Eichstätt
"Brauchen mehr Zeit"

08.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:44 Uhr

Eichstätt (EK) Der Jurahausverein spricht von einer Abbruchwelle. Wie der Landkreis darauf reagiert und welche Maßnahmen getroffen werden können, um den Abriss der regionaltypischen Gebäude verhindern zu können, darüber unterhielt sich Hermann Redl mit Kreisbaumeister Christian Süppl.

Herr Süppl, teilen Sie die Einschätzung des Jurahausvereins, dass es in den zurückliegenden Wochen und Monaten eine Abbruchwelle gegeben hat?
 
Süppl: Ja, das scheint leider zuzutreffen. Allerdings muss ich einschränken, dass nicht alle der abgebrochenen Gebäude in die Denkmalliste eingetragen waren und dass bei anderen auch das gemeindliche Einvernehmen vorlag. Bei zwei der Anträge hatten auch wir als Kreisbehörde zugestimmt.
 
Im Falle Kinding kann ja von einem besonders dreisten Fall gesprochen werden?
 
Süppl: Das trifft zu. Der Abbruch dort ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Dort wurde ein Juraanwesen erworben und dann abgebrochen. Dieser Fall liegt anders als andere, in denen eventuell ein wenig begüteter Hausbesitzer seit Jahren auf einem Denkmal sitzt und damit ringt, ob er sich die Sanierung leisten kann. Im Fall Kinding hoffe ich, dass die Strafe entsprechend hoch ausfallen wird.
 
Wie kann Abbruchanträgen begegnet werden?
 
Süppl:
Wir haben zwar das Denkmalschutzgesetz, aber das erweist sich in der Praxis immer wieder als wenig praktikabel. Die Realität sieht oft anders aus. Und mit der müssen wir uns auseinandersetzen.
 
Das heißt?
 
Süppl:
Es geht nicht ohne Bewusstseinswandel. Und da hoffe ich, dass das Leader-Projekt Inwertsetzung von Jurahäusern nach und nach seine Früchte trägt. Deshalb haben wir im Jurahaus-Sonderprogramm zwischenzeitlich auch die Notsicherung von Dächern aufgenommen. Damit hoffen wir, den Häusern Zeit zu geben, damit sich ihre Besitzer eines Besseren belehren und den Wert des Hauses schätzen lernen. Wir müssen den Menschen etwas anbieten und gleichzeitig eine Perspektive aufzeigen, wie sie ihr Denkmal nutzen können. Der Jurahausverein hat da schon viel erreicht, da müssen wir weiter dran bleiben.