Greding
Bewegte Geschichte

01.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Die Gredinger Flugpioniere mit ihrem Schulgleiter im Sommer 1936 auf dem Kalvarienberg: Hans Kothuber, Franz Weingärtner, Otto Schneider, Josef Janker, Andreas Lehmair, Josef Geier, Anton Wagner, Anton Dengler, Albert Lux, Eduard Breindl, Georg Kraus, Ludwig Kalb (stehend v. l.). Vorne sind Josef Binn, Jakob Maurer, Ludwig Neumeier, Matthias Losch, Theodor Schlierf und die Brüder Schmidt zu sehen. - Foto: kx

Greding (EK) Mit einem großen Fliegerfest feiert der Aero Club Greding an diesem Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Zahlreiche Erfolge, aber auch so manche Rückschläge und zwei tragische Unfälle haben die vergangenen Jahrzehnte geprägt.

Schon im Jahr 1935 gibt es in Greding einige junge Burschen, die sich für das Segelfliegen interessieren. Hans Kothuber und Ludwig Kalb, beide Flugzeugführer aus dem Ersten Weltkrieg, gründen den Ortsverband Greding des Deutschen Luftsportverbandes. Zuerst unterrichtet Ludwig Kalb die 20 jungen Mitglieder im Flugzeugbau, dann wird im Amtsgericht eine Werkstatt eingerichtet.

Noch im Herbst 1935 beginnt dort der Bau eines "SG 35 Zögling", der den Namen Gredl erhält. Gestartet wird 1936 an verschiedenen Stellen im hügeligen Gelände nahe der Stadt: an der Hausener Straße in der Nähe der Grotte, am Gänsanger bei der Hintermühle, am Kalvarienberg und am Hang des Euerwanger Bühl. Bereits 1937 beginnt der Bau eines zweiten "SG 35 Zögling" mit Boot, der Gleiter wird im November auf den Namen Juravogel getauft.

Anlässlich eines Sommerfests am Buckanderl-Keller lässt sich Hans Kothuber in einem "Rhönadler" vom Hesselberg nach Greding schleppen. Während der Flugvorführungen stürzt die Maschine ab und zerschellt auf einem Hausdach in der Innenstadt. Kothuber wird tot aus den Trümmern geborgen. Die Absturzursache wird nicht geklärt. Trotz dieses harten Schlages üben die jungen Segelflieger ihren Sport weiterhin aus.

Bei der Übernahme des Luftsportverbandes durch die Nationalsozialisten werden die Segelfliegergruppen Schwabach, Roth und Greding zum "Sturm 6/87" zusammengeschlossen. Während des Krieges schult die Jugend bis 1942 am Kalvarienberg weiter und legt zahlreiche Prüfungen ab. Die Nachkriegsverhältnisse führen zum Verlust der beiden Flugzeuge des Ortsvereins sowie des gesamten Werkzeugs und Baumaterials.

Am 16. August 1950 erfolgt die Wiedergründung des Fliegerkreises Greding, Vorsitzender ist Albert Lux. Mit dem Abstecken eines Geländes am Kalvarienberg beginnt am 29. April 1951 der Bau einer Flugzeugunterstellhalle. Im Ortsverein werden in diesen Jahren einige "Grunau Babys" gebaut, welche unter großer Beteiligung der Bevölkerung auf dem Marktplatz getauft werden.

1957 nennt sich der Verein "Deutscher Aero Club, Übungsstelle Greding" und kauft weitere Flugzeuge, ein "Scheibe Sperber" mit nebeneinanderliegenden Sitzen und 1961 ein "L-Spatz 55". Dieser damalige Leistungssegler wurde vom Botschafter der Vereinigten Arabischen Republik auf den Namen Salam (Friede) getauft. Als Patengeschenk wird dem Verein eine fein ziselierte Silberschale mit dem Namenszug Gamal Abdel Nassers übergeben.

Zum Saisonbeginn 1969 sperrt die Wehrtechnische Erprobungsstelle plötzlich das Gelände für den Segelflugbetrieb. Erst ein Jahr später findet man ein geeignetes Fluggelände, fünf Kilometer nordwestlich von Greding: auf dem Schutzendorfer Espan. Am 9. Mai 1971 erfolgt dort der erste Segelflugstart.

In der neuen Heimat wird der Verein 1975 in Aero Club Greding umbenannt. Am 1. Sonntag im Juli 1975 veranstaltet der Aero Club ein Hallenfest mit Flugvorführungen, das die folgenden Jahre beibehalten wird und von Fest zu Fest mehr Flugbegeisterte anlockt.

Den neuerlichen Aufschwung überschattet jedoch bald ein weiterer Unfall: Der Gredinger Franz Löchl, der 1977 bei den Mittelfränkischen Segelflugmeisterschaften teilnimmt, verunglückt bei einem Landemanöver bei Kehlheim mit der "Standard Libelle" tödlich.

In Schutzendorf aber kommt der Aero Club voran: 1980 wird durch einen Geländetausch mit Schutzendorfer Landwirten die Landebahn begradigt und dadurch der Flugzeugschlepp ermöglicht. Durch den Tod des Vorsitzenden Burghardt 1983 ist der Posten vakant, mit großer Mehrheit wird Josef Schneider von den Mitgliedern gewählt. Seitdem hat er das Amt inne. Die jüngste Vergangenheit war geprägt von verschiedenen Baumaßnahmen und der Anschaffung leistungsstärkerer Flugzeuge.