Das Rückwechseln wird zum Thema

01.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

München (vk) Wer meint, der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wäre eine verstaubte Funktionärsvereinigung, hat sich noch nicht mit Rainer Koch unterhalten. Der Präsident des BFV steht seit mehr als fünf Jahren an der Spitze des Verbandes, den er in den kommenden Jahren weiter modernisieren will.

Ein Thema, das Koch in naher Zukunft anpacken will, ist das Thema Rückwechseln im Seniorenbereich. Allerdings will Koch nichts gegen den Willen der Vereine durchsetzen. Das betont der DFB-Vizepräsident immer wieder und führt als Beispiel den Versuch an, die Bayernliga zu reformieren. Hier hätte letztlich die Klubs ob der ambitionierten Vorschläge des Verbandes der Mut verlassen. Um einen regen Meinungsaustausch unter anderem über Vor- und Nachteile des Rückwechselns anzustoßen, hat sich der 50-Jährige vorgenommen, in diesem Jahr bei allen 24 Kreistagen und allen sieben Bezirkstagen des BFV persönlich vor Ort zu sein. Dort will Koch erst einmal Meinungen sammeln, ob sich die Fußballer grundsätzlich vorstellen könnten, künftig das Rückwechseln zuzulassen. Eine Idee, ähnlich der Regelung beim Juniorenfußball. Allerdings dürften im Seniorenbereich lediglich drei Spieler ein- und wieder ausgewechselt werden. "Jeder weiß, wie viel Spaß das macht, wenn man sich das Wochenende frei gehalten hat und dann gar nicht oder nur für die letzten eineinhalb Minuten eingewechselt wird", sagt Koch: "Wir müssen Sorge tragen, dass alle Spieler dabei bleiben und uns nicht verloren gehen." Vor allem das sei der Sinn des Rückwechselns.

Dass er dabei auch so manches hören wird, das ihm nicht gefällt, weiß Koch. Und deshalb wird er sofort sehr vorsichtig, wenn Themen wie die Eingliederung der Reserven in den Spielbetrieb thematisiert werden. "Das wird alles auf freiwilliger Basis erfolgen", sagt der Jurist: "Jeder kann, keiner muss." Schließlich hatte es in der Vergangenheit bei diesem Thema vor allem im Allgäu und in Franken teils heftige Proteste gegeben.

Auch personell tut sich was beim BFV. Während des Neujahresmedientreffens in München stellte Koch den neuen Pressechef des Verbandes vor: Tobias Günther, der bisher beim MSV Duisburg angestellt war, arbeitet seit kurzem für den bayerischen Amateurfußball. Koch betonte beim Neujahrsmedientreff, dass er auch in den kommenden Jahren noch einiges anpacken will. Zwar muss er zunächst beim Verbandstag im Juli in Bad Gögging wiedergewählt werden, doch das gilt als Formsache.

Ein wichtiges Projekt war für Koch im vergangenen Jahr die neue Homepage des BFV. "Das ist eine der besten Homepages eines Amateurverbandes, die ich kenne", wirbt Koch, gibt aber zu, dass sie mitunter ein wenig langsam sei: "Aber daran wird gearbeitet." Als hochinteressant empfindet er auch das Videoangebot auf der Homepage. Die Internetseite "Hartplatzhelden" hätte das BFV-Angebot längst hinter sich gelassen. Überhaupt ist Koch mit dem Interesse an der Homepage zufrieden: "Wir hatten im vergangenen Jahr 220 Millionen Seitenaufrufe. Unser Internetauftritt wird mehr genutzt als der von Borussia Dortmund."

Bei einem ganz anderen Projekt scheint es so, als hätte es Koch nur ungern wieder in der Schublade verschwinden lassen: Das so genannte Norweger Modell. Bei dem können Mannschaften, die lediglich neun Spieler zusammen bekommen, trotzdem melden. Der jeweilige Gegner muss sich dann darauf einstellen, "dass er am nächsten Samstag halt neun gegen neun spielt." Eine große Idee, um nicht noch mehr Teams sterben zu lassen? Vielleicht. Koch schließt nicht aus, dass er sie irgendwann doch wieder aus der Schublade kramt.