Pfaffenhofen
Begeisternde Sprachkunst

Lutz-Stipendiat Peter Zemla verabschiedet sich aus Pfaffenhofen

29.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:15 Uhr
Lutz-Stipendiat Peter Zemla schrieb in Pfaffenhofen an seinem Roman "Die Hinrichtung. −Foto: Foto: bfr

Pfaffenhofen (DK) Mit der Lesung der Erzählungen "Herr Fähr" und "Herr Fürbringer" hat sich der Schriftsteller Peter Zemla am Freitagabend im Festsaal des Rathauses Pfaffenhofen als Lutz-Stipendiat 2018 verabschiedet.

Drei Monate lang - von Mai bis Juli - hat er im Flaschlturm gewohnt und konnte, wie es das Lutz-Stipendium vorsieht, das in Erinnerung an den Dichtersohn der Stadt, Joseph Maria Lutz, im Jahr 2013 eingerichtet wurde, sein Romanprojekt "Die Hinrichtung" sehr gut vorantreiben, wie der 54-Jährige im Gespräch mit Kulturreferent Steffen Kopetzky erzählte. Dabei hat Zemla auch die Stadt, ihre Umgebung und ihre Menschen gesehen, beobachtet, gesprochen, hat kulturelle Angebote wahrgenommen, um selbst einen Text, einen druckfähigen literarischen Beitrag, im Sinne des 1932 erschienenen Lutz-Roman "Der Zwischenfall" über einen Besuch eines Dichters in einer oberbayerischen Kleinstadt zu schreiben.

Mit Witz, philosophischem Hintersinn, Sprachlust und Sprachvermögen erzählt Zemla in "Herr Fürbringer" davon, wie durch einen aufziehenden Gewittersturm der Heiligenschein von der Statue der Mariensäule gerissen wird und beinahe die Frau des Metzgermeisters Kremmel trifft. Wäre da nicht ein junger Mann gewesen, der die Frau zu Boden reißt, sie somit aus der Flugbahn entfernt. Danach aber verschwindet der Retter in der Menge, die an diesem Himmelfahrtstag am Hauptplatz draußen saß oder einfach unterwegs war. Das aber lässt den Ortschronist, ein akribisch arbeitender Studienrat, nicht ruhen. Er will diesen Mann finden und würdigen. So macht er sich auf die Suche nach Zeugen. Die berichten ihm allesamt von anderen wundersamen Begegnungen und kleinen Rettungen. Doch beschreiben sie den Retter, den namenlosen Fremden ("Herr Fürbringer,"Herr Vorbringer, Fortburger oder so ähnlich" - so auch der vollständige Titel der Erzählung), je anders. Kann dies also ein und dieselbe Person sein?

Fast wandelt der Fremde wie ein Schutzheiliger in verschiedenen Gestalten durch die Kleinstadt. Oder fällt den Menschen nur durch diesen einen Zwischenfall auf, dass sie in Alltagsmomenten immer wieder Hilfe und Freundlichkeit erfahren, dass das Glück im Kleinen liegen kann? "Heutzutage geht uns Achtsamkeit ab", sagt Zemla, und: "Mir geht es immer auch um Identitäten. Wer ist der Mensch, was charakterisiert einen Menschen, welche Typen gibt es, wie gehen Menschen deshalb mit der Wirklichkeit um, was denken sie? "

Das war das Thema seiner Erzählung "Herr Fähr", einem Hundebesitzer, der beim täglichen Rundgang unbedingt die Begegnung mit einem anderen, ihm unangenehmen Hundebesitzer und dessen ebenso unangenehmen Hund, vermeiden möchte. Dabei überlegt er wechselnde Strategien, welchen Weg er einschlagen könnte, wie er sich vor der Entscheidung über die Richtung seines weiteren Spaziergangs drücken könnte, um am Ende doch nichts vermeiden zu können. Dieser Text stamme aus einem Zyklus von Erzählungen, die alle mit "Herr" betitelt seien und von Männertypen handeln, sagte Peter Zemla. In diesen geplanten Erzählband wolle er gerne seinen "Zwischenfall"-Text eingliedern.

Doch zunächst steht der Abschluss seines Romans an, den er gerne in Pfaffenhofen präsentieren werde, versprach er seinem Publikum, das sich begeistert von seinem fünften Lutz-Stipendium zeigte.

Barbara Fröhlich