Autohändler reduzieren Rabatte

12.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Abwrackprämie für mindestens neun Jahre alte Autos stößt bei Käufern auf großes Interesse, ruft aber auch Kritik hervor.

Der Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Eckehart Rotter, sprach gestern gegenüber dem DONAUKURIER von einem deutlich gestiegenen Autogeschäft. Laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) führt die Prämie aber offensichtlich dazu, dass Autokäufer teilweise mit geringeren Preisnachlässen auskommen müssen. In den wegen der Prämie besonders gefragten Markt- und Modellsegmenten seien die Rabatte im Durchschnitt von zwölf auf acht Prozent zurückgegangen, sagte ZDK-Sprecher Helmut Blümer. Bei Oberklassewagen würden dagegen deutlich höhere Rabatte als bei Klein- oder Mittelklasseautos gewährt.

Inzwischen würden einzelne Hersteller bereits ihre Kurzarbeit zurückfahren, so Rotter. Wegen der starken Auslastung müssten Fahrzeugkäufer teilweise schon wieder mit Lieferzeiten für ihren Neuwagen rechnen. Deshalb fordere der VDA, dass bereits das Datum des Kaufvertrags über ein Neufahrzeug oder einen Jahreswagen für die Prämie zähle. Deren Auszahlung sollte allerdings nicht vor der Zulassung des Neuwagens erfolgen. So sei aber gewährleistet, "dass der Kunde nicht durch Lieferzeiten bestraft wird", die ihn die Prämie kosten könnten, wenn bis zur Auslieferung die Gesamtsumme von insgesamt 1,5 Mrd. Euro – also für 600 000 Autos – aufgebraucht sei.

Dieser Befürchtung trat der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) entgegen. Der VDIK sieht derzeit keine drohenden Engpässe bei der Abwrackprämie für alte Autos. "Es ist nicht an der Zeit, Panik wegen des Auslaufens der Prämie zu schüren", sagte VDIK-Präsident Volker Lange. Bis gestern seien 41 600 Anträge beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingegangen. VDIK-Vize Jens Becker geht sogar davon aus, dass der Topf gar nicht komplett ausgeschöpft wird. Er rechnet mit maximal 400 000 Anträgen.

Auf den Höfen der Demontagebetriebe vor allem in Ballungsgebieten kommt es derweil teilweise schon zu Engpässen bei der Lagerkapazität, wie der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV), Ulrich Leuning, dem DONAUKURIER sagte. Er sieht in der Abwrackprämie "ein zweischneidiges Schwert", denn für die Verwerterbetriebe sei die Kalkulation aufgrund der derzeit niedrigen Schrottpreise und des Wertes von Ersatzteilen aus Altautos, die vielleicht niemand mehr brauchen könne, sehr schwierig.

Kritik an der Abwrackprämie kam von den Grünen. Deren Fraktionschef Fritz Kuhn sieht in der Prämie "miese, alte Subventionspolitik" und forderte die sofortige Rücknahme.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) erkennt durch die Prämie zwar einen spontanen Andrang in den Autohäusern. Das Ergebnis sei aber, dass die Händler ihre Rabatte für Pkw erheblich senkten. Der VCD warnt deshalb: Wer jetzt für einen Gebrauchten mit einem Restwert von 1000 Euro eine Abwrackprämie von 2500 Euro kassiere, aber auf zehn Prozent Rabatt beim Kauf eines Kompaktwagens verzichten müsse, zahle drauf.