Dietfurt
Bänkelsänger feiern Jubiläum

Moritaterer ziehen am Sonntag zum 50. Mal durch die Wirtshäuser Anton Bachhuber begründet 1969 das Aussingen

02.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Blutjung waren diese Burschen damals, als sie 1969 auf einer nostalgischen Welle dem alten Brauch des Aussingens wieder zu neuen Ehren verhalfen: Bernhard Neuwirth (von links), Anton Bachhuber, Erwin Weber, Erwin Skarke und Hans Semmler. ‹ŒArch - foto: Götz

Dietfurt (gtz) Eine vergnügliche Faschingstradition wird in Dietfurt gepflegt. Im Jahr des 90-jährigen Chinesenfaschings kann sie ihre 50. Folge feiern. Im Jahr 1969 hat Anton Bachhuber den alten Brauch des Aussingens von Missgeschicken aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Dessen Vater Josef und Bruder Egid hatten zusammen mit Lukas Pfaffelhuber und Albert Plank bereits in den 1950er-Jahren am Faschingszug teilgenommen und in den Gastwirtschaften die Missgeschicke der Leute ausgesungen.

Nachdem diese Bänkelsänger sich zur Ruhe gesetzt hatten, schlief der Brauch ein, bis Bachhuber mit Erwin Skarke, Hans Semmler und Bernhard Neuwirth einen Neubeginn machte. Erwin Weber mit seinem Schifferklavier wurde zur musikalischen Unterstützung gewonnen, mit Hans Hess fungierte ein Könner als Zeichner für die Illustrationen. Die Truppe marschierte am Unsinnigen durch die Kneipen. Bereits damals waren die Wirtshäuser bestens gefüllt am Nationalfeiertag in Bayrisch-China und überall herrschte drangvolle Enge, als die jungen Männer anrückten. Beim gegenwärtigen Ansturm am Unsinnigen wären derartige Aufführungen nicht mehr denkbar. Damals erfreuten sich die Zuhörer an den witzigen Stücken der Vortragenden so sehr, dass um Wiederholung gebeten wurde. Es wurde vorgeschlagen, das Moritatensingen schon auf die Sonntage vor dem Unsinnigen zu verlegen, um Publikum in die Wirtschaften zu locken.

Nach Sebasti zog das Team an drei Sonntagen mit je einer neuen Moritat durch die 14 Lokale, die es damals in Dietfurt gab. Die Glocke stellte Amtsdiener Bogner zur Verfügung, die Garderobe wurde den lustigen Begebenheiten angepasst. Als Kaminkehrer gekleidet erschienen die jungen Männer zur humoristischen Verkündung einer Brandgeschichte. Einmal war sogar ein Schweinchen mit von der Partie, das lustig durch die Gasträume sauste.

Auch am Faschingssonntag sorgten die Moritaten für Unterhaltung. Nach etwa zehn Jahren veränderte sich das Team. Mit Moritatenmaler Erwin Skarke gingen fortan Fritz Koller, Reinhold Herrmann und Hermann Schmid auf Tour. Nur noch an einem Sonntag wurde ausgesungen, bis auch dieses Moritaten-Team sich 2011 aus der Szene verabschiedete. In die Fußstapfen der Männer mit dem spitzbübischen Schalk traten Stephan Graf, Martin Neger, Horst Reischl und Stefan Röll. Nach drei Jahren wechselte Martin Huber an die Stelle von Horst Reischl und fungiert seitdem als kreativer Illustrator. In erfolgreicher Besetzung dreht das Quartett mit seinen Neuigkeiten an diesem Sonntag ab 16 Uhr seine Dietfurter Lokalrunde, die um 16 Uhr im Café Untermühle beginnt und heutzutage nur in acht Gasthäusern Station macht.