Belgien klagt vierten Verdächtigen wegen Anschlägen von Paris an

Höchste Terrorwarnstufe in Brüssel bleibt vorerst bestehen

23.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Brüssel (AFP) Im Großraum Brüssel gilt weiter die höchste Terrorwarnstufe. Das belgische Krisenzentrum verlängerte die scharfen Sicherheitsvorkehrungen für die Hauptstadt Brüssel erneut, wie Regierungschef Charles Michel am Montagabend mitteilte.

Sie gelten zunächst bis kommenden Montag. Schulen und die U-Bahn sollen aber bereits von Mittwoch an wieder öffnen. Im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris erhob die belgische Justiz Anklage gegen einen vierten Verdächtigen.

In Brüssel bestehe immer noch eine "ernste und unmittelbare Bedrohung", sagte Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Es gebe weiterhin konkrete Hinweise auf einen möglichen Anschlag. Den Brüsselern wird weiterhin empfohlen, belebte Orte wie Einkaufszentren und Bahnhöfe zu meiden. Im Rest Belgiens gilt weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe drei.

Eine Woche nach den Pariser Anschlägen hatten die belgischen Behörden in der Nacht zum Samstag wegen einer "unmittelbaren Bedrohung" für den Großraum Brüssel die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Am Sonntag wurde sie bis Montag verlängert. Nach der erneuten Verlängerungen am Montagabend bleiben Kinderkrippen, Schulen und Universitäten nun auch noch am Dienstag geschlossen.

Am Mittwoch sollen die Schulen aber "unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen" wieder öffnen, wie Michel sagte. Auch der U-Bahn-Verkehr in Brüssel werde "schrittweise" wieder aufgenommen. In den Straßen sollen weiterhin Polizisten und Soldaten patrouillieren.

Auch an den Bahnhöfen in Brüssel und Antwerpen gibt es verschärfte Kontrollen, wie die belgische Bahngesellschaft SNCB mitteilte. Fahrgäste, die mit Thalys-, TGV- oder ICE-Schnellzügen fahren, sollen wegen Pass- und Gepäckkontrollen eine halbe Stunden eher da sein.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft am Abend mitteilte, wurde ein Strafverfahren gegen einen Verdächtigen eingeleitet, der bei Razzien am Sonntag festgenommen worden war. Er werde wegen eines "terroristischen Anschlags (Paris)" und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt, formulierte es die Staatsanwaltschaft in ihrer Erklärung. 15 weitere Verdächtige seien inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Bei Razzien im Großraum Brüssel, darunter auch im Brennpunktviertel Molenbeek, sowie im südbelgischen Charleroi hatte die Polizei am Sonntag 16 Menschen festgenommen. Bei weiteren Razzien am Montag in Brüssel und Lüttich gab es fünf Festnahmen. Von diesen Verdächtigen blieben nach Angaben der Staatsanwaltschaft drei weiter in Gewahrsam.

Die Razzien führten nach Angaben der Staatsanwaltschaft bislang nicht zur Verhaftung des seit den Anschlägen von Paris am 13. November dringend gesuchten Salah Abdeslam. Der 26-jährige Franzose wird von den Ermittlern verdächtigt, bei den Anschlägen von Paris eine wichtige Rolle gespielt zu haben, möglicherweise als Logistiker. Sein Bruder Brahim sprengte sich während der Anschlagsserie in einem der angegriffenen Pariser Restaurants in die Luft. Wenige Stunden nach den Anschlägen mit 130 Toten soll sich Salah Abdeslam wieder nach Belgien abgesetzt haben. Mit der Anklage vom Montag wurden in Belgien bislang vier Verdächtige im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen angeklagt.

Die französische Polizei veröffentlichte unterdessen einen Zeugenaufruf zu dem dritten Selbstmordattentäter von der Fußballarena Stade de France. Ein Foto zeigt den Mann, der sich am 13. November am Eingang H des Stadions in die Luft sprengte. Am Freitag hatte die Polizei erklärt, der Mann sei am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros registriert worden.