Dollnstein
Beispielhafte Arbeit

Hilfebedürftige bekommen in Dollnstein schnell und kostenlos Unterstützung

17.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:42 Uhr

Über 2500 Kilometer im Jahr fahren die Ehrenamtlichen von „Menschen helfen Menschen“ in Dollnstein durch die Region, um beispielsweise ältere Menschen zum Arzt oder auch zur Eichstätter Tafel zu bringen. Die geleistete Hilfe der knapp 30 Aktiven des Helferkreises ist für die Bedürftigen kostenlos. - Foto: swe

Dollnstein (EK) „Menschen helfen Menschen“, der Name des Helferkreises in Dollnstein ist Programm. Seit knapp zehn Jahren gibt es in dem Markt an der Altmühl knapp 30 Ehrenamtliche, die sich Zeit nehmen für Mitmenschen, die nachbarschaftliche Hilfe brauchen.

Es schneit, doch der Schnee schmilzt schon, bevor er am Boden aufkommt. Die Koordinatorin des Helferkreises Petra Link-Stiefenhofer läuft durch zentimeterhohen Matsch, als sie an der Haustür von Hedwig Meier (Name von der Redaktion geändert) läutet. Ein kurzes Brummen, dann lässt sich die schwere Holztür öffnen. Hedwig Meier zog vor Jahrzehnten nach Dollnstein. Eine richtige Oberbayerin ist die zierliche Dame bis heute nicht geworden – ihr Dialekt verrät, dass der Bayer sie eher als Preußin bezeichnen würde. Hedwig Meier lebt von einer kleinen Rente. Ein Traum, den sie vor 30 Jahren hatte, ist geplatzt, deshalb ist sie jetzt teilweise auf fremde Hilfe angewiesen. Verwandtschaft hat sie hier in der Gegend nicht.

Heute holt die 46-jährige Link-Stiefenhofer die Seniorin ab, weil die ältere Dame einen Termin bei der Eichstätter Tafel hat. Für 14.30 Uhr ist sie einbestellt, damit sie in Eichstätt für wenig Geld ihre gelbe Plastiktasche mit Lebensmitteln füllen kann. Kaum ist die ältere Dame in das Auto der Koordinatorin gestiegen, entspinnt sich sogleich ein Gespräch über den Hund von Petra Link-Stiefenhofer. „Na wie geht's Ihrer Hündin“, fragt sie. „Hat sie die Geburt ihrer Welpen gut überstanden“ Die Atmosphäre zwischen den beiden ist vertraut, man kennt sich. Mehrere Male schon hat die Lehrerin die rüstige Frau in die Domstadt chauffiert. „Können wir vorher noch schnell zur Apotheke fahren? Da müsste ich noch etwas abgeben“, sagt Meier.

Ein kurzer Stopp, dann geht es weiter zur Tafel. Dort lässt Petra Link-Stiefenhofer die zierliche Frau aussteigen und wartet am Parkplatz gegenüber. Hedwig Meier ist eine von etwa zehn Senioren in Dollnstein, die derzeit das Fahrdienstangebot des Helferkreises „Menschen helfen Menschen“ in Anspruch nehmen. „Meistens fahren wir die älteren Leute zum Arzt“, erzählt Petra Link-Stiefenhofer.

Mit dem Bus zu fahren sei für die Senioren eine halbe Weltreise von Dollnstein nach Eichstätt, „außerdem sind manche so gebrechlich, dass auch das Fahren mit dem Bus für sie schon zu viel wäre“. So kommen im Jahr zwischen 2500 und 2800 Kilometer für die Aktiven des Kreises zusammen. „Die kleinen Strecken läppern sich schon“, sagt Petra Link-Stiefenhofer. „Alle unsere Angebote sind kostenlos. Viele Senioren bestehen aber auch darauf, dass sie uns etwas Spritgeld geben dürfen.“

Denn vielen älteren Menschen falle es grundsätzlich schwer, zuzugeben, dass sie Hilfe benötigen, erzählt die Lehrerin. Darunter fällt zum Beispiel das Schneeschippen im Winter oder eben die Fahrt nach Eichstätt. „Besonders auf dem Dorf schämt man sich. Zum Glück haben jetzt viele begriffen, dass das nicht schlimm ist und wir immer helfen.“ Einige würde es auch schon beruhigen, zu wissen, dass im Notfall Unterstützung vor Ort ist, sagt sie, – Hilfe, die zwischen staatlicher oder pflegerischer Hilfe angesiedelt ist und so unbürokratisch funktioniert wie in einer guten Nachbarschaft. Ein kurzer Anruf genügt, dass sich die Ehrenamtlichen um das Problem kümmern.

Dank des Helferkreises können ältere Menschen so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben. „Wir haben auch schon jeden Mittag für Senioren Essenslieferungen zusammen mit einem Gastwirt organisiert“, sagt die 46-Jährige. Für alleinlebende Senioren ist das eine große Erleichterung.

Am Telefon von Petra Link-Stiefenhofer läuft alles zusammen, was den Helferkreis betrifft. „Menschen, die unsere Arbeit unterstützen möchten, oder auch Anfragen, ob wir uns um dies und jenes kümmern könnten“, erklärt sie. Das Angebot des Dollnsteiner Helferkreises ist umfangreich. Es werden nicht nur Senioren zum Arzt oder zur Tafel gefahren, sondern die Ehrenamtlichen nehmen sich auch Zeit für Besuche von älteren Menschen, die noch zu Hause leben oder bereits im Altenheim sind. Dann wird bei Kaffee und Kuchen über das Neueste aus der Gegend gesprochen oder Petra Link-Stiefenhofer hält eine Stunde lang einfach nur die Hand einer Bettlägrigen. Wenn Petra Link-Stiefenhofer von einem ihrer Helferkreis-Termine nach Hause kommt, fühlt sie sich gut.

„Ich finde es toll, wenn ich helfen kann, denn die Menschen begegnen mir immer dankbar und freundlich“, erzählt die Helferin. Die zierliche Hedwig Meier findet die Arbeit der knapp 30 Ehrenamtlichen „beispielhaft“. Im nächsten Jahr feiert „Menschen helfen Menschen“ sein zehnjähriges Bestehen.

Die anfängliche Skepsis der Dollnsteiner gegenüber des Helferkreis ist mittlerweile gewichen. „Der Helferkreis ist in Dollnstein voll akzeptiert.“