Blasibauer gestorben

02.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:05 Uhr

Walter Wagner in "seinem" Bauerngerätemuseum in Hundszell. Am Mittwoch starb er überraschend im Alter von 65 Jahren. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Nicht nur in Hundszell wird getrauert. Walter Wagner, im Ort unter seinem Hausnamen Blasibauer bekannt, ist Mittwochnacht völlig unerwartet im Alter von 65 Jahren gestorben. Mit ihm geht die Seele des Bauerngerätemuseums, an dessen Aufbau er in seinem Hof an der Probststraße maßgeblich beteiligt war.

Der Hundszeller war mit Leib und Seele Landwirt. Als er Anfang der 1990er Jahre aus gesundheitlichen Gründen die Arbeit als Bauer einstellen musste, hat ihm das Herz geblutet. Da kam es ihm nur recht, dass die Stadt für die Bauerngerätesammlung des Hundszellers Isidor Stürber ein Domizil suchte. Jahrelang hatte der 1991 gestorbene Schlosser Stürber auf dem Dachboden der Kirche alles gesammelt, was mit der Landwirtschaft zu tun hat. Walter Wagner bot seinen Hof als "begehbares Depot mit Besichtigungsmöglichkeit" an, so die erste offizielle Bezeichnung.

Dass daraus eines der schönsten Museen Ingolstadts geworden ist, war vor allem dem Engagement Wagners zu verdanken. Mit Feuer und Flamme arbeitete er unter Regie der Stadt am Ausbau, richtete sich eine Werkstatt ein und baute Treppen sowie Zwischendecken in seine Scheune. Die Leute kamen in Scharen, zu Hoffesten, Märkten und Ausstellungen, und trugen den Namen Hundszell in die Region hinaus. Bisweilen schien es, als sei der Stadt der Erfolg ein wenig unheimlich. Lange war noch von der Bauerngerätesammlung die Rede, obwohl daraus längst ein richtiges Museum geworden war. Heute gibt es an dessen Bedeutung keine Zweifel mehr.

"Grüß Gott, Herr Museumsdirektor", hieß es oft mit einem Augenzwinkern, wenn Dorfbewohner den stets freundlichen Blasibauern am Zaun gleich neben dem großen Walnussbaum stehen sahen. Dieses Amt mag ein anderer inne haben, doch für die Leute war der Wagner-Walter der Motor der Einrichtung, ein Glücksfall. Hier hat er sich verwirklicht. Selbst im Winter, wenn das Museum geschlossen war, tüftelte er und überraschte die Besucher im Frühjahr darauf mit einem Taubenschlag, einem weiteren Ausstellungsraum oder anderen Neuerungen. Wagners umgängliche Art, sein bescheidenes Auftreten und seine Hilfsbereitschaft werden nicht nur den Hundszellern fehlen.

Requiem ist heute um 13.30 Uhr in der Kirche Hundszell, die Beerdigung findet um 14.30 Uhr am Südfriedhof statt.