Riedenburg
Bauland ist Mangelware

Die Suche nach neuen Flächen gestaltet sich schwierig Potenzielles Gebiet in Haidhof bietet Platz für bis zu 30 Parzellen

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Riedenburg ist bei Bauwilligen sehr beliebt - allerdings stößt die Stadt bei der Ausweisung von neuen Baugebieten auch wegen der Tallage vieler Ortsteile an Grenzen. - Fotos: Schmied

Riedenburg (DK) Der Bedarf ist da, doch Bauland ist in Riedenburg ein rares Gut. Mittlerweile gibt es im Rathaus eine Warteliste für diejenigen, die sich in der Großgemeinde häuslich niederlassen wollen. Potenzielle neue Flächen gibt es aber, unter anderem in Haidhof.

Gerade im vergangenen Jahr haben laut Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) viele städtische Bauplätze Abnehmer gefunden. Sowohl im Baugebiet in der Hemauer Straße als auch in Haidhof-Hausbreite standen jeweils 17 Parzellen zur Verfügung. "Mittlerweile ist der Großteil davon verkauft und die letzten freien Parzellen wurden reserviert", sagt der Rathauschef. Für ihn ist das ein eindeutiges Indiz: Die Großgemeinde ist attraktiv, viele und vor allem junge Menschen wollen hier sesshaft werden und eine Familie gründen. Wachstum sei wichtig, das steht für Lösch außer Frage. "Jedoch kann es natürlich nicht ruckartig gehen. Denn auch die Infrastruktur muss die Chance haben, mitzuwachsen."

Mit Infrastruktur meint der Bürgermeister Verkehrswege, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und alles andere, was zur Lebensqualität beiträgt. Doch Wachstum bedeutet auch Mehraufwand. "Für den Bauhof zum Beispiel, oder auch für die Kläranlage", zählt Lösch auf. In Anbetracht des demografischen Wandels, der auch vor der Großgemeinde nicht Halt machen wird, setzt er darum auf den Zuzug junger Familien - und will auch den Einheimischen die Möglichkeit bieten, sich hier in ihren eigenen vier Wänden einrichten zu können.

Für den Stadtrat sei die Ausweisung neuer Baugebiete eine Gratwanderung - gerade, was die Preisgestaltung angeht. "Wenn man den Aufwand betrachtet, also die Kosten für die Erschließung, für den DSL-Ausbau und den ökologischen Ausgleich, geben wir unser Bauland günstig her", betont Lösch. Auch die richtige Mischung zwischen Einheimischen und Auswärtigen bei der Vergabe ist nach den Worten des Rathauschefs wichtig. "In der Hemauer Straße haben wir das über den Kaufpreis gelöst", sagt er. Einheimische zahlten rund 110 Euro für den Quadratmeter, Auswärtige mehr.

Woher aber nun weiteren Platz nehmen, wenn die Optionen eher begrenzt zu sein scheinen? Unermüdlich sei er dabei, Gespräche mit Grundstückseigentümern zu führen, ob sie ihren Grund und Boden nicht der Stadt verkaufen würden. "Die Bereitschaft ist allerdings nicht sonderlich groß", bedauert Lösch. Auch Hauptamtsleiter Günther Wagner kennt das Problem des großen Interesses von Bauwilligen, das nicht befriedigt werden kann. "Darum führen wir mittlerweile eine Warteliste", sagt er.

Die Argumente der Grundstückseigentümer indes können sowohl Wagner als auch Lösch durchaus nachvollziehen. "Bei der derzeitigen Wirtschaftslage und den niedrigen Zinsen rentiert sich das für viele nicht", meint Lösch. Zum einen fallen beim Verkauf von Flächen für den Eigentümer hohe Steuersätze an. "Das sind manchmal bis zu 43 Prozent", sagt Lösch. "Zum anderen kann nicht jeder Landwirt, der seinen Grund verkauft, den Gewinn wieder reinvestieren." Solange es keinem finanziell schlecht gehe, verkaufe eben niemand, lautet seine Schlussfolgerung.

Für die Stadt tut sich damit allerdings ein Dilemma auf. "Es wir immer schwieriger, Bauland bereitzustellen", sagt Lösch. In diesem Jahr sollen sieben Bauplätze erschlossen werden. Im Bereich rund um das neu errichtete Feuerwehrhaus in Deising sollen vier Parzellen entstehen. Auf einer in Thann angekauften Fläche noch einmal drei. "Dort gibt es noch einen Bauplatz, der bisher nicht verkauft wurde. Insgesamt haben wir also auch in diesem Ortsteil vier städtische Parzellen", rechnet Lösch durch. Acht Bauplätze seien dennoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. In Thann kommt hinzu, dass es sich um eine einseitige Erschließung handelt, sich die drei neuen Parzellen also nebeneinander auf einer Straßenseite befinden werden. Weil die Erschließungskosten stets auf die künftigen Eigentümer umgelegt werden, wird es für sie aufgrund der einseitigen Bebauung doppelt so teuer. "Doch in Thann ist Interesse vorhanden", sagt Lösch.

Neben Deising und Thann wird laut Lösch und Wagner auch in Prunn die Nachfrage nach Bauplätzen lauter. Ob sich tatsächlich etwas ergibt, ist laut Lösch noch offen. Auch in Jachenhausen könnte sich der Rathauschef neue städtische Parzellen vorstellen - sowohl für Eigenheime als auch für Gewerbebetriebe. Bei den Grundstücksbesitzern sei aktuell keine Verkaufsbereitschaft zu erkennen, so Lösch. Anders gestaltet sich die Situation in Gleislhof: "Dort wären zwar die Eigentümer bereit, zu verkaufen. Dafür ist die Angelegenheit aus Naturschutzgründen nicht ganz einfach", erklärt Lösch.

Für ihn ist die Sache klar: Naturschutz ist wichtig, aber eine stete Fortentwicklung der Gemeinde ist wichtiger. "Was hilft uns eine top Natur, wenn wir keinen Wohnraum für junge Leute schaffen können", fragt er sich. Gerade, was den ökologischen Ausgleich angeht, beiße sich die Katze irgendwann in den Schwanz. "Wir können nicht endlos Flächen in die Natur zurückführen und Äcker stilllegen. Ein Großteil Riedenburgs liegt im Tal, hier ist der Platz begrenzt", betont Lösch. Allein für das Baugebiet in der Hemauer Straße wurde laut Hauptamtsleiter Wagner ein Drittel der Baufläche als Ausgleichsfläche fällig. Lösch fordert an dieser Stelle ein Umdenken. Wagner sieht die Regierung in der Pflicht. "Der Staat ist auf allen Ebenen gefordert, Möglichkeiten zu schaffen, Familien den Weg zu Wohneigentum aufzumachen", stellt er klar. Gerade in Riedenburg mit seiner Lage im Naturpark Altmühltal stoße die Stadt sich regelmäßig an Naturschutzauflagen. "Der Naturpark war als Entwicklungschance gedacht, als Förderung des Tourismus", erklärt er. "Für uns sind die Auflagen aber eher eine Entwicklungshinderung."

Dennoch: Ein Ortsteil wird in den kommenden Jahren auf alle Fälle wachsen - Haidhof. Die Verhandlungen für ein Baugebiet "Ödacker-Nord" laufen laut Lösch auf Hochtouren. "Bis wir soweit sind, dauert es noch ein wenig", erklärt er. Das Vorhaben scheint vielversprechend, denn mit einem Schlag könnte die Stadt durch die Ausweisung des Gebiets um 25 bis 30 Parzellen reicher sein.