Neuburg
Barrierefreiheit mit Hindernissen

Neuburger Bahnhofsgebäude ist über Rampen leicht zugänglich Umbau der Gleise bei der Bahn derzeit kein Thema

18.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Foto: Stefan Janda

Neuburg (DK) Barrierefreiheit am Gebäude, Stolpersteine am Gleis: Der Neuburger Bahnhof ist nur bedingt für Menschen mit Behinderung geeignet. Dass die Bahn vorerst nichts ändert, ärgert Günter Gräbner. Der Eigentümer des Gebäudes hat zuletzt viel Geld investiert - für die Barrierefreiheit.

Es bleibt eine Lösung mit Haken. Obwohl Gräbner rund 15 000 Euro für zwei Rampen und eine Metallabsicherung ausgegeben hat, bleiben die Gleisanlagen am Neuburger Bahnhalt das Haar in der Suppe. "Um hier alles barrierefrei zu bekommen, müssten die Gleise angehoben werden", erklärt er. Doch das schließt die Bahn vorerst aus.

Dabei beruft sich der Konzern auf die vielen laufenden Umbauten in anderen Städten und die geringe Größe des Neuburger Bahnhofs. Die zur Verfügung stehenden Mittel setzt das Unternehmen so ein, "dass möglichst viele Reisende davon profitieren", teilt eine Sprecherin der Bahn auf Anfrage unserer Zeitung mit. Im Klartext: Erst mal haben große und mittlere Bahnhöfe sowie Umsteigebahnhöfe Priorität. Und dazu zählt Neuburg nun mal nicht.

Gräbner zufolge steigen dort täglich 2000 Reisende ein oder aus. Viele davon - genauer gesagt alle, die in Richtung Ingolstadt wollen - müssen also weiterhin einen kleinen Höhenunterschied bewältigen. Dieser beträgt zwar nur etwa 20 bis 30 Zentimeter, einmal runter auf die Gleise und auf der anderen Seite wieder hinauf auf den Bahnsteig. Doch mit Rollstuhl, Rollator oder auch nur mit einem Kinderwagen oder einem schweren Koffer kann daraus ein schier unüberwindbares Hindernis werden. "Wenn man davon nicht direkt betroffen ist, dann sieht man dieses Problem nicht", erklärt Stadtrat Heinz Schafferhans, der Gräbner bei seinem Vorhaben unterstützt. Der SPD-Politiker weiß aus seiner beruflichen Tätigkeit bei der Arbeiterwohlfahrt, welche Hürde so ein Höhenunterschied beispielsweise für eine Schulklasse sein kann. "Mit nur ein paar Kindern, die schlecht zu Fuß sind, ist das schnell ein enormes Hindernis."

Auf Begeisterung dürfte die Haltung der Bahn auch in der Kreispolitik nicht stoßen. Dort war im Zuge der Beratungen über die Einführung des regionalen Gemeinschaftstarifs im September auch der Ruf nach einem barrierefreien Ausbau der Bahnstopps im Landkreis zur Sprache gekommen. Bis das der Fall sein wird, werden aber wohl noch ein paar Jahre vergehen. Die derzeitigen Planungen des Konzerns gehen bis 2021 - noch ohne Neuburg. "Der barrierefreie Ausbau kann nur Schritt für Schritt erfolgen", erklärt eine Sprecherin.

In der Kreisstadt freuen sich die Zugreisenden unterdessen über die beiden Rampen, die Gräbner zufolge gut angenommen werden, sowohl von Senioren als auch von jungen Leuten. Der Eigentümer des Gebäudes verweist darauf, dass dieser Umbau kein Muss war. "Wir machen das freiwillig", sagt er und hofft, dass dieses Engagement auch im Rathaus nicht unbemerkt bleibt. Wie berichtet, steht dort die Anbindung zweier Gewerbebetriebe über das Bahnhofsgelände zur Debatte. Ein Projekt, das unter anderem Gräbner gar nicht gelegen kommt. Neben dem Verzicht auf diese Planungen gibt es noch einen Wunsch, der ganz oben auf der Agenda steht: "Eine barrierefreie Toilette wäre hier noch schön", findet Schafferhans.