Audi 183 Millionen Euro in die Kasse.

Davon profitierten in gleichem Umfang aber auch Audis Here-Partner BMW und Daimler. Ungeachtet der Here-Millionen ziehen die Münchner und Stuttgarter Konkurrenten weiter davon. Wie BMW gestern berichtete, steigerte der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres den Absatz um 5,3 Prozent auf 587 237 Autos (BMW, Mini und Rolls-Royce). Allein in China schossen die Verkäufe um 12,4 Prozent auf knapp 143 000 Wagen in die Höhe. Dazu kamen weltweit noch 35 636 Motorräder (plus 5,5 Prozent). Der Umsatz erhöhte sich um 12,4 Prozent auf knapp 23,45 Milliarden Euro und das operative Ergebnis um 7,7 Prozent auf fast 2,65 Milliarden Euro. Das entspricht einer operativen Umsatzrendite von 11,28 Prozent. Das Konzernergebnis vor Steuern kletterte um nahezu 27 Prozent auf rund 3 Milliarden Euro.

Daimlers Pkw-Sparte Mercedes-Benz hatte schon zuvor von einem Absatzplus im 1. Quartal von 14 Prozent auf 568 100 Autos berichtet. Auf dem chinesischen Markt wurden die Stuttgarter mit 144 947 Autos sogar 37,3 Prozent mehr los. Um ebenfalls 14 Prozent legten die Erlöse zu - auf 22,7 Milliarden Euro. Operativ verdiente die Marke mit dem Stern gut 2,23 Milliarden Euro - und damit 62,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsatzrendite lag bei 9,8 (Vorjahr 7) Prozent.