Roth
Botschafter des Rock ’n’ Roll

09.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

 

Roth (HK) Klar, dass zum Rother Stadtjubiläum eine echte "Kracherband" in die Kreisstadt kommen musste. Mit der Verpflichtung der Spider Murphy Gang ist genau das gelungen: Nicht nur ein Kracher, sondern auch noch "krachledern" ging es in der Mehrzweckhalle zu.

Ein sichtlich stolzer Bürgermeister Richard Erdmann ließ es sich nicht nehmen, das Publikum zu begrüßen und zum Stadtjubiläum eine der bekanntesten deutschsprachigen Bands anzusagen. Die ließ daraufhin nicht lange auf sich warten, und die Spider Murphy Gang trat ins helle Scheinwerferlicht der Bühne. Sänger Günther Sigl begrüßte alle "5000 Zuschauer" und freute sich sehr, dass so viele gekommen seien, "uns junge Künstler" zu hören. Sowohl das eine als auch das andere war etwas übertrieben, es waren "nur" 1800 Besucher und ein bisschen in die Jahre gekommen ist die Band nach über 30 Jahren Schaffenszeit durchaus. Macht aber nichts, schon mit ihrem erste Song "Rock ’n’ Roll Shoes" merkte man, dass sie nichts verlernt hatten. Vor allem Gitarrist und Frontmann Gerhard Gmell alias Barny Murphy gab schnell Vollgas.

Im Publikum herrschte von Anfang bis Ende eine Bombenstimmung. Eine bunte Mischung war gekommen, und davon nicht wenige mit Lederhose und Gamsbart. Auch zwischen den Stücken war der Lärmpegel ziemlich hoch, die Feierlaune war wichtiger als die Musik. Sich wieder wie Anfang 20 zu fühlen, war für die älteren der Gäste einfach zu schön. Aber bei den legendären Klassikern verstummten die Gespräche und es wurde lauthals mitgesungen. Den Wortlaut von "Skandal von Sperrbezirk", wohl dem größten Hit der "Spider Murphy Gang", brauchte auch niemand vorgesagt zu bekommen. Lange ist es her, dass sich Radiosender weigerten, dieses Lied wegen des Wortes "Nutte" zu spielen, aber es hat nichts gebracht, dieser Song gehört inzwischen zum bayerischen Kulturgut. Passend hierzu das Bekenntnis von Sänger Sigl, dass sie sich nicht nur als Rocker, sondern auch als "kulturelle Botschafter" sehen, als Botschafter des Rock ’n’ Roll.

Trotzdem zeichnete sich nach eineinhalb Stunden das Ende der Zeitreise in das letzte Jahrhundert ab, aber so schnell ließ das tobende Publikum die Helden nicht ziehen. Und so wurde unter frenetischem Applaus noch die eine oder andere Zugabe mehr gespielt als geplant.