Vohburg
Bitterböses, humorvolles Orakel

Sauglocknläutn begeistern die Zuschauer beim Vohburger Kulturherbst

11.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Das Orakel von Pumpernudl in Form einer Glaskugel haben die beiden Musik-Kabarettisten von Sauglocknläutn vor sich auf die Bühne gestellt. - Foto: Lamprecht

Vohburg (PK) Die wichtigste Nachricht des Abends: Die Verbindung nach Pumpernudl steht. In Zeiten, da Politiker, Religionsführer und selbst Feuerwehrkommandanten daran scheitern, die Welt zu erklären, geschweige denn globale Probleme zu lösen, da muss, so sind sich die Kabarettisten von Sauglockenläutn einig, ein Orakel her.

Und mit eben diesem Orakel von Pumpernudl begeisterten sie das Publikum am Samstag im Kultur-Stadl in Vohburg.

Bitterböse, bis zum Anschlag gesättigt mit schwarzem Humor, und so ehrlich, wie es sich sonst nur selten jemand sagen traut, singen und spielen Sauglockenläutn über die großen und kleinen Probleme der Welt. Mal geht es da um ganz Banales, wie den "Heiligen Sankt Thermomix" oder das, was man sich halt so wünscht im Leben. Mal um schwere Kost wie Atomkraftwerke, in denen "natürlich mal wieder gar nix passiert ist" oder die Hendl, Giggerl oder Broiler "je nach Herkunft", von denen 26 auf einem Quadratmeter stehen und die zur Wiesnzeit nicht allzu sehr an ihrem Leben hängen sollten.

Eines wird dabei ganz schnell klar: Die beiden Musiker nehmen kein Blatt vor den Mund, egal worum es geht. Mit spitzen Fingern bohren sie in den Wunden der Überflussgesellschaft, die "vor dem vollen Kühlschrank verhungert, weil sie sich nicht entscheiden kann, was sie essen will". So präzise und so hintersinnig, dass manch einem das Lachen fast im Hals stecken bleibt.

Fast. Aber eben nur fast. Denn Ritsch Ermeier und Walter Zinkl verstehen es hervorragend, auch den schwersten und ernsthaftesten Stoff humorvoll zu verpacken, ohne ihn dabei ins Lächerliche zu ziehen. Gelacht werden darf und soll dabei natürlich reichlich, schließlich lautet eines der Mottos von Sauglockenläutn: "Weil, glacht muaß wern, aa wenn de Welt no so schlecht is."

An diesem Abend jedenfalls hatten die Zuschauer in Vohburg reichlich Gelegenheit dazu. Denn die Musiker liefen, trotz der verhältnismäßig geringen Resonanz, zu Höchstform auf und die, die gekommen waren, dankten es ihnen mit begeistertem Applaus und noch mehr: Der eine oder andere im Publikum nutzte die Gelegenheit, ein waschechtes Orakel zu befragen und auch gleich noch seine ganz eigene bissige Frage zu stellen: "Wann kommt der Bürgermeister zum Kulturherbst", stand entsprechend auf einer der Fragekarten geschrieben, die auf den Stühlen ausgelegt waren. Darauf allerdings wusste das Orakel dann auch keine Antwort.