Freystadt
Baustopp für Neubau

Anwohner in Schalmeien-Siedlung beschweren sich: "Nicht an Bebauungsplan gehalten"

25.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

Stein des Anstoßes: Das Haus mit geplantem Pultdach in der Schalmeien-Siedlung unterliegt jetzt einem Baustopp. Die Anwohner sind sauer, weil im gültigen Bebauungsplan nur ein Erdgeschoss mit Dachgeschoss eingetragen ist. Gebaut wurde aber anscheinend höher. - Foto: haz

Freystadt (haz) Der Baustil in der Siedlung Schalmeien IV und braune Brühe im Biotop: Die letzte Bürgerversammlung für Bürgermeister Willibald Gailler, mit etwa 100 Besuchern, war äußerst lebhaft. Einige Bürger machten ihrem Unmut über einen Neubau in der Schalmeien-Siedlung Luft.

Gleich zu Beginn scherzte Bürgermeister Gailler: „Das ist die bestbesuchteste Bürgerversammlung seit meinem Amtsantritt 1987“. Grund dafür war wohl auch ein Neubau in der Schalmeien-Siedlung – die Art seiner Bauweise entzürnt einige Anwohner. Sie nahmen die Gelegenheit wahr, beim Bürgermeister vorzusprechen.

Herbert Weber, der vor sieben Jahren in der Schalmeien-Siedlung gebaut hat, polterte: „Bis vor Kurzem haben wir in Schalmeien in Frieden und guter Nachbarschaft gelebt.“ Jetzt sieht er diesen Frieden mit einem Gebäude, das ein Pultdach erhalten soll, gefährdet. „Denn dieser Starenkasten tritt alle Vorschriften mit Füßen, die für uns als Bauherren damals galten.“ Man wundere sich, wie sich so was entwickeln könne, denn im Bebauungsplan sei für dieses Gebäude nur ein Erdgeschoss mit Pultdachgeschoss eingetragen. Der Bauherr erhöhte das Geschoss, damit er statt der genehmigten vier, sechs Wohnungen bauen kann. Weber habe dann in Absprache mit den Nachbarn die Stadt informiert. Und die zog die Notbremse in Form eines Baustopps. Weber sprach ein weiteres Pultdach-Mietobjekt mit vier Wohnungen an, das seiner Meinung nach, ebenfalls gegen die Satzung verstoße.

Die Anwohner klagen weiter: „Wenn wir gewusst hätten, dass da so ein Kasten hinkommt, hätten wir da nicht gebaut. Wir haben die Baupläne nicht zu Gesicht bekommen.“ Weber forderte gleiche Vorschriften für alle Bauherren und die Einhaltung der geltenden Satzung.

Er übergab bei der Bürgerversammlung Gailler eine Liste mit 30 Unterschriften von Siedlungsbewohnern, die eine Einhaltung der Satzung fordern. „Wir sammeln weitere Unterschriften“, warnte Weber. Gailler versuchte zu beruhigen und antwortete: „Bauvorschriften sind liberaler geworden.“ Pultdächer seien in den Schalmeien erlaubt. Die Gemeinde könne Ausnahmegenehmigungen und Befreiungen erteilen. „Gibt es Anhaltspunkte, dass anders gebaut wird wie eingereicht, muss die Bauaufsicht eingeschaltet werden.“

Anwohnerin Anette Braun erklärte dazu, dass sie eine Vielfalt von Baustilen in den Siedlungen in Ordnung finde. „Wir wollen nur solche Bunker verhindern, die die Sicht versauen.“ Gailler versprach den Anwohnern, „die Angelegenheit auf Herz und Nieren zu prüfen“.

Anwohner Manfred Junker machte außerdem auf das Biotop aufmerksam, das durch den Kiesenhofener Graben gespeist werde: „Wenn es regnet, bringt der Graben braune Brühe“, klagte er. Er sei dem nachgegangen und habe einen Drainagenauslauf ausgemacht, von dem aus das Dreckwasser einläuft. „Wir kennen das Problem“, erklärte Willibald Gailler. Der Klärmeister habe die Brühe analysiert. „Es gibt aber kein Qualitätsproblem.“ Anwohner Wilfried Buhr sagte, dass im Sommer das Biotop sehr viele Braunalgen habe. Sein Vorschlag: Der Bodenschlamm im Vorfluter soll ausgebaggert werden.