Pfaffenhofen
"Bloß koa Gschroa"

Mischung aus alten Hasen und jungem Blut: Musikanten aus der Volksmusikszene

15.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:43 Uhr

Junge Garde: Elisabeth Landfried führt als Jugendleiterin beim Trachtenverein Ilmtaler Pfaffenhofen die Kinder an die Volksmusik heran - Foto: Ermert

Pfaffenhofen (DK) „Auferstanden aus Ruinen“ ist die Volksmusikszene im Landkreis. Was vor zwei Jahrzehnten noch vor sich hin dümpelte, erlebt seit einigen Jahren seinen zweiten Frühling. „Die Alten haben’s drauf, die Jungen rücken nach“, sagt Elisabeth Landfried, die für die junge Garde steht.

Die 26-Jährige ist Jugendleiterin beim Trachtenverein Ilmtaler Pfaffenhofen – und als solche für 30 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren zuständig. Sie muss es wissen, was am bayerischen Brauchtum für die Jugend so interessant ist, dass sie sich Woche für Woche zum Tanzen, Musizieren und nicht zuletzt zum Spaß haben trifft. „Wir haben seit einigen Jahren einen konstant hohen Zulauf. Offenbar sind wir ein wenig in“, sagt Landfried. Auf einen längeren Zeitraum betrachtet, hält der Aufschwung allerdings nicht ständig an. „Das sind so Wellen. Mal kommt eine Gruppe dazu, mal haben wir eher Flaute – aber seit einiger Zeit sieht es echt gut aus.“

Hardcore-Trachtler sind die jungen Leute aber nicht, zumindest nicht alle von ihnen. „Manche nehmen das schon sehr ernst. Andere hören jede Art von Musik, aber halt auch das original Bayerische – und so soll es doch auch sein“, sagt sie. „Bloß koa Gschroa“. Locker und unkompliziert, ohne allzu großen Druck und immer mit den nötigen Freiheiten versucht sie die Jugendstunden zu leiten. „Dann läuft’s am besten“, sagt Landfried. Das Schwierigste ist für sie, die Heranwachsenden zum richtigen Zeitpunkt an die Aktivengruppe heranzuführen. „Da ist Fingerspitzengefühl gefragt“, sagt sie. Zu lange wolle keiner warten. Aber zu früh mache auch keinen Sinn. „Dann sind sie überfordert.“

Das gilt für alle: für Tänzer und auch für Musikanten. Die erleben seit inzwischen 15 Jahren einen scheinbar nie enden wollenden Aufschwung. „Wir haben einfach den richtigen Zeitpunkt erwischt, als wir mit unserem Stammtisch begonnen haben“, sagt Renate Stallmeister, die Vorsitzende von Bayern, Brauch und Volksmusik. Sie hat damals damit begonnen, die echte Volksmusik wieder stärker von der volkstümlichen Musik zu trennen. „Es war eine absolute Nische. Aber die haben wir in den vergangenen Jahren in einen großen Saal verwandelt, in dem alle Platz haben“, sagt sie. Die Holledau war lange ein schlechtes Pflaster für die Volksmusikanten. „Dann kam die Wende, immer mehr Stammtische, schließlich wieder erste Volksmusikseminare – und heute laufen wir einigen den Rang ab, die uns früher nur belächelt haben.“

Das gilt auch für den Nachwuchs. Die Jungmusikantenstammtische des Vereins sind regelmäßig ganz hervorragend besucht und haben keinerlei Mangel an jungen, hungrigen Musikern, die auch einmal vor Publikum auftreten wollen. Rosa Karger spielt selbst bei den Tanzbod’nfegern, unterrichtet in Burgstall Gitarre – und moderiert die Stammtische für die Volksmusikjugend. Sie spricht von einer enormen Nachfrage, die von den wenigen Volksmusiklehrern in der Umgebung nicht gestillt werden kann. „An den Musikschulen spielt die Volksmusik keine Rolle. Und für manche Instrumente wird es wohl eher schwierig, sich dauerhaft zu behaupten“, sagt sie und spielt damit auf Zither, Harfe oder Hackbrett an. „Man kann sie nicht laut spielen, daher werden sie Probleme haben.“ Ganz anders sieht es bei der Blasmusik aus, die von den Kapellen natürlich kräftig gepusht wird. „Da herrscht kein Mangel, da drängt die Jugend hin“, sagt Karger, die auch von einem Trend zu mehr Professionalität spricht.

Bange muss einem um die Volksmusik trotzdem nicht werden. Viktoria Zäch aus Raitbach wird sogar noch deutlicher: „Die Stammtische sind gut, auch wenn sie sich mehr an die älteren Semester richten. Trotzdem bin ich mir sicher: In zehn Jahren werden wir mehr richtig gute Volksmusikanten haben als heute.“