Schrobenhausen
Bohren durch harten Fels

Bauer arbeitet im Spessart am Schwarzkopftunnel der Bahn

08.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Die größte Inlandsbaustelle des Schrobenhausener Spezialtiefbaukonzerns Bauer liegt im Spessart. Auf rund 43 Millionen Euro beläuft sich der Auftrag für das Unternehmen bei den Bauarbeiten für die Bahnumfahrung des Schwarzkopftunnels.

Der Mann fürs Große bei Bauer ist Klaus Wecker (kleines Foto). Der 58-jährige Bauingenieur hat schon die Verantwortung für Bauerprojekte am neuen Berliner Hauptbahnhof getragen oder bei der U-Bahn in Hamburg. Auch an einem Kraftwerksbau in Rotterdam war Wecker für Bauer beteiligt und hatte vier Jahre lang die Fäden in der Hand für das Bauer-Engagement am Mittleren Ring in München. Seit fast einem Jahr hat Wecker sein Büro in einem Containerdorf im Spessart aufgeschlagen.

Was Bauer dort für die Deutsche Bahn in Zusammenarbeit mit weiteren Baufirmen leistet, werden die Passagiere der Züge nicht wirklich mehr sehen. Aber die Zahlen klingen durchaus gigantisch. Insgesamt 50 000 Meter Pfahlgründungen mit Durchmessern zwischen 90 Zentimetern und 1,50 Meter für den Bahndamm treiben die Bauer-Spezialisten in den felsigen Boden des Spessarts. Der hat es in sich: Diorit, Gneis und Buntsandstein bringen auch die Bauer-Bohrgräte an die Schmerzgrenzen. Ganz besonders, was den Verschleiß der Bohrköpfe angeht.

„Das ist außergewöhnlich, aber damit haben wir gerechnet“, sagt Wecker. Und ganz locker fügt er noch hinzu: „Wir müssen damit umgehen“. Die richtige Planung macht’s eben möglich, dass es trotzdem keinen langen Stillstand auf der kilometerlangen Baustelle gibt.

Am Rande der Bahnstrecke zwischen Würzburg und Frankfurt zeigt Bauingenieur Sirko Schur, wie so eine Bohrstelle aussieht. Überall rund um das Bohrgerät liegt feiner weißer Staub. Die Maschine steht. Dort, wo sonst die scharfen Spitzen der Bohrkopfzähne liegen, sind jetzt nur noch gerade Flächen zu sehen, die tiefe Riefen tragen. Für den Bauleiter und Sicherheitsbeauftragten nichts Ungewöhnliches. Die Teile müssen eben ausgewechselt werden.

Noch ein Jahr wird die gut 40-köpfige Bauer-Truppe am Neubau der insgesamt vier neuen Tunnel, die den 1856 erbauten Schwarzkopftunnel ersetzen sollen, arbeiten. Auch der technische Aufwand ist groß: Zwei BG 40, zwei BG 28 , eine BG 20, drei Ankerbohrgeräte sowie einige Nagelbohr- und Spritzbetongeräte sind im Dauereinsatz. Bis zum Herbst 2015 werden rund 35 000 Quadratmeter Pfahlwände gebaut worden sein. Überall, wo die Züge in Zukunft in die Tunnel hinein- und auch wieder hinausfahren, haben die Bauer-Techniker dann Spritzbetonwände bis zu 30 Metern Höhe errichtet.

Doch, es ist nicht nur der steinige Felsboden, der die Spezialisten vor besondere Herausforderungen stellt. Überall entlang der Bahnstrecke ziehen sich Hochspannungsleitungen. Schur weist auf ein BG 28 hin. Normalerweise wäre der Mast 21 Meter hoch. „Wir müssen aber mindestens fünf Meter Sicherheitsabstand zu den 380-Kilovoltleitungen einhalten“, so Schur. Damit nichts passiert, wurden die eingesetzten BG 28 mit einem 16,50 Meter kurzen Mast versehen.

Für Wecker ist das alles wenig aufregend. Trotz der großen Verantwortung für das Millionenprojekt schlafe er jede Nacht ganz ruhig: „Wir haben ein tolles Team hier.“