Thalmässing
Begeisterung über strippende Feierwehrleute

The kEschers wandeln bei Faschingsball auf den Spuren der Altneihauser Michael Rasche kehrt als Büttenredner zurück

31.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Den Vorbildern zum Verwechseln ähnlich: Der Altneihauser Feierwehrkapell'n eifern sind the kEschers beim großen Faschingsball nach (oben). Allerdings gibt sich die weniger freizügig als die Thalmässinger (unten links). Das Männerballett bewegt sich fast so grazil wie die Schönheiten auf Hawaii (unten Mitte), während der Pfarrer Michael Rasche auch in der Bütt eine gute Figur macht (unten rechts). - Fotos: J. Karch

Thalmässing (HK) Eine beeindruckende Faschingsfete haben die Thalmässinger Faschingsfreunde und Faschingswächter am Samstag auf die Bühne gebracht. Acht Showá †acts legten die Latte für die kommenden närrischen Tage ganz schön hoch.

In der bunt geschmückten Turnhalle begrüßte der Moderator Erwin Schneider von den Faschingsfreunden die zahlreichen Gäste in ihren fantasievollen Kostümen. Mit Beiträgen der ortsansässigen Narren und von Gästen aus dem näheren und weiteren Umkreis setzten sie an, zum Auftakt der heißen Faschingsphase eine große Sause zu feiern.

"Wir beginnen mit dem ersten Highlight des Abends - der original Thalmässinger Feierwehrkapell'n", jubilierte Schneider - und machte Platz für die herausgeputzte Nachwuchsformation the kEschers. Mit der Unterstützung ihres Hauptmanns Alfred Harlas erklärten sie in der Manier ihrer Vorbilder von der Altneihauser Feierwehrkapell'n, sie hätten erst gar nicht kommen wollen "zu diesem kümmerlichen Fest". Warum? Weil die Faschingsfreunde "unter Größenwahn" litten. Das provozierte natürlich laute Buhrufe, die sich jedoch rasch in Applaus wandelten, als der Hauptmann erklärte, "die Böllerschützen ließen sich überzeugen, sich dem Fasching nicht zu beugen". Das gefiel dem närrischen Volk - gerade nach den Querelen des vergangenen Jahres. Auch ein herrlich schiefer Tusch der Feierwehrler störte nicht.

Eine weitere Premiere wartete nach der Feierwehrkapell'n auf das Publikum. Erwin Schneider frohlockte: "Zum ersten Mal hat Thalmässing ein Tanzmariechen." Jedoch verzögerte sich dessen Auftritt ein wenig - prompt kam die Reaktion aus dem Publikum: "Erwin, tanz du doch mal!" Dieser überließ das Parkett aber doch lieber Elena Schiller, die frech einen peppigen Mix zu stimmungsvollem Faschingsliedgut und Hip-Hop zum Besten gab. Für die Zugabe bekam das Energiebündel schwungvolle Unterstützung von seinen drei großen Schwestern. Entsprechend war das Publikum der Meinung: "Das war spitze!"

Die Tanzgruppe des Faschingsvereins Meckenhausen schwebte anschließend zu Abba-Klängen auf die Bühne. Ausladend in Weiß gekleidet zeigten sie im Formationstanz mit Theaterqualitäten eine Hommage an die schwedischen Popgrößen - und den einzigen männlichen Tänzer ihrer Gruppe. Die Trainerinnen Tanja Harrer und Alex Berngruber nahmen als Dankeschön die Thalmässinger Orden entgegen und lehrten ihre Gastgeber gleich die richtigen, dreifachen Faschingsküsse.

"Aus dem Ruhrgebiet eingeflogen worden" sei der Büttenredner, behauptete Schneider. Die Ehre, von der Feierwehrkapell'n auf die Bühne begleitet zu werden, war Michael Rasche, dem ehemaligen katholischen Pfarrer Thalmässings, dadurch sicher. Um den gebotenen Anstand zu wahren, begrüßte Rasche zuallererst "den Herrn Bürgermeister, der soeben aufgewacht und erschienen ist". Hernach referierte er über die Verkehrssünden betankter Bürgermeister und einer Frau, die "noch nicht einmal allein deswegen Schuld an dem Unfall war" - es aber durch ein verhängnisvolles Date und die Hinterlist des Redners wurde. Es folgten Ausführungen zu zweifelhaften Praktiken unter den Bedienungen des Abends, zur Fürsorge der Ehefrau des "Oberhauptpräsidenten der Feuerwehr", dessen Weisheiten bei fachfremder Hilfeleistung und zu den täglichen Verfehlungen verschiedener Protagonisten bei Schwierigkeiten mit der menschlichen Verdauung - passend intoniert vom Tubisten der kEschers. Zum Abschluss wagte sich Rasche herunter vom liebgewonnenen und sicheren Terrain und kämpfte sich tapfer durch eine fränkische Version des "Griechischen Weins", die zu einem Loblied auf die "Fränkische Wurst" und die Geselligkeit lokaler Politiker wurde.

