Neuburg
„Gott beschütze die Bewohner . . .“

Das Goldene Buch des Landkreises lässt viele Erinnerungen wach werden – Jetzt ist es voll

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

−Foto: Frank, Klaus Peter, Hohenwart

Neuburg (DK) Es ist ein dicker Wälzer mit Prägeaufdruck. Jetzt ist das Goldene Buch des Landkreises gut gefüllt – mit banalen, historisch bedeutsamen und sogar witzigen Einträgen. Zeitgeschichte hat sich darin manifestiert.

In einem Karton wohlverwahrt, schleppt Nicole Rohleder gebundene Geschichte an. Die Worte „Landkreis Neuburg a. d. Donau“ sind in das Schweinsleder eingeprägt und zeugen von einer Zeit, in der der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen noch in weiter Ferne lag. „Ob der Landkreis Schrobenhausen auch so ein Goldenes Buch hatte, weiß keiner“, sagt Landratsstellvertreter Alois Rauscher. Das herauszufinden, sei trotz intensiver Recherche nicht gelungen, erklärt Nicole Rohleder, die Verwalterin der voluminösen Unterschriftensammlung, die seit 1967 gepflegt wird. Der damalige Landrat Hanns Wolf hat persönlich ein Vorwort verfasst. Ansprechende Zeichnungen von Häusern und Plätzen zieren den Band. Welcher Künstler das Buch illustriert hat, man weiß es nicht. Ein Könner war’s auf jeden Fall.

Auf etwa 100 Seiten wird auf die Geschichte, die Gemeinden und Kirchengeschichte eingegangen. Verfasser war der damalige Kreisheimatpfleger Michael Eckstein. Es folgt der weit größere Teil mit Unterschriften. Beispielsweise vom 26. Mai 1968, als die Brücke über die Donau bei Bertoldsheim eingeweiht wurde. Damals trug sich Anton Jaumann ins Goldene Buch ein. Zu der Zeit war der Schwabe Staatssekretär im Finanzministerium, später Wirtschaftsminister. Zu den weiteren bekannten Größen aus der Politik gehört Hans Eisenmann, der im September 1968 unterzeichnete. Damals war er noch Landrat im Kreis Pfaffenhofen, später Landwirtschaftsminister. Zu seinen großen Verdiensten gehört die Schaffung des Nationalparks Bayerischer Wald. Jahre später, am 24. April 1974, kam schließlich Ministerpräsident Alfons Goppel nach Neuburg. Die erweiterte Parteiausschusssitzung der CSU führte am 4. Dezember 1982 geradezu ein Konzentrat politischer bayerischer Macht an die Donau. Franz Josef Strauß führt die Liste an. Gerold Tandler, Max Streibl, Mathilde Berghofer-Weichner, Jürgen Warnke, später Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Otto Wiesheu und Edmund Stoiber, damals noch Generalsekretär der Christsozialen, verewigten sich in dem gewichtigen Band. Wiederum Jahre später gab es einen weiteren Eintrag Stoibers. Am 25. Oktober 1993 wünschte er als Ministerpräsident „Gott beschütze die Bewohner dieses schönen Landkreises.“ Vor wem? Und weshalb nur die Bewohner? Es ist wohl nicht ganz einfach Sinnstiftendes aus dem Ärmel zu schütteln, auch nicht für einen Ministerpräsidenten.

Mit Einträgen kamen auch scheidende Kreistagsmitglieder und Bürgermeister zu Ehren, Schulleiter, die sich in den gut dotierten Ruhestand verabschiedeten oder kirchliche Würdenträger wie der umstrittene spätere Bischof Walter Mixa und der Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz. An Hochkarätern finden sich neben Strauß, Goppel und Stoiber der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth und Günter Beckstein in den Seiten. Auch Karl Carstens, wanderfreudiger Bundespräsident, sollte 1981 dort signieren. Doch Carstens erkrankte, die vorbereitete Seite blieb leer. Der letzte Eintrag stammt übrigens von Vladimir Gak, dem Bürgermeister der serbischen Gemeinde Beska, die eine Partnerschaft mit Karlshuld unterhält.

Nun wird ein neues Buch mit Rindsledereinband und 120-Gramm-Papier begonnen. Die Ehre des ersten Eintrags soll im November Oberbayerns Regierungspräsidentin Brigitta Brunner haben.