Kalauer und Zoten

10.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:21 Uhr

Wilde Mischung aus Politik und Boulevardtratsch: Hans Werner Olm im Theaterfestsaal. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) "Lachen Sie an den Stellen, die vom Künstler dafür vorgesehen sind", heißt es in der Einleitung. Hans Werner Olm ist ein alter Hase im Geschäft der Comedy. Der gelernte Konditor aus Berlin hat bereits zwei eigene Sendungen im Privatfernsehen gestaltet und 2004 den deutschen Comedypreis für die beste Show erhalten.

Olm bindet aktuelle und lokale  Jetzt gastierte er im Festsaal des Theaters mit seinem Abendprogramm "Show must go OLM". Die geht auch mit richtig großem Aufwand los. An die Vorhänge wird Olms Name projiziert, auf der Bühne stehen große Boxen für die zahlreichen Einspielungen und Soundeffekte, dazu Nebelmaschinen und Lichtanlagen.

Geschehnisse und Begebenheiten mit ein, als er den Christkindelmarkt vor und die Band Bonfire im Gebäude des Theaters einfließen lässt. Langweilig wird dieser Abend nicht, Olm beherrscht es, mit hoher Geschwindigkeit zwischen den verschiedenen Themen zu wechseln und überzuleiten. Die stellen eine wilde Mischung aus Politik, Gesellschaft und Boulevardtratsch dar. Alles kommt in einen Topf, Berlusconi wie Boris Becker. Rechtspopulist Haider "zerbröselt" mit seinem VW-Phaeton genau an der rechten Straßenmauer, verwöhnte Kinder laufen wegen Überbetüttelung durch die Mütter Amok und Kaiser Nero entpuppt sich als geistiger Vater des modernen Italiens. Auf der politischen und gesellschaftlichen Ebene ist das witzig und zumeist treffend, verfehlt jedoch auf der Ebene der einfachen Witzchen und Späßchen manchmal die Wirkung. Billige Kalauer lassen genauso wenig auf sich warten, wie zahlreiche sexuelle Anspielungen. Das ist Geschmackssache, manchmal an der Grenze zur völligen Blödelcomedy.
 

Olm gibt sich die meiste Zeit unübertrefflich sarkastisch. Er ist mal blasphemisch, mal völlig politisch unkorrekt und meistens obszön. Das Publikum muss sich zahlreiche abschätzige Kommentare anhören. So lugt hinter dem comedymäßigen Witzeln auf der einen Seite an manchen Stellen auch ein kabarettistischer Anklang hervor, die Lacher bleiben dem Publikum an ein paar Stellen wegen ihrer Aktualität und Problematik fast im Hals stecken. Das gilt vor allem für die gut gemachte Parodie auf die Fernsehlandschaft von Realityshows und Doku-Soap. Jedoch überwiegen die Kalauer und Zoten an manchen Punkten. Und dabei hat Olm den Griff in die kabarettistische Mottenkiste der Obszönitäten gar nicht sonderlich nötig. Er ist ein regelrechter Bühnenkönig, mit toller Präsenz, klarer Gestik und einem großen Talent fürs Komische, vor allem beim Stimmenverstellen.

Besonders gut kommt sein Auftritt als Luise Koschinsky, einer älteren Frau mit extremer Oberweite und einer Vorliebe für merkwürdige Weihnachtsgeschenke wie Nasenflöten, an. Koschinsky spielt auch Mundharmonika (genannt Speichelschalmei) – hier auf der musikalischen Seite kann Olm glänzen: Trefflich parodiert er sämtliche moderne musikalischen Genres wie HipHop und Metal, ahmt AC/DC nach und tanzt dazu noch einen Latino-Tanz. Musikalisch begleitet wird er dabei von seinem Assistenten, dem Pianisten Christoph, der sich wie das Publikum ebenfalls zahlreiche subversive Bemerkungen Olms anhören darf. Und das macht es sich mit mäßigem Applaus nicht leicht bei diesem zweistündigen Balanceakt zwischen hohem Anspruch und Blödsinn.