Biogasanlage: Zweite Spur für Gabel-Kreisel

19.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr

Zum Thema Biogasanlage im Ingolstädter Westen:

Am 31. Juli fällte der Ingolstädter Stadtrat fast einstimmig (nur eine Gegenstimme) den Grundsatzbeschluss für die Errichtung einer Biogasanlage im Ingolstädter Westen, vermutlich südlich der Gabel.

In Zeiten der rapide steigenden Nachfrage nach Energie und des damit verbundenen Kohlendioxid-Ausstoßes ist es durchaus sinnvoll, sich Gedanken über Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen zu machen, zumal mit dem Klinikum Ingolstadt ein Ab-nehmer für die gesamte gewonnene Fernwärme bereitsteht.

Mit Sicherheit hat im Ingolstädter Westen niemand etwas gegen diese Art der Energiegewinnung, jedoch soll die Biogasanlage keine Belästigung für die benachbarten Ortschaften Friedrichshofen, Dünzlau und Gerolfing darstellen. Es bestehen Befürchtungen hinsichtlich Geruchsbelästigung und vor allem einer Zunahme des Verkehrs.

Da der benötigte Energiemais in erster Linie im Mai und im September (jeweils drei Wochen) angeliefert werden soll, ist davon auszugehen, dass die Silage nicht sofort vollständig verarbeitet werden kann. Um eine Geruchsbelästigung vor allem nach Regen und bei warmer Witterung zu vermeiden, muss bei der Planung der Anlage sicher gestellt werden, dass sowohl Silage als auch Gärreste eingehaust gelagert werden.

Herr Springer von den Stadtwerken hat den Stadträten vorgerechnet, dass die benötigte Menge an angeliefertem Energiemais in zwei mal drei Wochen, also in 30 Tagen, jeweils ca. 60 Sattelschlepperzüge pro Tag an Verkehrszunahme für den Kreisel an der Gabel bedeutet. Es ist sicherlich legitim, dass Stadträte sich in ihrem Entscheidungsprozess auf Stellungnahmen von Experten verlassen. Dennoch verbietet es ihnen niemand, ihren gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Mir ist kein Landwirt bekannt, der von ihm erzeugte landwirtschaftliche Produkte per Spediteur in die unmittelbare Umgebung liefern lässt, wenn er selbst über eigene Fahrzeuge und Transportmöglichkeiten verfügt. Schließlich will er Geld verdienen.

Die 60 Lkw-Fahrten pro Tag sind nur eine rechnerische Größe. Die Anlieferung mit langsamen Traktoren mit Anhängern übersteigt diese Zahl um ein Vielfaches und führt am Kreisel an der Gabel zu einem Zusammenbruch des Verkehrs, der sich dann andere Wege suchen wird.

Deshalb ist es unerlässlich, diesen Kreisel mit einer zweiten Spur zu ertüchtigen. Da es sich dabei aber um eine Bundesstraße im Außenbereich handelt und diese Maßnahme im Zusammenhang mit dem Bau der geplanten Biogasanlage erforderlich ist, ist dazu ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Bei einem solchen Verfahren haben betroffene Bürger auch ganz andere Möglichkeiten auf rechtliches Gehör als bei einem einfachen Bebauungsplanverfahren.

Robert Bechstädt

Ingolstadt