Bewegender Abschied von Prälat Reitzer

28.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:23 Uhr

Bischofsvikar Georg Härteis würdigte Leben und Werk Reitzers.

Ingolstadt (DK) Prälat Wilhelm Reitzer, der am vergangenen Montag im Alter von 90 Jahren gestorben war, wurde am Samstag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zur letzten Ruhe beleitet. Allein 50 Geistliche nahmen am Requiem im Liebfrauenmünster teil.

Endlos lange und viele Reden und Würdigungen waren seine Sache nicht. Und so verfügte Prälat Wilhelm Reitzer für die eigene Beerdingung, "wenn schon Reden sein müssen, dann sollen sie bitte kurz sein". Doch ungeachtet dieser Bescheidenheit: Nur an kirchlichen Hochfesten sitzen und stehen noch mehr Menschen im Liebfrauenmünster in Ingolstadt, als während des feierlichen Requiems für den am vergangenen Montag gestorbenen Prälaten.

Allein 50 Geistliche mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und dem Erzbischof der Partnerdiözese Burundi, Simon Ntamwana, feierten die Totenmesse für den gestorbenen 90-Jährigen mit. Gut 700 Familienmitglieder, Angehörige, Freunde, Mitglieder des Stadtrates mit Oberbürgermeister Alfred Lehmann und Bürgermeisterin Brigitte Fuchs, Vertreter zahlreicher Verbände und Vereine waren am Samstagvormittag zum Reqiuem gekommen. Auch der Herausgeber des DONAUKURIER, Georg Schäff, dessen Familie mit Prälat Reitzer freundschaftlich verbunden war, erwies dem Geistlichen die letzte Ehre.

Ein feierlicher, würdevoller Gottesdienst, den Domdekan Klaus Schimmöller zelebrierte, und den der Münsterchor mit dem d-moll-Requiem von Joseph G. Rheinberger musikalisch gestaltete. Bischofsvikar Georg Härteis würdigte in seiner kurzen, eindringlichen Ansprache Leben und Wirken Reitzers. Jahrzehntelang ein guter Freund des Prälaten, hatte Härteis auf Wunsch des Verstorbenen diese Aufgabe übernommen. Härteis erinnerte an zahllose gemeinsame, weltweite Reisen, an die beeindruckende Begegnung mit Mutter Teresa in Kalkutta. "Reitzer war ein unverbesserlicher Optimist in Sachen Jesu", sagte Härteis, "überzeugt davon, dass das Christentum eine Religion der Freiheit, der Verantwortung und der Barmherzigkeit ist." Ein "Profi"-Diplomat im Kirchendienst sei Reitzer gewesen, der mit seinem geradlinigen Ansteuern von Zielen und Effektivität auch schon mal "genervt" habe. Aber, so Härteis weiter, Reitzer habe vor allem eines angestrebt, "er wollte ein guter Priester sein". Dass sich gerade der Seelsorger Reitzer mit seiner Offenheit, Geradlinigkeit und Glaubwürdigkeit in Ingolstadt viel Respekt und Autorität erworben hatte, strich nach der Messe Oberbürgermeister Alfred Lehmann in einer kurzen Rede heraus. Denkendorfs Bürgermeister Josef Bienek würdigte ausdrücklich die beständige Heimatverbundenheit des in Zandt geborenen Prälaten. Es war dann auch die Zandter Blasmusik, die den langen Trauerzug zum Grab und am Grab mit Kirchenliedern begleitete. Etwa 400 Menschen waren zuvor Rosenkranz betend über die kurzzeitig gesperrte Friedhofsstraße vom Münster zum Westfriedhof gezogen, um dann von der Aussegnungshalle aus hinter dem Sarg her zum Priestergrab an der Außenmauer der Friedhofskapelle zu gehen.

Statt üppiger Blumengebinde war lediglich ein Kranz der Stadt Ingolstadt neben dem Grab aufgebaut. Um den Verzicht auf Blumen hatte Prälat Reitzer selbst in seinem Testament gebeten: Er hoffe stattdessen auf Spenden für notleidende und kranke Priester im Osten. Und ein letztes Resümee zieht Reitzer in seinem Sterbebild: "Dankbar blicke ich zurück auf die 59 Jahre im Dienst der Kirche – auch im Wissen: ,Wer an Gott glaubt, ist von dem Wahn befreit, selbst das Heil bringen zu müssen.` (Bischof Kamphaus, Limburg)."