Ingolstadt
Brandgefährlich

In Ingolstadt verfolgt man die Katastrophe in Paris besonders aufmerksam - vor allem wegen des Münsters

16.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:40 Uhr
Geschätzt 2500 Tonnen Holz sind im Dachstuhl des Münsters verbaut - gerade an Silvester ist es deswegen sehr gefährdet, findet nicht nur Münsterpfarrer Bernhard Oswald. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Nach dem Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame dürfte in Ingolstadt die Diskussion um die Durchsetzung des Feuerwerksverbots an Silvester rund um das Münster im wahrsten Wortsinn verstärkt wieder aufflammen. Immerhin sind in dem Dachstuhl - einem der größten in ganz Süddeutschland - schätzungsweise 2500 Tonnen Holz verbaut.

"Der Brand der Kathedrale hat mich stark betroffen gemacht", sagt Münsterpfarrer Bernhard Oswald. Ihm sei dabei auch sofort die jährlich aufkommende Diskussion über das Silvesterfeuerwerk rund um das Münster wieder in den Sinn gekommen. Oswald äußerte seine Hoffnung, dass vor dem Hintergrund des Großbrandes in Paris nun auch ein besserer Schutz des Liebfrauenmünsters an Silvester möglich gemacht werden könnte.

Ursache für die Brandkatastrophe von Paris sind freilich keine Feuerwerksraketen, sondern wohl eher aktuelle Bauarbeiten im Dachstuhl. Die zumindest sind am Münster kein Thema. Derzeit, so Oswald, stünden an dem Ingolstädter Bauwerk keine größeren Baumaßnahmen an. Zuletzt seien nur einzelne Dachziegel ausgetauscht worden. Außerdem sei vorgesehen, in den Aufgängen weitere Holzplanken zur Sicherheit vor möglichen Abstürzen anzubringen.

Auch die Ingolstädter Feuerwehrleute verfolgten den Großbrand und die Löscharbeiten in Paris mit großer Anteilnahme. "Der Schutz von Bauwerken und Kulturgütern ist immer ein Ziel. Allerdings steht die Brandbekämpfung immer im Vordergrund", sagt Josef Huber, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Es werde im Einsatz versucht, beide Maßnahmen parallel zueinander anzustoßen. "Dabei ist aber auch die mögliche Gefährdung der Feuerwehrleute ein Thema", so Huber. Eine Sanierung von Bauwerken, wie gerade in Paris sei nie ganz ungefährlich. "Bei solchen Arbeiten wird der lokale Brandschutz oft außer Kraft gesetzt, die Technik dann durch den Menschen ersetzt. Es ist derzeit aber schwer abzuschätzen, wie ein solcher Brand entstehen kann", sagt Huber.

Das Thema Silvesterfeuerwerk im Umfeld des Münsters sei bei der Feuerwehr auch "immer präsent", so Huber. "Wir unterstützen das Verbot, können es aber nicht umsetzen. Das ist Aufgabe der zuständigen Behörden." In den vergangenen Jahren habe es wegen Silvesterraketen immer wieder Rauchentwicklung im Dachstuhl gegeben, die die Brandmeldeanlage auslösten. Für die Feuerwehr sei das durchaus eine Herausforderung. "Es geht dort über sieben Stockwerke nach oben", sagt Huber.

Die Problematik war in der Februarsitzung des BZA Mitte intensiv diskutiert worden - mit dem Ergebnis, dass sich das Gremium für bessere Kontrollen im Umfeld des Münsters an Silvester aussprach. Die Fraktion der UDI hatte bereits im Dezember in einem Antrag ein böllerfreies Zentrum gefordert oder alternativ, Ausweichbereiche zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern auszuweisen.

Das Presseamt der Stadt teilte dazu gestern auf Anfrage mit, dass laut Paragraf 23 des Sprengstoffgesetzes das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen ohnehin verboten sei. Zuwiderhandlungen können demnach entsprechend verfolgt werden. "Der Antrag der UDI ist in der Februarsitzung des Stadtrates in die entsprechenden Ausschüsse verwiesen worden", sagt Stadtsprecher Michael Klarner. "Demnächst soll im Stadtrat auch unter Miteinbeziehung der Stellungnahme des BZA Mitte erneut darüber beraten werden."
 

Michael Brandl