Thalmässing
"Bisher haben wir keinen Koller"

Seniorenhaus Jura muss auf Besuch und Gemeinschaftsveranstaltungen verzichten - Mittelschüler muntern mit Briefen auf

25.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:40 Uhr
Das schöne Wetter lädt eigentlich ein zu einem Besuch derzeit im Thalmässinger Seniorenhaus. Doch das ist wegen der Corona-Pandemie untersagt, ein Zettel im Eingangsbereich weist deutlich darauf hin. −Foto: Luff

Thalmässing - Es ist keine einfache Situation in den Altenheimen zurzeit: Besuch dürfen die Senioren wegen der Corona-Pandemie nicht empfangen.

 

Auch im Seniorenhaus Jura in Thalmässing weist ein Plakat im Eingangsbereich auf das Verbot hin. Kein Kontakt zu den Lieben möglich. Jedoch: "Unsere Bewohner nehmen es erstaunlich gut auf", sagt Brianna Lassalle, die Leiterin des Heimes.

"Bisher haben wir keinen Koller", so Lasalle. Natürlich gebe es Bewohner, die wegen der Kontaktsperre unter zunehmender Einsamkeit litten. Doch die große Katastrophe sei ausgeblieben. Man greife eben aufs Telefon zurück. Was aber, sollten die die Einschränkungen zeitlich noch hinziehen? Derzeit vermag das niemand zu sagen. Und Senioren sind immerhin die Risikogruppe schlechthin für eine Erkrankung an Covid-19. Dann werde man wohl über kurz oder lang Laptops zu Hilfe nehmen, sagt Lasalle. "Wir wollen versuchen, Skype einzurichten". Die Planung sei schon fortgeschritten, "wir haben überall WLAN im Haus". Natürlich könne man die meisten Senioren dabei nicht alleine lasse, Betreuungskräfte würden beim Umgang mit der ungewohnten Technik helfen.

Sollte das Besuchsverbot auch noch über Ostern gelten, schwebt der Heimleiterin vor, Annäherungen über den Zaun zu ermöglichen - mit zwei Metern Sicherheitsabstand. Der Garten des Heimes stehe den Bewohnern nämlich nach wie vor offen. Allerdings werde darauf geachtet, ihn möglichst nur stationsweise zu betreten, damit sich die Leute wenig begegnen.

 

Ebenso wie im Haus selbst. "Es gibt keine gemeinschaftliche Veranstaltung mehr", erzählt die Heimleiterin. Die Menschen blieben vorwiegend auf ihren Zimmern, die Pflegekräfte suchten sie dort auf. In solch einer Situation tue es gut, von außen Zuspruch zu erfahren, sagt Lasalle. Schüler der Mittelschule Thalmässing - wenn Schule und Heim offen stehen, gibt es zwischen den Generationen oftmals Kontakt - hätten Briefe geschrieben. "Wir lesen sie vor", sagt Lasalle. So etwas gebe den Senioren Auftrieb, "sie merken, dass sie nicht alleine sind". Auch der evangelische Diakon Lothar Michel formulierte seine "Gedanken in schwieriger Zeit" als Brief, der im Heim kursiere.

Emotional noch schwieriger als sonst sei der Umgang mit dem Tod, räumt Brianna Lasalle ein. Denn auch der Abschied für immer geschehe unter veränderten Vorzeichen. Wenn jemand im Sterben liege, dürften Angehörige ihn zwar ausnahmsweise besuchen, doch dürften sie nur einzeln kommen. "Sie werden komplett umgekleidet, müssen sich die Hände waschen und kommen nicht in Kontakt mit dem Personal. " Die Kleidung, die der Besuch überziehe, werde in der Einrichtung gewaschen oder weggeworfen - je nach Material.

Ausgestattet sei die Einrichtung zufriedenstellend, berichtet die Heimleiterin: "Schutzkleidung hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht", aber Desinfektionsmittel oder Mundschutz sei in ausreichenden Menge vorhanden. Schutzkittel "habe ich selber nähen lassen", erzählt sie, ein Teil dieser Bestellung sei bereits eingetroffen. "Wir sind guten Mutes", berichtet Lasalle. Eines zeige die Krise nämlich auch: "Die Menschen rücken ein bisschen zusammen. " Nur nicht räumlich.

HK