Hilpoltstein
Boom bei Krippen- und Hortplätzen

Landkreis lässt sich Jugendhilfe und Jugendarbeit knapp fünf Millionen Euro kosten

29.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:22 Uhr

Hilpoltstein (rok) Jugendhilfe bedeutet auch Statistik und Zahlen. Und damit bediente Jugendamtsleiter Manfred Korth die Mitglieder des Jugend- und Familienausschusses am Donnerstag reichlich. Schließlich muss der Landkreis auch zahlen. Der voraussichtliche Zuschuss für Jugendarbeit und Jugendhilfe steigt im nächsten Jahr um knapp 67 000 Euro von 4,77 auf 4,84 Millionen Euro.

„Ich finde den Zuschuss von 4,8 Millionen bedenklich“, sagte Kreisrat Michael Kreichauf (CSU). Ein hohes Niveau sei das, obwohl die allgemeine Wirtschaftslage so gut sei, wie lange nicht mehr. Kreiskämmerer Jürgen Lafère beruhigte: 1,4 Prozent Steigerung im Haushalt sei nicht viel. „Ich habe Kollegen in Mittelfranken, da sind die Zuwachsraten zweistellig.“

Zu Buche schlägt im Haushalt vor allem der Zuschuss von 334 000 Euro an die Erziehungsberatungsstelle. Dafür werden dort eineinhalb neue Stellen geschaffen und die neue Außenstelle in Thalmässing finanziert. „Die Politik hat uns die Möglichkeit gegeben, präventiv zu arbeiten“, bedankte sich Elfriede Schweinzer, Leiterin der Erziehungsberatung. „Vorher waren wir eher Feuerwehr.“

Vor allem, wenn ab 1. Januar ein neuer Sozialpädagoge seinen Dienst antritt, hofft Schweinzer die Bugwelle von unerledigter Arbeit langsam abbauen zu können. Derzeit betrage die Wartezeit auf einen Termin drei bis sechs Wochen. „Das wird noch eine Weile so bleiben“, sagte Schweinzer. Ab Mitte 2014 sollen die angestrebten zwei Wochen Wartezeit erreicht werden.

Größter Posten im Haushalt ist mit rund zwei Millionen Euro aber nach wie vor die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Heimen. Derzeit leben rund 27 Kinder aus dem Landkreis in Heimen, vier weniger als im Vorjahr. Dafür ist die Zahl der Kinder, die in Pflegefamilien betreut werden um 4 auf 69 gestiegen. Eine gute Entwicklung, so Jugendamtsleiter Manfred Korth. Bei seinem Amtsantritt sei das Verhältnis von Heim- zu Pflegekindern noch zwei Drittel zu ein Drittel gewesen. Jetzt sei es umgekehrt. Das entlastet nicht nur die Kassen, es ist auch für die Kinder ein riesiger Vorteil. „Jeder hat für mich ein Recht auf Familie“, sagte Korth.

Den größten Boom erlebten die Kinderkrippen. 2004 gab es genau 12 Plätze im gesamten Landkreis, dieses Jahr sind es 575, 2014 rechnet Korth mit 899 Krippenplätzen. Eine Entwicklung, die der Thalmässinger Michael Kreichauf „im ländlichen Raum so nicht erwartet“ hat. Allerdings gibt es nicht überall genügend Krippenplätze. Schlusslicht ist ausgerechnet die Kreisstadt Roth. Dort steht nur für 25 Prozent der Kinder ein Krippenplatz zur Verfügung, in Greding sind es nur 28,6 Prozent. Spitzenreiter sind Wendelstein (85,5 Prozent) und Georgensgmünd (104,4 Prozent), im grünen Bereich liegen laut Korth Thalmässing (35,6), Allersberg (36,4), Heideck (37,5) und Hilpoltstein (39,3). Gestiegen ist auch die Zahl der Hortplätze, und zwar von 218 im Jahr 2003 auf 869 in diesem Jahr. Eine Entwicklung, die Korth begrüßt: „Ich bin ein Fan von Horten.“ In Gruppen würden die Kinder Sozialkompetenz lernen und die Ferienbetreuung wäre auch gesichert. Gesunken ist dagegen der Bedarf an Kindergartenplätzen, von 4341 im Jahr 2003 auf 3968 in diesem Jahr.

„Die massive Ausweitung der Kinderbetreuung hat richtig Geld gekostet“, sagte Büchenbachs Bürgermeister Helmut Bauz. „Das Geld ist sinnvoll angelegt, aber das muss man auch mal draußen den Bürgern sagen.“ Auch wenn die Zahlen keineswegs beunruhigend sind, auf den Landkreis dürften in Zukunft weitere Kosten zukommen, vor allem durch die Inklusion. „Das wird uns verdammt viel Geld kosten. Da ist Deutschland noch Entwicklungsland“, sagte Walter Schnell. Weitere Kosten könnten, so Schnell, im Ganztagesbereich der Grundschulen entstehen. Denn laut Seehofers Regierungserklärung sollen alle bayerischen Grundschulen bis 2018 einen Ganztagsbereich haben. „Das kommt bestimmt“, sagte Gertrud Reuter (SPD) und es sei immer noch wesentlich billiger als die Folgekosten für Kinder, die aus der Reihe tanzen. Derzeit gibt es im Landkreis 29 gebundene und 7 offene Ganztagsklassen, ausschließlich an Grund- und Mittelschulen.