München
Backstage-Chaos

"Othello darf nicht platzen" in München

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Falscher Othello: Ken Ludwigs Farce ist in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen. - Foto: oh

München (DK) Ist’s Komödie oder Klamauk? Beides, aber rasant inszeniert und hinreißend gespielt. Einen köstlichen Katastrophenblick hinter die Kulissen des Opernbetriebes gewährt Ken Ludwigs Theater-soap „Othello darf nicht platzen“. Melodramatik und satte Ironie in einem: Der italienische Startenor Tito Merelli soll zur höheren Weihe des zehnjährigen Bestehens des Opernhauses in Ohio/Cleveland die Titelpartie in Verdis „Othello“ singen. Doch dazu kommt es nicht. Denn trotz der eindringlichen Warnungen des stets dem Nervenzusammenbruch nahen Operndirektors und der heillos eifersüchtigen Gattin des Hohen-C-Ritters, der Herr Gesangskünstler möge vor der Premiere doch von fremden Frauen und seinem geliebten Chianti-Wein lassen, naschte er doch hier wie dort. Was unausweichlich kommen musste: Tito Merelli verpennt im Hotel seinen Auftritt.

Und so bekommt Max, der Assistent des Operndirektors und Badewannentenor, die Chance seines Lebens. Also schnell – dem Titel „Othello darf nicht platzen“ gemäß – Mohrenschminke ins Gesicht, die Perücke übers Haupt gestülpt, das Othello-Kostüm des Tito Merelli mit Kissen ausgestopft und raus geht’s auf die Bühne. Doch das Publikum wird in dem Glauben gelassen, der italienische Belcantokönig ist Othello und nicht der schwindsüchtige Max aus der Direktionsetage.

Eine pfiffige Verwechslungskomödie ist’s, was der amerikanische Autor Ken Ludwig mit diesem Backstage-Chaos geschrieben hat. Intrigen, Allüren, Eitelkeiten und Eifersüchteleien zuhauf. Theaterwahnsinn pur, den der Regisseur Karl Absenger als herrlich turbulente Farce hier über die Bühne der Komödie im Bayerischen Hof jagt. Und schräge Typen sind sie alle: Allen voran Michael Schanze als italienischer Schmierentenor in Tanzbär-Version und Verena Wengler als dessen hysterische Gattin Maria. Ralf Komorr gibt den ebenso cholerischen wie abgefeimten Opernchef ab und Martin Böhnlein einen vorwitzigen Hotelpagen, während Caroline Combrinck, Undine Brixner und Gabriele Dossi alle Sparten des weiblichen Tito-Merelli-Fanklubs bestens ausfüllen. Und prächtig Pascal Breuer in der Rolle des Freizeittenors Max, der wenigstens für einen Abend zum Megastar aufsteigen darf.

Jubel über Jubel des mit reichlich Film- und Theaterprominenz durchsetzten Premierenpublikums.

 

Komödie im Bayerischen Hof in München, bis 23. Mai, Kartentelefon (0 89) 29 16 16 33.