Leserbrief
BLLV sollte sich nicht in das Thema Abitur einmischen

17.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:57 Uhr
Deutliche Worte zur Bildungspolitik in Bayern: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann (r.) vergangene Woche bei ihrem Besuch der Mitgliederversammlung des BLLV-Kreisverbands Ingolstadt. Vor ihrer Rede hatte sie unserer Zeitung ein Interview gegeben, das auch auf Widerspruch stößt. −Foto: Eberl

Zum Interview mit Simone Fleischmann, der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), erschienen am 9. Mai unter der Überschrift "Wir verlieren zu viele Kinder".

 


Da es Simone Fleischmann immer wieder schafft, sich medienwirksam in Szene zu setzen, möchte ich mich als einer der relativ pauschal gescholtenen Gymnasiallehrer und als ein ganz normales Mitglied des Philologenverbandes zu Wort melden.

Leider muss auch ich der an Frau Fleischmann gerichteten Kritik zustimmen, dass sie sich als Präsidentin des BLLV bei Themen, die das Gymnasium und das Abitur betreffen, doch lieber etwas zurückhalten sollte.

Denn wie jeder weiß, der sich nicht nur oberflächlich mit der Bildungspolitik in Bayern beschäftigt, vertritt der BLLV in der Tat fast ausschließlich die Interessen und Belange der Kolleginnen und Kollegen in den Grund- und Hauptschulen des Freistaates. Der Verband der Gymnasiallehrer ist (wie im Interview immerhin eingestanden) der Philologenverband.

Wenn es um Themen geht, die spezifisch die Grund- oder Mittelschule betreffen, darf, soll und muss sich also Frau Fleischmann äußern. Als Privatperson darf sie selbstverständlich auch eine Meinung zum Gymnasium und Abitur haben und auch äußern, schließlich haben wir ja Meinungsfreiheit.

Was allerdings für meinen Geschmack (und für den vieler Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium) deutlich zu weit geht, ist, dass Frau Fleischmann sich in letzter Zeit - und das Matheabitur war hier wohl wieder einmal ein "gefundenes Fressen" für sie - sofort lautstark zu Themen äußert, die mit ihrem Verband nur am Rande (oder eigentlich: gar nichts) zu tun haben.

Um es mit einem nicht sonderlich gewagten Vergleich zu versuchen: Wenn es Probleme mit der Fleischverarbeitung bei der Metzgerinnung gibt, dann erwarte ich doch auch, dass sich hier ein Metzger als Experte zu Wort meldet und nicht etwa der Innungsmeister des Bäckerhandwerks, nur weil der eine Gruppe vertritt, die ebenfalls etwas mit Nahrungsmittelherstellung zu tun hat.

Ein kleiner Vorwurf muss in diesem Zusammenhang leider auch den betreffenden Journalisten gemacht werden, die anscheinend so verzweifelt auf der Suche nach Bildungsexperten sind, dass ihnen wohl nicht unbedingt bewusst ist, dass die medial sehr präsente Frau Fleischmann hier keineswegs die erste oder beste Ansprechpartnerin ist, wohl eher nur die erst-beste?

Langer Rede kurzer Sinn: Wir Gymnasiallehrer kümmern uns um die Gymnasialthemen, und Frau Fleischmann möge sich bitte ganz intensiv und auch gerne so oft und so medienwirksam wie sie mag zu ihren Themen äußern, da fände ich es auch sehr schlechten Stil, wenn sich die Gymnasiallehrer in Themen einmischen würden, die ausschließlich die Grund- und Mittelschulen und den BLLV etwas angehen.

Ach ja, ich selbst bin kein Mathelehrer, insofern habe ich mich bei Mathelehrern an meiner Schule erkundigt, was diese zum Thema Mathe-Abitur meinen. Ich selbst als Englischlehrer würde mich nicht auf den Marktplatz stellen und meinen Senf zum Matheabitur geben, nur weil ich zufällig auch in der Unterrichtsbranche tätig bin.

Joachim Mathieu,

Eichstätt,

Studiendirektor

am Gabrieli-Gymnasium