Bizarre Texte

10.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:21 Uhr

Grandiose Querdenkerin: Martina Schwarzmann. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) "Gehst Du jetzt no zum Zehanoglschneidn" "Na, i muaß hoam – Pimpern fürn Frieden!" Dieses Gespräch vor der Neuen Welt in Ingolstadt nach dem Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann zeugt von ihrem Talent, Witz zu versprühen, der hängen bleibt und weitergetragen wird. Wer genau wissen möchte, was sich hinter diesen Sätzen verbirgt, muss die Senkrechstarterin aus dem niederbayerischen Überacker bei den Kabaretttagen 2009 im Festsaal besuchen (am 1. April).

Dank des Jubiläums der Kleinkunstbühne Neue Welt kamen 120 Gäste in den Genuss, der feinsinnigen Bauerstochter und gelernten Köchin im kleinen Rahmen bei dem zuzuhören, was sie am besten kann: Skurrile Geschichten und bizarre Texte sprechen, singen oder in Gedichtform vortragen – minimalistisch, sympathisch, ideenreich, hintergründig und einfach herzerfrischend komisch.

Der trockene Humor, einen Blick für das Wesentliche und die wunderbare Gabe des Geschichtenerzählens machen Martina Schwarzmann zu einem wirklichen Schmankerl in der oft allzu plumpen und derben bayerischen Kabarett-Szene. Wie einige Andere erzählt auch sie viel aus ihrem eigenen Leben: Sie vergleicht Partys von früher mit Partys von heute, lässt Szenen ihrer Kindheit auf dem Bauernhof wieder auferstehen, outet sich als "Bikerin der untersten Kategorie" mit ihrem Automatikmofa und plaudert munter von den Streichen ihrer Clique auf dem Oktoberfest.

Martina Schwarzmann nimmt die Trends unserer Zeit aufs Korn: die Wellness-Welle, die auch vor dem Metzger-Wirt nicht halt macht ("Der rote und weiße Presssack hoaßn jetzt Brotzeitteller Yin und Yang."), oder das "Gschiess", was heutzutage von vielen gemacht wird, anstatt einfach gradheraus zu sagen, was einem nicht passt oder was einem gefällt. Wenn sie außerdem in einer Nummer die Männer vom Wertstoffhof aufs Korn nimmt, hat sie die Lacher auf ihrer Seite, da viele bereits selbst von derartigen Erlebnissen berichten können. Lieder wie "So schee kons Lebn sei" (dem Titel des Programms) oder "Mia glangt, dass i woaß, dass i kannt" zeugen von Martina Schwarzmanns nachdenklicher Seite, die jedoch immer mit einem Augenzwinkern versehen ist. Die Kabarettistin erweist sich als feinfühlige Philosophin und grandiose Querdenkerin – da muss sich das Publikum stellenweise ganz schön anstrengen, um keine der vielen kleinen Spitzen zu verpassen. Und wenn der letzte Lacher verklungen ist, gehen viele mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause – was schöneres kann einem Künstler nicht passieren.