Ingolstadt
Bis der Taktstock bricht

Die K&K-Philharmoniker präsentieren in Ingolstadt "Best of Mozart"

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:02 Uhr
Temperamentvolles Dirigat: Maximilian Kendlinger leitet die K&K-Philharmoniker. −Foto: Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Nach der erfolgreichen Strauß-Gala im Januar machten die K&K-Philharmoniker auf ihrer Europatournee noch einmal Station in Ingolstadt - diesmal mit der Produktion "Best of Mozart".

Unter ihrem jungen Dirigenten Maximilian Kendlinger, dem erst 19-jährigen Sohn ihres Gründers, Impresarios und Generalmusikdirektors Matthias Georg Kendlinger, ließen sie in musikalischen Schlaglichtern den Wiener Klassiker als Opernschöpfer, Symphoniker, Kammermusik-Komponist und kreativen Schreiber für Soloinstrumente erklingen.

Ganze fünf Ouvertüren boten einen lebendigen Eindruck vom jeweils typischen Einleitungsgestus der verschiedenen Opernformen, die Mozart meisterhaft beherrschte: Das Singspiel, repräsentiert durch "Die Entführung aus dem Serail", bei der ein martialisch-beschwingter Hauch von Orient durch den Saal wehte; das "Dramma giocoso", das heitere Drama, mit "Don Giovanni" samt seinem dämonischen Grundton; die Opera seria, die ernste Oper, mit "La clemenza di Tito", geprägt von schroffen Sforzato-Effekten, scharfen Vorhaltsdissonanzen und reichen Modulationen; die Märchenoper mit der "Zauberflöte" und ihren weihevollen Eröffnungsakkorden, denen eine schwungvolle staccato-Fuge folgt; sowie die Opera buffa, die komische Oper, mit "Le nozze di Figaro" durch unbändig sprudelnde Ausgelassenheit.

Solche fein nuancierten Eigenheiten lässt der smart-charmante Maximilian Kendlinger das Reise-Orchester mit sichtlichem Vergnügen ergiebig auskosten - auch bei den einzelnen Sinfoniesätzen, die das Programm durchziehen.

Lebhaft bejubelte Höhepunkte des Abends sind eindeutig die Auszüge aus zwei Instrumentalkonzerten, in denen natürlich vor allem die Solisten brillieren. So glänzt Konzertmeister Ihor Muraviov im ersten Satz des virtuosen fünften Violinkonzerts aus Mozarts Feder, hebt nach der elektrisierenden Spannung des Tutti-Tremolos in einer Verflechtung aus Traum und Wehmut auf seiner Geige innig zu singen an. Poetisch, zärtlich und voller Anmut, während ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielt, noch bevor er sich bei der Schlusskadenz von den rauschhaften Laufkaskaden mitreißen lässt. Nicht minder faszinierend die Darbietung des berühmten "Adagio" aus Mozarts Klarinettenkonzert von Taras Gamar: Mit strahlenden Augen und verklärter Miene taucht er ein in die überirdisch-sphärischen Melodien, gibt sich den schwärmerisch-elegischen Linien hin, lässt die Schlusstöne in so hauchfeinem Pianissimo verklingen, dass erst nach einer kurzen andächtigen Stille der Beifallssturm aufbraust.

Wesentlich lebt die Gesamtgestaltung auch vom erfrischenden Esprit des Orchesterleiters Maximilian Kendlinger. Mit jugendlicher Begeisterung, fast ungestüm treibt er seine Musiker an - so intensiv, dass schließlich sein Taktstock zerbricht und er die "Kleine Nachtmusik" (das einzige komplett gespielte Werk) allein mit den Händen dirigieren muss. Das tut der luftig-leichten Atmosphäre der Serenade jedoch keinen Abbruch - im Gegenteil, das Publikum lacht herzlich, als der junge Dirigent in seinem sympathischen Tiroler Akzent erklärt: "Das ist mir jetzt zum ersten Mal passiert. "

Sicher nicht ganz so überraschend spielen die K&K-Philharmoniker dann noch ihre Zugabe, eine schmissige Orchesterbearbeitung des als "Türkischer Marsch" bekannten Klavier-Rondos "Alla Turca". Mozart in wohldosierten Portionen - die im Idealfall Lust aufs Ganze machen.
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Heike Haberl