Roth
Bessere Wandertage in Sicht

Lehrer aus dem Landkreis erkunden Heimat und Museumslandschaft Theilenberg als Ziel

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Die Nostalgie auf Rädern im Pflugsmühler Radmuseum begeistert die Lehrer bei ihrer Exkursion durch den Landkreis. - Foto: Unterburger

Roth/Hilpoltstein (HK) Damit sich die Lehrer über Sehenswürdigkeiten, Historie und Museen im Landkreis Roth informieren können, veranstaltet dieser zusammen mit dem Staatlichen Schulamt seit über zwei Jahrzehnten die Fortbildungsreihe "Heimat erleben - Wandern im Landkreis Roth".

Damit hat sich diese heimatkundliche Reihe, in der jährlich drei Exkursionen angeboten werden, zur erfolgreichsten und langlebigsten Fortbildung gemausert. Die Veranstaltungen dienen dazu, Wandertage vorzubereiten und den Schülern ihren Heimatraum besser näher zu bringen. Dieses Mal war Theilenberg bei Spalt das Ziel. 20 Lehrkräfte nahmen an der Exkursion teil. "Es ist begeisternd, was unser Landkreis zu bieten hat", meinte Gerhard Englisch, der die Veranstaltungsreihe zusammen mit dem Amt für Kultur und Tourismus organisiert, bei der Begrüßung der Pädagogen.

Andrea Kreidel-Rechsteiner vom Landratsamt stellte die neue Infomappe für Schulen "Museen im Landkreis Roth" vor, die an alle Schulen verschickt wurde. Sie wies darauf hin, dass die Möglichkeit der finanziellen Förderung beim Besuch eines Landkreismuseums besteht. Pro Klasse und Schuljahr gibt es einen Fahrtkostenzuschuss von bis zu 100 Euro beziehungsweise die komplette Kostenübernahme für Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr.

Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl gab vor der Theilenberger Kirche St. Wenzeslaus einige Informationen. Sie wies darauf hin, dass es sich um eine mittelalterliche Anlage handle. Ausführlich ging sie auf den Heiligen Wenzeslaus ein, dessen Attribute Schild, Schwert und Lanze sind. Heute gilt Wenzeslaus als Nationalheiliger Böhmens. Weil er in den Burgen Kirchen errichten ließ, könne ein Zusammenhang mit der ehemaligen, tausendjährigen Burg Theilenberg hergestellt werden. Anhand einer Ur-Katasterkarte von 1820 umrundeten die Lehrer die vormals riesige Wallanlage, deren Umrisse heute noch deutlich zu erkennen sind.

Terrassierungen und Trockenmauern am Südhang zeugen vom Weinbau, der bis Anfang des 13. Jahrhunderts betrieben wurde. Ein mächtiger Holz-Erde-Steinwall schützte die Burg zur Hochfläche hin. "Bei archäologischen Grabungen 1998 konnten drei Bauphasen dieses Walls nachgewiesen werden", berichtete Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß.

Nach einer Brandkatastrophe im 10. Jahrhundert wurde die Burg aufgelassen. Ihr Name, die "Burg des Thilo", hat sich auf den heutigen Ort Theilenberg übertragen, der 1058 erstmals als "Tilenburc" genannt ist.

In der nahen Pflugsmühle führte der "Radsherr" Helmut Walter die Lehrer durch das von ihm aufgebaute Fahrradmuseum. Hier werden 200 Jahre Fahrradgeschichte lebendig. Über 200 Exponate aller Epochen umfasst die Sammlung "Nostalgie auf zwei Rädern". Die Landkreislehrer bewunderten das Modell der ersten lenkbaren Laufmaschine (1817), das Niederrad von 1890, praktische "Omaräder" und fantasievolle Weiterentwicklungen im Fahrradbau.

Die wechselhafte Geschichte der Pflugsmühle begann wohl bereits im 9. Jahrhundert, spätestens seit dem 13. Jahrhundert ist eine Mahlmühle bekannt. Nach der Reformation wurde die Pflugsmühle zum Schwabacher Spitalgut geschlagen. Im 30-jährigen Krieg wurde auch sie eingeäschert und 1653 wieder aufgebaut. Im 20. Jahrhundert gab es drei Brände auf dem Gelände der Pflugsmühle, nämlich 1933, 1953 und 1962. Heute wird die Mühle als Bäckerei mit anliegendem Biergarten genutzt.