Ingolstadt
Bionik aus dem Klassenzimmer

Schüler des Apian-Gymnasiums entwickeln für den Wettbewerb "Jugend gründet" einen neuen Baustoff

23.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

Mit einem neuen Werkstoff zum Erfolg: Das Team von Bionic Developments träumt vom Finale bei "Jugend gründet" (v. l.): Raphael Thiele, Tobias Haderer, Thomas Rottenkolber, Sascha Kiesewetter und Ferdinand Waas. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Fünf Schüler des Apian-Gymnasiums haben es beim derzeit laufenden Wettbewerb "Jugend gründet" mit ihrem Businessplan unter die bundesweit besten Teams geschafft. Ihre Geschäftsidee: die Entwicklung eines neuartigen bionischen Baustoffs, der die Umwelt entlasten soll.

Anfang März stellte das Team mit dem etwas sperrigen Namen Bionic Developments seine Entwicklung Chessbone bei der Vorentscheidung im Festsaal des Rathauses in Leipzig vor. Zwar erreichten die Schüler mit ihrer Präsentation nur den siebten Platz. Aufgrund ihrer "super Teamleistung", wie es seitens der Jury hieß, erhielt die Gruppe um Sprecher Ferdinand Waas 30 von 50 möglichen Bonuspunkten. Ein respektables Polster, um Anfang Juni möglicherweise bis ins Finale in Wolfsburg vorzustoßen.

Neben dem starken Team-Auftritt lobte die Jury, dass die Elftklässler den Trend Bionik aufgegriffen haben und bereits mit potenziellen Kunden für ihr Produkt in Kontakt getreten sind. Darunter die Airbus-Group in Manching. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hat die Schüler sogar zu sich eingeladen, um sich deren Geschäftsidee erläutern zu lassen. Für Waas und seine vier Mitstreiter ein überraschender Erfolg: "Das hätten wir uns nie träumen lassen", kommentieren sie das Ereignis und ergänzen selbstbewusst: "Die Idee ist etwas Neues. Andere Teams waren einfach nicht so innovativ wie wir."

Dabei können die fünf das, was sie sich ausgedacht haben, noch nicht einmal in Händen halten. Ein Prototyp ihres Baustoffs befindet sich quasi in der Entwicklungsphase und soll durch Unterstützung der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) mit dem 3D-Drucker realisiert werden.

Es handelt sich dabei um einen künstlichen Baustoff, dessen Beschaffenheit der Bionik zugrunde liegt. Dieses wissenschaftliche Verfahren beschäftigt sich mit dem Übertragen von optimierten Strukturen aus der Natur auf die Technik. Im Falle von Chessbone entstand so die Idee zu einem Werkstoff, der sich an der menschlichen Knochenstruktur orientiert und im Innern ein Netz besitzt, das dem der Spinne gleicht. Was man damit anstellen kann? Das sei noch nicht ganz klar, räumen sie ein. Denkbar sei aber, dass Chessbone eines Tages teure Elemente und Fasern wie Titan und Karbon im Flugzeug- und Fahrzeugbau an bestimmten Stellen ersetzen kann. "Wenn ein Jet in der Wüste bei plus 50 Grad am Boden steht, dann abhebt und in Luftschichten mit minus 75 Grad aufsteigt, muss der Stoff den Hitzeunterschied aushalten", gibt Thomas Rottenkolber ein Beispiel. Das geringere Gewicht der Knochenstruktur brächte dabei einen entscheidenden Vorteil: "Es werden weniger Emissionen ausgestoßen. Die Umwelt wird entlastet", sagen Waas und Rottenkolber.

Lehrerin Susanne Danielli lobt das Engagement ihrer Schützlinge: "Sie trauen sich einfach, etwas zu präsentieren. Es macht Spaß, zuzusehen, wie aus einer Idee in einem Unterrichtsfach ein relativ ernstes Projekt geworden ist." Derzeit müssen die Jungen in einem Planspiel ihr wirtschaftliches Geschick und ihr Gespür für Nachhaltigkeit beim Vermarkten einer fremden Idee unter Beweis stellen. Es ist die zweite Phase des Wettbewerbs. Für die jungen Leute stellt der Wettstreit auch die Chance dar, auszuprobieren, wie weit man mit einer Idee kommt und Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. "So etwas öffnet Türen", sagen sie. Die Projektmappe sei außerdem eine gute Beilage zu einer Bewerbung.