Koppenbach
Bald mehr Lastwagen statt Idylle?

Trotz Beschwerden von Bürgern: Landratsamt will Brummis in Koppenbach zulassen

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Viele Koppenbacher wollen Bilder wie diese in ihrem idyllischen Dorf nicht mehr sehen und haben sich beschwert. Das Landratsamt Pfaffenhofen hat nach einer Prüfung der Situation das Gegenteil empfohlen: Lastwagen im Hohenwarter Ortsteil zuzulassen. Die Frage ist nun, ob der Gemeinderat dieser Empfehlung auch nachkommt. −Foto: privat

Koppenbach (SZ) Mit der ländlichen Ruhe in Koppenbach könnte es bald vorbei sein. Zumindest werden die Koppenbacher wohl nicht von schweren Lastwagen einer Spedition verschont, trotz eines Durchfahrtverbotes. Denn das soll laut Landratsamt nun geändert werden.

Gut drei Monate Zeit hat sich das Landratsamt in Pfaffenhofen mit der Prüfung einiger Fragen rund um die Koppenbacher Ortsdurchfahrt gelassen. Und nun soll die Beschilderung am Ortseingang von Koppenbach geändert werden. Denn nach Ansicht des Landratsamtes müsse das Zusatzschild „Lieferverkehr frei“ weg. Wie die stellvertretende Pressesprecherin des Landratsamtes, Alice Köstler-Hösl, auf Anfrage erklärte, müsse es künftig „Anlieger frei“ heißen. Damit werde das gewünschte Durchfahrtverbot für Kraftfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen erreicht. Köstler-Hösl: „Anlieger unterliegen damit keiner Beschränkung.“ Das bisherige Zusatzschild „Lieferverkehr Koppenbach frei“ lasse eben ausschließlich gewerblichen Lieferverkehr zu. Der private Transport von Gegenständen sei damit nicht eingeschlossen. Und genau darin sieht das Landratsamt „eine unzulässige Einschränkung der Fahrtrechte“ – und zwar auch für die ortsansässigen Landwirte, wie Köstler-Hösl sagt. Auch der Spediteur habe damit derzeit eigentlich kein Recht, seinen Betrieb zu erreichen. Mit dem Zusatz „Anlieger frei“ werde das aber anders.

Das befürchtet auch Florian Schröder von der Bauverwaltung im Hohenwarter Rathaus: „Es kann in Zukunft sein, dass mehr Schwerverkehr durch Koppenbach fließt, denn nun darf jeder durchfahren, der ein Anliegen hat und das ist nur schwer zu kontrollieren.“ Dem eigentlichen Ansinnen der Marktgemeinde komme das nicht nahe, sagt Schröder in Vertretung für seine Bürgermeister Manfred Russer und Thomas Reis, die beide derzeit im Urlaub weilen.

Das Landratsamt hat noch einen guten Rat für die Hohenwarter Verwaltung auf Lager: Es empfiehlt dem Markt, „die Verkehrsteilnehmer an der Abzweigung bei Englmannsberg und von der B 300 kommend spätestens im Gewerbegebiet Waidhofen Am Hirschfeld auf die Sperrung der Ortsdurchfahrt Koppenbach hinzuweisen, da vor Koppenbach keine Wendemöglichkeit besteht“.

Wie die Gemeinde Hohenwart mit der Anregung des Landratsamtes umgehen wird, ist derzeit noch nicht ganz klar. Für Schröder steht lediglich fest, dass in der nächsten Sitzung des Bauausschusses oder des Gemeinderates die Kommunalpolitiker darüber informiert werden sollen. Eventuell werde dann auch der Beschluss gefasst, das Durchfahrtverbot trotzdem aufrechtzuerhalten.

Ob die Spedition in der Blütenstraße in Koppenbach baurechtlich überhaupt zulässig sei, das konnte das Pfaffenhofener Landratsamt auch nach drei Monaten nicht abschließend prüfen. Dafür fehle es an einem entsprechenden Bauantrag durch den Spediteur. Erst wenn der vorliege, so Köstler-Hösl, könnten Angaben zur Genehmigungsfähigkeit gemacht werden. Viel Zeit für den Bauantrag bleibt nicht. Das Landratsamt hat dem Spediteur eine klare Frist gesetzt: Bis zum 20. September müsse er den Bauantrag bei der Hohenwarter Gemeindeverwaltung eingereicht haben.

Nicht geprüft hat das Landratsamt auch die Frage, ob die Spedition in Koppenbach nach dem Gewerberecht dort zulässig sei. Dafür sei das Landratsamt im vorliegenden Fall, wie Köstler-Hösl es ausdrückt, nicht zuständig.

FEHLER DER GEMEINDE

Das Dilemma , dass die Gemeinde Hohenwart das Gewerbe eines Fuhrunternehmers in Koppenbach genehmigt hatte, obwohl das Durchfahrtverbot für dessen schwere Lastwagen schon seit Jahren besteht, habe die Gemeinde selber zu verantworten, wie Bürgermeister Manfred Russer bereits vor drei Monaten zugeben musste (wir berichteten). Die Gemeinde sei zwar juristisch nicht dazu verpflichtet Gewerbeanmeldungen zu überprüfen, doch genau das werde seit Mai aber trotzdem im Hohenwarter Rathaus freiwillig getan. Das hatte Russer damals angekündigt, nachdem der öffentliche Druck in der Angelegenheit immer größer wurde. Gleichzeitig hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, das Landratsamt Pfaffenhofen die Angelegenheit rund um die Ortsdurchfahrt von Koppenbach überprüfen zu lassen. | jsp