Blick zurück, Bravorufe und Ehrungen

23.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

Schönesberg (ahl) Ehrungen einmal anders bot die Kreis-Frauen-Union am Sonntag in Ehekirchen. Weil trockene Versammlungen traditionell nicht unbedingt zu den am besten besuchten Veranstaltungen gehören, hatte sich Kreisvorsitzende Sofia Käfer ein besonderes Schmankerl für langjährige Mitglieder ausgedacht.

So ging der Urkundenverleihung und wenigen, dafür prägnanten Reden ein unterhaltsames Klassikkonzert voran, und ein selbst gemachtes Büfett schloss sich an. Dass die Idee gut ankam, bewies allein schon der gut gefüllte Pfarrstadl in Schönesberg, aber auch Bravorufe während und nach dem Konzert sowie gutes Sitzfleisch der Teilnehmerinnen, die bis spät in den Abend hinein Gespräche und zwangloses Beisammensein genossen.

"Mitglieder sind Voraussetzung und Grundlage für jegliches Wirken und Arbeiten, ob Verein oder politische Vereinigung", stellte Käfer den Auszeichnungen voran. Zu ehren sei zuallererst die Einstellung der Frauen, die sich über einen langen Zeitraum zu einer politischen Partei, zur Sache der Frauen und zur Frauen Union bekannt hätten. Das sei heute nicht mehr selbstverständlich. Die Bereitschaft, sich politisch zu engagieren, sinke rapide. "Irgendwie sind die Frauen nicht viel weitergekommen", meinte die FU-Kreisvorsitzende und verwies darauf, dass immer noch viel zu wenige Frauen in politischen Ämtern zu finden seien.

Das war vor 42 Jahren auch schon so, vielleicht noch ein wenig krasser, berichtete Marlies Bauer, die damals zusammen mit Maria Friedmann die Kreis-Frauen-Union gründete und sie dann 13 Jahre lang führte. Sie war die erste Stadträtin Schrobenhausens und musste sich noch Aussagen anhören wie: "Es gibt keine Frauenthemen im Stadtrat." Was sie konterte mit: "Es gibt auch keine Männerthemen im Stadtrat." Wohl aber solche, die Männern schlicht nicht auffallen wie nahezu unerreichbare und daher kaum zu putzende Fensterscheiben im neuen Rathaus, was sie damals sofort moniert habe. "Das wäre jeder von ihnen aufgefallen, meine Damen", adressierte sie ihre Zuhörerinnen.

Für 40 Jahre wurde Marlies Bauer geehrt und machte in humoriger Weise, aber auch immer noch kampflustig den Jüngeren Mut, Frauen für Politik zu gewinnen. Die Dinge seien nicht besser geworden, befand auch sie. Eine Ursache sieht sie in mangelndem Selbstbewusstsein der Frauen, die häufig sagten, sie wüssten nicht, "ob ich das kann". Noch nie, meinte Bauer, habe sie "einen Mann etwas so Dämliches sagen hören – die wissen alles, können alles und trauen sich alles zu".

Sofia Käfer und die Ortsverbandsvorsitzenden Renate Gampl aus Schrobenhausen, Roswitha Haß aus Neuburg und Rosemarie Haag aus Rennertshofen verabschiedeten noch einmal Annemarie Höcht, die 24 Jahre Kreis- und 29 Jahre Ortsverbandsvorsitzende war. Käfer würdigte Höcht als "politisches Urgestein", zumal sie auch über die Landkreisgrenzen hinweg aktiv war und ist, ob als Bezirksrätin oder Landesschatzmeisterin.