Seinen Begleitern von den kEschers gebührte nun zu ihrem Zweijährigen die Ehre, eine besondere Einlage zu spielen: Vorsorglich bat Rasche, dass "alle unter 18-Jährigen den Raum verlassen oder sich in der Nähe ihrer Eltern aufhalten". Zu Recht, denn die Jungmusiker begannen - zu lasziven Klängen ihrer Bandkollegen - sich ihrer Feuerwehruniformen zu entledigen. Am Ende präsentierten sie sich in hautengen Leggins. Weiter ging es denn doch nicht, trotz frenetischer Rufe aus dem Publikum. "Wir würden ja gerne, aber unsere Eltern sind da", entschuldigte Benedikt Hauke sich und seine Mitstreiter.

Aus Greding stattete die Gredonia den Thalmässinger Freunden einen Besuch ab. Präsident Alexander Hill stellte seine Begleitung aus den Reihen der Elferräte, der Pumpernickel und der Showtanzgruppe Spotlights vor. Die Tänzer brachten einen farbenfrohen Twist der 1960-er Jahre auf die Bühne, bevor sie sich als wahre Verwandlungskünstler erwiesen. Jeweils abgestimmt in Kostümen, Musik und Tanz wirbelten sie durch die Jahrzehnte, bis sie bei den Discoklassikern der 2000-er Jahre angekommen waren.

Modern blieb es bei der anschließenden Darbietung der Styles & Beats vom TV Thalmässing. Trainerin Vanessa Schiller hatte mit der Gruppe eine fetzige Nummer aus Jumpstyle und Breakdance zu "Barbie Girl" einstudiert. Die Größeren überzeugten danach erst als Boxer im imaginären Ring, dann auf der Tanzfläche, wo sie mit Blinkbrillen und großen Moves auftrumpften. "Pappen-Ali" trocknete nach der Aufführung gerne den Boxerschweiß, damit die gesamte Gruppe frisch gepflegt ihre Zugabe tanzen konnte.

Mit der Jazztanzgruppe Laibstadt ging es schwungvoll weiter. Neun energiegeladene Mädels hatten wirkungsstarke Formationen einstudiert und waren nach der verdienten Ordensverleihung um eine umfangreiche und ebenso schwungvolle Zugabe nicht verlegen.

Zum Beginn des folgenden Auftritts wurde es traurig, denn es gibt nun einmal "kein Bier auf Hawaii", wie das Männerballett Thalmässing in seinem Intro beklagte. Bald kam jedoch sommerliche Stimmung auf, als die standesgemäß spärlich bekleideten hawaiianischen Schönheiten mit teils durchaus anmutigen Bewegungen über die Bühne glitten und dabei die Geschichte einer ganzen Hochzeitsreise erzählten. Für die gefeierte Inszenierung erhielten die Choreografin Bianca Meyer und Andrea Hauke, verantwortlich für die Kostüme, gemeinsam mit der gesamten Gruppe ihre Faschingsorden. "Denn das sind wirklich Narren - so wie ich", rechtfertigte Schneider den Ordensregen.

Aktiv an diesem Abend waren jedoch nicht nur diejenigen, die mit Auftritten unterhielten. Auch die Ballbesucher zeigten sich in Tanzlaune und drehten zu den abwechslungsreichen Klängen der Band Just Fun immer wieder ihre Runden. Nach der Demaskierung vieler Maschkerer krönten die Thalmässinger ihren Festabend mit einem Auftritt der Silbania Altmannstein. Die Gardetanz-Weltmeister von 2007 waren mit ihrem Prinzenpaar auf Tour, das einen königlichen Prinzenwalzer darbot.