Manching
Beim PFC geht der Markt in Vorleistung

Alternative Bewässerung in der Landwirtschaft: Förderantrag würde zu lange dauern

07.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

Manching (DK) Eine Gemeinde verzichtet von sich aus freiwillig auf Zuschüsse - das kommt wirklich nicht alle Tage vor. Die Manchinger Markträte waren sich in ihrer jüngsten Sitzung einig, eine Förderung von maximal knapp 4500 Euro gar nicht erst zu beantragen. Der Grund: Es pressiert - und es geht um PFC.

Wie bereits mehrfach berichtet, war diese umstrittene Substanz im Bereich Westenhausen nachgewiesen worden. Sie stammt aus Löschschäumen am Flugplatz und hat sich im Lauf der Jahrzehnte in Grundwasser und Boden verbreitet. Für die Bürger sind die Folgen noch gar nicht absehbar. Einige Brunnen wurden schon gesperrt, unklar ist, ob belastetes Erdreich ausgetauscht werden muss - und vor allem, wer zahlt.

Der Markt Manching hat die "große Politik" bereits mehrfach auf die Probleme hingewiesen und um Unterstützung für die Bürger gebeten. Auf eine Antwort wartet die Gemeinde freilich bis heute vergebens. Doch die Zeit drängt, vor allem für die Landwirte. Im April, Mai beginnt wieder die Zeit, in der sie ihre Felder bewässern müssen. 11 von 18 landwirtschaftlich genutzten Brunnen in Westenhausen, Lindach und Rottmannshart überschreiten nach Angaben des Marktes den vorläufigen Schwellenwert für PFC im Grundwasser. Die Fachbehörden haben daher den betroffenen Landwirten empfohlen, die Brunnen nicht mehr zu nutzen. Ein Verbot werde gegenwärtig geprüft, heißt es.

"Wir müssen die Ursachen angehen."

Thilo Bals, SPD

 

Die Landwirte sollen sich zusammenschließen und eine alternative Bewässerung finden. Das aber kostet Geld - sowohl in der Planung und noch mehr in der Ausführung. Bei Gesprächen mit dem örtlichen Bauernverband und dem Wasserwirtschaftsamt wurde klar, dass eine Förderung der Planungskosten für alternative Bewässerungen grundsätzlich möglich ist. "Pilotförderprogramm land-wirtschaftliche Bewässerung" nennt sich der Topf, der drei Viertel der Kosten übernehmen würde. Die Sache hat aber gleich mehrere Haken: Anträge können keine Einzelpersonen stellen, sondern nur die Gemeinde. Und das Wasserwirtschaftsamt hat noch nie einen derartigen Antrag bearbeitet und sieht sich personell dazu auch nicht in der Lage, weshalb das der Markt Manching übernehmen müsste.

Parallel dazu haben die betroffenen Landwirte bereits Kontakt mit einer Fachfirma für Beregnungsanlagen in Baden-Württemberg aufgenommen, die über große Erfahrungen verfügt. Danach wäre eine Fläche von gut 400 Hektar betroffen, die mit dem Wasser aus zwei oder drei Brunnen außerhalb des verunreinigten Gebiets sowie den nötigen Leitungen (19 Kilometer!), Pumpen und Hydranten durchaus bewässert werden könnte. Die Planungskosten lägen bei 6000 Euro, das ganze System bei gut 1,9 Millionen Euro. Laut Bürgermeister Herbert Nerb (FW) wäre mit einer Fertigstellung frühestens nächstes Jahr zu rechnen. Da es aber jetzt schon pressiert, Zusagen der "großen Politik" nicht vorliegen und letztlich ein ganzer Ortsteil betroffen wäre, will der Markt Manching in Vorleistung für die Planungskosten gehen. Ziel sei es, die Übernahme der Kosten auf politischer Ebene zu klären oder alternative Lösungen zu finden. Angesichts der Ungewissheit der Erfolgsaussichten eines Förderantrags und eines Zuschusses von höchstens 4500 Euro, der in keinem Verhältnis zum Verwaltungsaufwand stehe, folgten die Räte dem Vorschlag der Verwaltung, auf einen Antrag gleich ganz zu verzichten.

"Warum werden keine Filter eingebaut?"

Adolf Engel, Freie Wähler

 

Die Markträte zeigten großes Interesse. "Wir müssen die Ursachen angehen", forderte etwa Thilo Bals (SPD). "Was passiert dann heuer?", wollte sein Parteifreund Johann Froschmeier bezüglich der Bauern wissen. "Die Stellen des Eintrags sind bekannt. Warum werden dort keine Filter eingebaut?", wollte Adolf Engel (FW) wissen: "Wir müssen Druck machen." "Nürnberg hat dasselbe Problem. Da gibt es ein Pilotprojekt. Liegen da Daten vor?", lautete die Frage von Birgid Neumayr (CSU). "Im Ernstfall wird wieder der Schaum verwendet. Die Gefahr bleibt", warnte die UW-Fraktion. "In anderen Löschmitteln sind ähnliche Substanzen drin", wandte Petra Zimmermann (FW) ein. Nerb wies darauf hin, dass das Problem am Flugplatz nicht die seltenen Einsätze, sondern wohl eher die Übungen seien - in deren Rahmen man aber auch ganz normales Spülmittel hernehmen könne.