Bahnhofsgebäude an Investoren verkauft

28.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Das Hauptgebäude des Rockoldinger Bahnhofs, in dessen Erdgeschoss sich der Aufenthaltsraum mit Fahrkartenautomat und der Betriebsraum des Fahrdienstleiters befinden. - Foto: Zurek

Vohburg (zur) Die Deutsche Bahn AG hat zum Jahreswechsel 138 Bahnhofsgebäude in Bayern an ein Konsortium von Großinvestoren verkauft. Betroffen ist, wie Bürgermeister Rudi Fahn unlängst durch ein Schreiben der DB erfuhr, auch die Station Vohburg (Rockolding).

Der Zugverkehr, so versichert man bei den Verantwortlichen, werde "ungehindert weiter durchgeführt", dem Kunden entstehe also kein Schaden.

Seit Jahren versucht die DB AG nicht mehr benötigte Empfangsgebäude los zu werden, um damit die eigenen Finanzen zu sanieren. So war man auch bereits vor längerer Zeit an die Stadt Vohburg mit einem Verkaufsangebot heran getreten. "Das lag so um die 70 000 Euro", erinnert sich Fahn, der "kein Interesse" an einer derartigen Transaktion hatte. "Betriebswirtschaftlich wäre das eine Fehlinvestition gewesen", ist er sich angesichts des schlechten Gebäudezustandes sicher. An dieser Einschätzung ändert sich auch nichts, wenn nun der neue Besitzer, wie von der Bahn bereits angedeutet, möglicherweise ein neues Angebot machen wird. Was genau sie mit den erstandenen Immobilien vorhaben, war bei den Investoren Patron Capital mit Sitz in London und Procom Invest aus Hamburg nicht zu erfahren. Procom Sprecherin Britta-Andrea Lenzsch sah sich angesichts "einer Flut von Anfragen" in einem Telefongespräch mit dem PK nicht in der Lage, "auf die Schnelle" eine Auskunft zu geben. Die gebe es nur schriftlich "und das kann dauern".

Seitens der Bahn heißt es, das Konsortium habe sich verpflichtet "innerhalb der nächsten fünf Jahre 15 Millionen Euro in die entsprechenden Gebäude zu investieren". Dass dies geschehen wird, daran hegen Kritiker wie der Verband "Bahn für alle" große Zweifel. Zumal bei genauerem Nachrechnen die Bilanz nüchtern ausfällt – pro Bahnhof bleiben (je nachdem ob sich die genannte Summe auf alle insgesamt 1000 erworbenen oder nur auf die aktuellen bundesweit etwa 490 bezieht) zwischen 15 000 und 30 000 Euro. Kaum ausreichend für eine Komplettsanierung, von der die Bahn "positive Impulse für die Entwicklung des Bahnhofsumfeldes" erwartet.

Ein Blick auf die Websites der Investoren lässt ahnen, welche Strategie wirklich hinter dem Ankauf steckt. Hier werden einzelne prestigeträchtige "Schmankerl" bereits angeboten und auf den brandaktuellen Ankauf von 19 weiteren Gebäuden am 22. Januar in der Umgebung von Leipzig hingewiesen. Mit lukrativen, historisch wertvollen und gut situierten Immobilien aus dem Bahnbündel machen sie ihr Geschäft, die maroden Stationen versucht man – dieser Eindruck drängt sich zumindest auf – schlicht los zu werden. Gelingt dies nicht, so darf man mutmaßen, tut das den finanzkräftigen Unternehmen nicht weiter weh.

Für Vohburg bedeutet dies: Es geht wohl einfach weiter wie bisher. Vorerst zumindest brauchen die Reisenden, die von hier aus nach Regensburg, Ulm, Ingolstadt oder Donauwörth wollen, keine Sorgen zu haben. Allzu sehr frequentiert wird der Bahnhof ohnehin nicht, von dem aus im Schnitt zwei Mal pro Stunde zwischen sechs Uhr in der Früh und kurz vor 22 Uhr ein Zug abfährt. Wie Ludwig Hell von der DB Station und Service erklärt, ist die Nutzung der betrieblich benötigten Räume "dinglich gesichert". Im Klartext heißt das: Die Bahn hat sowohl den kleinen Raum mit dem Fahrkartenautomaten als auch den Betriebsraum des Fahrdienstleiters angemietet. Bei einem Weiterverkauf muss auch der neue Inhaber dieses Recht auf Nutzung gewähren.