Ingolstadt
Blaue Steckdosen in Ingolstadt

21.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Stromzähler ablesen: Vielleicht erledigen das bei einigen Ingolstädtern in Zukunft nicht mehr die Stadtwerke. Anbieter RWE eröffnet ein Kundenzentrum in der Innenstadt. - Foto: Rössle

Ingolstadt (clm) Seit einigen Tagen fahren kleine Autos mit großen blauen Steckdosen auf dem Dach durch Ingolstadt. Diese Flitzer stehen für eine neue Ära: Die Stadtwerke Ingolstadt bekommen Konkurrenz vor Ort. Am Samstag eröffnete in der Fußgängerzone ein RWE-Kundenzentrum.

Fast alle Ingolstädter seien bei den Stadtwerken unter Vertrag, so Susanne Gelbmann vom Verbraucherservice Bayern. "Allerdings gibt es durchaus Stromanbieter, die um einiges günstiger sind." Mit attraktiven Preisen hofft Ingo Butters einige Kunden für die RWE gewinnen zu können. "Ingolstadt ist ein interessanter Markt", meint der Pressesprecher der Lechwerke, die das Kundenzentrum betreibt.

 
Bei den Stadtwerken bringen die Angebote von RWE bisher jedoch niemanden aus der Ruhe. "Wenn man beim Konkurrenten die einmalige Wechselprämie abzieht, unterscheiden sich die Beträge kaum von unseren", meint Matthias Bolle. Trotzdem nimmt der Geschäftsführer der Stadtwerke den Wettbewerb zumindest ernster als zuvor. "Die Bedingungen haben sich schon verschärft, aber RWE ist keine Bedrohung für uns."

Seit zwölf Jahren können die Verbraucher in Deutschland ihren Stromanbieter frei wählen. "Bisher haben aber nicht einmal fünf Prozent ihren Versorger gewechselt", meint Gelbmann. "Viele befürchten einfach, dass ein anderer Versorger irgendwann pleite geht und sie dann ohne Strom da stehen." Aber auch wenn ein Anbieter im Wettbewerb nicht besteht, sitzen die Kunden nicht im Dunkeln: Die Stadtwerke als Grundversorger liefern trotzdem weiterhin Elektrizität, ohne Umstände.

Im vergangenen Jahr versuchte bereits die Lichtblick AG in Ingolstadt Fuß zu fassen. "Doch von Seiten der Stadtwerke kam der Vorwurf auf, unsere Energieberater hätten sich als Stadtwerkemitarbeiter ausgegeben", erinnert sich Katinka Königstein von der Pressestelle des Ökostromversorgers. "Unsere Mitarbeiter haben dem widersprochen. Aber letztlich stand in diesem Fall einfach Aussage gegen Aussage." Es komme durchaus häufiger vor, dass sich ein Unternehmen nicht unbedingt auf Wettbewerb einstelle. "Trotzdem haben wir einige Kunden in Ingolstadt für unseren umweltfreundlichen Strom gewinnen können."

Die günstigeren Tarife anderer Anbieter kommen dadurch zustande, dass die Stadtwerke die Stromproduktion und die dazugehörige Verwaltung finanzieren müssen, so Gelbmann. "Andere vermitteln die Elektrizität ja nur, aber produzieren letztlich keinen Strom. Da steckt viel weniger Aufwand und Personal dahinter." Auch Bolle ist sich über die höheren Preise durchaus im Klaren. "Aber die Stadtwerke wollen kein Billiganbieter sein, sondern gute Qualität liefern. Dazu gehört auch ein Kundenzentrum für die Erreichbarkeit." Und so ein Anspruch koste nun einmal Geld.

Grundsätzlich rät der Verbraucherservice den Kunden, mindestens einmal im Jahr Angebote zu vergleichen, wenn nötig schließlich zu wechseln. "Dabei sollte man aber immer abwägen, ob sich ein Wechsel auszahlt. Selbst wenn der Tarif günstiger ist: Nur sehr wenige Anbieter haben auch einen Ansprechpartner vor Ort." Bisher waren das in Ingolstadt eben nur die Stadtwerke. Aber genau in diesem Punkt versucht der RWE-Energieladen in Ingolstadt Kunden zu gewinnen. "Wir wollen persönlich erreichbar sein. Unsere Kunden können einfach zu uns in die Innenstadt kommen und mit uns reden", meint Sprecher Ingo Butters.