Eichstätt
Bereichernder Austausch

Das Sonderpädagogische Förderzentrum in Eichstätt startet in ein zweites Jahr im Zeichen Europas

18.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr

 

Eichstätt (EK) Konya (Türkei), Los Realejos (Teneriffa), Kavala (Griechenland), Oulu (Finnland), Gent (Belgien): Quer durch den Kontinent gehen die Verbindungen, die das Sonderpädagogische Förderzentrum in Eichstätt derzeit intensiv pflegt. Die Schule wurde für zwei Comenius-Projekte ausgewählt.

Bereits seit dem vergangenen Schuljahr arbeitet Iris Weitzel intensiv mit ihren Schülern an zwei Projekten, die im Rahmen der von der EU bezuschussten Comenius-Projekte auch das Förderzentrum einbinden. Dabei ist Weitzel zusammen mit Schulleiter Johannes Adamietz und anderen Kollegen, die in die Projekte mit eingebunden sind, auch viel unterwegs. „Es ist viel Arbeit mit den Projekten verbunden, allerdings ist die Arbeit gerade auch für unsere Schule eine unwahrscheinliche Bereicherung“, betont Adamietz. Dem kann Iris Weitzel nur zustimmen. „Wenn wir mit unseren Schülern woanders hinkommen oder über die eingerichtete Online-Plattform Kontakt mit den anderen Schulen haben, sind unsere Kinder nicht ,die Sonderschüler’.“

Bemerkenswert dabei: Hier wird nicht auf einer Schulebene zusammengearbeitet, sondern quer durch das System, also beispielsweise auch mit einem Elite-Gymnasium in der Türkei. „Für uns Lehrer ist bei den Vorbereitungsreisen in die Länder vor allem auch der Aspekt interessant, wie dort das Schulsystem aussieht“, sagt Johannes Adamietz. Man lerne Land und Leute und die Schüler mit völlig anderen Augen kennen als als Tourist. Und: „Wir sind ja nicht nur Repräsentanten unserer Schulen, sondern auch unseres Landes“, sagt Iris Weitzel. „Wir sind aber auch stolz, dass wir hier ausgewählt wurden“, sagt Johannes Adamietz. Schließlich sei man eine der wenigen sonderpädagogischen Schulen überhaupt, die derzeit an so einem Projekt arbeiten. Und man stehe den anderen Schulen in nichts nach: „Wir und vor allem unsere Schüler können das auch.“ Zudem bereichere die Arbeit nicht nur den Schulalltag und stärke die Klassengemeinschaft, sondern bringe auch einen positiven Effekt für den Englischunterricht. „Spielend lernen die Schüler einfach besser.“ Gerade in fremden Ländern sei man auf diese Sprache angewiesen.

Aber nicht nur die Lehrer dürfen verreisen: Auch die Schüler sind immer wieder unterwegs. Jetzt, kurz nach Schulanfang, macht sich eine Klasse – Schüler der sechsten und siebten Jahrgangsstufe – auf den Weg ins österreichische Spittal. Mit der dortigen Mittelschule arbeitet das Förderzentrum im Projekt Biodiversity zusammen. Die biologische Vielfalt wird am Beispiel Baum erarbeitet. Dabei sind etwa auch an der heimischen Schule in Eichstätt Bäume ausgewählt worden, die für ein Jahr einer bestimmten Klasse zugeordnet sind. „Die Schüler beobachten, messen, untersuchen den Boden um den Baum“, erklärt Weitzel. Außerdem übernehmen ältere Schüler Lehrfunktion: Sie erarbeiten sich einen Stoff, den sie dann für die jüngeren didaktisch aufbereiten und ihnen näherbringen müssen.

Aber es gibt noch ein zweites Projekt mit dem Titel „Being different but equal“, wobei hier hauptsächlich die siebten bis neunten Klassen mit Georg Fieger und Christoph Hiller arbeiten. Hier gibt es einen Kontakt mit dem Instituut Bert Carlier im belgischen Gent. „Unsere Schüler sind mit Begeisterung dabei“, weiß Weitzel zu berichten. Bei den Austauschfahrten fallen für die Eichstätter Schüler übrigens bis auf einen sehr geringen Eigenbeitrag keine Ausgaben an: Die bestreitet die Schule aus den EU-Mitteln, die für die Comenius-Projekte zur Verfügung gestellt wurden.

Zum Ende des Schuljahres wird das Förderzentrum in Eichstätt dann so etwas wie ein Europa-Zentrum. Lehrer und Schüler aus Teneriffa, Belgien und Spittal werden zu einem Treffen hier erwartet.