Pförring
Bauern feiern nach uralten Regeln

01.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

Das uralte Zunftschild der Pförringer Bauernbruderschaft hält auch die heutige Wirtin Susi Grimm in Ehren. Als Spezialität tischt sie beim morgigen Bauernjahrtag zwischen Suppe und Hauptgang ein saures Lüngerl auf. - Foto: Kügel

Pförring (kue) Morgen feiert die Christliche Bauernbruderschaft der Pfarrei Pförring ihren Jahrtag. Wie das Datum – stets am Mittwoch nach Mariä Lichtmess – folgt auch der Ablauf des Festes uralten Regeln. Der 256. Pförringer Bauernjahrtag beginnt um 9 Uhr mit einem Weißwurstessen beim Böhmwirt.

Danach zieht die Festgesellschaft mit Blasmusik und Fahne zur Pfarrkirche St. Leonhard, wo Pfarrer Michael Saller um 10 Uhr den Jahrtagsgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder zelebriert. Mittags treffen sich die Bäuerinnen und Bauern mit ihren Gästen zum gemeinsamen Mahl. Das gemütliche Zusammensein am Nachmittag wird durch Kaffee und Kuchen versüßt. Um 19.30 Uhr beginnt der Jahrtagsball; Hans Wallner spielt neben moderner Tanzmusik auch Zwiefache.

Seit über 100 Jahren feiern die Pförringer Bauern ihren Jahrtag im selben Gasthaus. Der frühere Wirt Sebastian Böhm, der den vormaligen Kagerbräu von 1880 bis 1918 führte, hat nicht nur dem Gasthaus den Namen gegeben – er hat auch die Bauern als Stammgäste gewonnen und als "Herbergsvater" des Bauernbunds das Bruderschaftsschild gestiftet, das bis heute in der Gaststube hängt. Es zeigt auf der einen Seite die Heiligen Leonhard und Wendelin, wie sie Fürbitte einlegen bei Gott, symbolisiert durch das göttliche Auge. Darunter findet sich das Stoßgebet "Hl. Wendelin und Leonhard bitt’ für uns!". Auf der Rückseite hat sich der Stifter Sebastian Böhm mit dem frommen Wunsch "Gott segne unsern Bund" verewigt. Darüber sieht man einen knienden Bauern, der die Hände zum Gebet gefaltet hat. Den schmiedeeisernen Rahmen krönt ein Pferdegespann. Den Pflug führte wohl ursprünglich ein weiterer Schutzpatron, der heilige Bauer Isidor. Die Figur ging im Lauf der Jahrzehnte verloren.

Die drei Standesheiligen finden sich auch in dem Gedicht wieder, mit dem einst der Jahrtagslader "am Mittwoch nach Marie Lichtmessen" zum Kirchgang rief: "Flehet auch den heiligen Leonhard an, um Segen im Stall und Glück beim Gespann! Empfehlet St. Wendelin Eure Pferd, die Schafe und Rinder samt Haus und Herd. Verehrt dann den Bauern St. Isidor, dass er Euch begleitet vors Himmelstor". Am morgigen Mittwoch wird Ehrenmitglied Georg Walser diese Verse vortragen.