Neuburg
Bilder, die Geschichten erzählen

Stadtarchivar Patrick Wiesenbacher hat einen zweiten Sayle-Fotokalender zusammengestellt - 400 Exemplare

30.09.2021 | Stand 23.09.2023, 21:04 Uhr
Das erste Exemplar des Sayle-Kalenders 2022 bekam Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (l.) vom Macher persönlich, Stadtarchivar Patrick Wiesenbacher, überreicht. −Foto: S. Hofmann

Neuburg - Neuburger Geschichte in 13 Bildern für ein ganzes Jahr: Das ist der Sayle-Kalender, der seit Januar in zahlreichen Wohnungen, Häusern und Büros in der Stadt und darüber hinaus hängt. Und weil die erste Auflage ein so großer Erfolg gewesen ist, hat Stadtarchivar Patrick Wiesenbacher erneut seinen Fundus durchsucht und für das kommende Jahr einen neuen Kalender zusammengestellt. Das Werk erzählt durch die gestochen-scharfen Aufnahmen Geschichten über die Stadthistorie.

Die Sayle-Sammlung, welche die Stadt Neuburg im Jahr 2014 erstanden hat, sei ein sehr umfangreiches Werk, sagt Stadtarchivar Patrick Wiesenbacher. Freilich, der Herr der Historie hat noch zahlreiche andere Aufgabe. Aber die Digitalisierung der Fotografien der Sayle-Dynastie gehört definitiv mit dazu und macht Wiesenbacher sichtlich Freude. "Aber das ist auch eine Lebensaufgabe." Drei Generationen Fotografen hat die Sayle-Familie hervorgebracht, rund 120000 Bilder aus dem Gesamtwerk das früheren Unternehmens nennt die Stadt Neuburg ihr Eigen. Allein die Sichtung dieser schier unglaublichen Zahl ist ein Kraftakt. Mit dem Namen Sayle ist aber auch Akribie verbunden, denn die Stadt Neuburg hat in ihrem Archiv nicht nur die Aufnahmen, sondern auch die Auftragsbücher der Fotografen. "Es ist alles sauber durchnummeriert. So kann ich auch immer nachvollziehen, wer auf den Portraits zu sehen ist", berichtet Archivar Wiesenbacher.

Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem die Digitalisierung der Aufnahmen, die es "wert sind". Wenn Wiesenbacher also Aufnahmen, die auf Glasplättchen, meist im Format 13x18, gebannt wurden, in seinen Dokumentenscanner legt, dann macht er sich auch Notizen, wenn bestimmte Bilder weitere Verwendungszwecke haben. Und so war es für den Stadtarchivar vergleichsweise leicht, 13 Motive - je eines für jeden Monat und eines für das Deckblatt - für den Kalender 2022 auszusuchen. Denn, dass es einen geben wird, das sei ihm schon recht schnell nach Veröffentlichung der ersten Auflage im vergangenen Jahr klar gewesen.

Es sind aber nicht nur die Bilder an sich, die den Erwerb lohnen. Wiesenbacher hat sich vorgenommen, nur Werke zu verwenden, die eine Geschichte erzählen. Und damit Käuferinnen und Käufer nicht nur sehen sondern auch lernen können, sind auf einer Extra-Seite im Kalender zahlreiche interessante und kuriose Informationen zu den einzelnen Aufnahmen aufgelistet.

Eine echte Augenweide und sicher Stoff für zahlreiche Diskussionen bietet gleich die erste Aufnahme im Kalender: Der Januar 2022 zeigt sechs Männer, die 1930 vor dem Neuburger Schloss posieren - auf der zugefrorenen Donau. Das ist nur alle paar Jahrzehnte mal passiert, zuletzt wohl in den frühen 1960er-Jahren. Weiter zeigt der Kalender unter anderen ein Radrennen aus dem Jahr 1949 in der Luitpoldstraße, eine der früher zahlreichen Tankstellen in der Ingolstädter Straße (1953), die Wasserwehr, den von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg verbotenen Vorläufer der Wasserwacht, im Jahr 1928, eine Aufnahme vom Festzug anlässlich der 450-Jahr-Feier der Pfalz Neuburg (1955) und den Neuburger Osten mit dem Hoffmann-Firmengelände während seiner Wachstumsphase (1967).

Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) sprach Archivar Wiesenbacher ein großes Lob für die Zusammenstellung des Kalenders aus. "Den könnten wir wahrscheinlich in den nächsten 35 Jahren rausbringen", sagte das Stadtoberhaupt, drückte aber auch seine Hoffnung aus, in absehbarer Zeit wieder eine Ausstellung mit den Sayle-Werken eröffnen zu können.

Den Sayle-Kalender 2022 gibt es in der Tourist-Information am Ottheinrichplatz, im Bücherturm am Sèter Platz, im Café Wortschatz sowie in der Buchhandlung Rupprecht. Die zweite Auflage ist auf 400 Exemplare limitiert, ein Kalender kostet 14 Euro.

DK

Sebastian Hofmann