Neuburg
Außerordentliche Leistungen

Versammlung bei Elisa-Nachsorge: Hinter jeder Arbeitsstunde steht ein menschliches Schicksal - Vereinsjahr schließt mit Minus

27.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:23 Uhr
Josef Heumann
Führen den Nachsorgeverein Elisa die nächsten zwei Jahre: Stellvertreterin Gabriele Hopf (v.l.), Vorsitzender Florian Wild, Vera Wittmann (Beisitzerin), Geschäftsführerin Nadine Dier, Schriftführer Rainer Grupp, Schatzmeister Christian Hackl und Beisitzerin Sabine Fortner. −Foto: unknown, Heumann Josef, Enghuber, Gerda, Neuburg

Neuburg - Die GmbH braucht dringend Mitarbeiter, der Förderverein Geld: Die Arbeit der Familiennachsorge Elisa wird mehr, die Vergütungen steigen nicht im gleichen Maße.

Corona machte die praktische Arbeit nicht leichter. Allein die Tatsache, dass das Angebot vollumfänglich durchgehalten werden konnte, ist schon eine außerordentliche Leistung für sich.

Eins muss dabei stets klar sein: Hinter jeder Arbeitsstunde von Elisa steht ein menschliches Schicksal, von dem oft oder sogar in der Regel eine ganze Familie betroffen ist. Sei es bei zu früh geborenen, bei behinderten, ja auch von frühem Tod gezeichneten Kindern. In sieben Abteilungen gliedert sich zwischenzeitlich die 2010 als GmbH organisierte Arbeit, während der Verein fürs Generieren von Spenden zuständig ist. Ohne die würde es schon lange nicht mehr umgehen.

Im Vorjahr erreichte die Zuführung zur GmbH mit 445000 Euro einen neuen Höchststand. Die Verrechnungen mit den Krankenkassen mit 1,2 Millionen Euro decken kaum die reinen Löhne, 288000 Euro an Sozialabgaben kommen da noch obendrauf. Konkret heißt das: Der Verein, sprich die Förderer und Spender, tragen in der Zwischenzeit ein volles Drittel der Elisa-Arbeit. Stünde der Verein nicht dauernd parat, wär's um die Liquidität der Gesellschaft geschehen. Die Zuwendungen sind gerade in den vergangenen zwei, drei Jahren enorm gestiegen; waren es 2017 noch 264 000 Euro, in 2018 schon 331 000 Euro, erreichte das Vorjahr die genannte Rekordmarke.

Mahnt der Wirtschaftsprüfer Christian Hackl angesichts der Zahlen "mehr Effizienz" an, weiß der seit Gründung ehrenamtlich bei Elisa tätige Jurist nur zu gut, was die hier erbrachte familiennahe Arbeit an Einsatz verlangt, und Elisa ist oftmals gerade auch da aktiv, wo andere Unterstützung versagt. Dass das ganze Unterfangen die beinahe permanente Auseinandersetzung mit den Kostenträgern bedeutet, liegt auf der Hand, kaum kann die rührige Geschäftsführerin Nadine Dier Verhandlungserfolge vermelden, stehen neue Herausforderungen an.

Und Elisa könnte, müsste, dem Bedarf gerecht zu werden, noch mehr leisten, stößt aber ständig an Personalgrenzen. "Gerade in jüngster Zeit war so viel von Anerkennung der Leistung in der Pflege die Rede", weiß Florian Wild, seit Anbeginn Motor und Vorsitzender auch von Elisa, "aber in der Praxis merken wir auch in der Klinik wenig bislang davon". Vorbild war der Bunte Kreis in Augsburg, als ganz entscheidend von Wild das Projekt einer sozialmedizinischen Nachsorge in Neuburg modellhaft für andere Städte und Kliniken auch ins Leben gerufen wurde. Und eigentlich hätte das 20-Jährige heuer auch gebührend gefeiert werden sollen, worauf letztlich umständehalber verzichtet wurde.

Vieles hat sich in diesen 20 Jahren getan, wurde bewegt. Sei es auch in der familienbegleitenden und auch offenen Behindertenarbeit, in der Intensivkinderkrankenpflege und etwa seit 2013 auch in der Palliativversorgung, allein hier im Vorjahr 15 Kinder und deren Familien. Neuburg war auch hier Vorreiter, zwischenzeitlich ist dieselbe Pflicht für jedes Perinatalzentrum. Einen Meilenstein markierte 2004 schon, dass die Nachsorge als Krankenkassenleistung anerkannt wurde, Horst Seehofer, auch heute noch Schirmherr von Elisa, konnte realen Anschauungsunterricht für die Politik vor Ort reichlich dazu nehmen.

104 Kinder wurden auf Anordnung der Klinik über den dortigen Aufenthalt hinaus auch 2020 wieder begleitet, fast 2000 Stunden kamen bei den Schwestern und im mobilen Dienst dafür zusammen. Über 50 Fälle führt die Statistik bei der sozialmedizinischen Nachsorge auf. Der Name sagt es schon, dass der zeitliche Aufwand bei den zehn Kindern in der ambulanten Intensivpflege entsprechend hoch ist. Die Arbeit in der offenen Behindertenarbeit nimmt so rapide zu, dass jetzt eine zusätzlicher Stelle beantragt wurde, die Antwort der Regierung von Oberbayern lässt freilich noch auf sich warten.

Die Arbeit jedenfalls wird nicht weniger für den neuen Pflegedienstleiter Stephan Müller, übrigens der Sohn der langjährigen Klinik-Hauswirtschafterin und ehemaligen Stadträtin Elfriede Müller, der mit einschlägiger Klinikerfahrung jetzt das Elisa-Team verstärkt. "Toll, wie es die Geschäftsleitung die ganze Zeit jetzt hingebracht hat, dass wir unserer Arbeit in vollem Umfang durchziehen konnten", gerät Simone Halftel als Leiterin der sozialmedizinischen Nachsorge förmlich ins Schwärmen. Natürlich war jede Menge zusätzlich zu beachten, "war es für die Kinder im ersten Moment schon befremdlich, als wir plötzlich mit Masken kamen", aber Halftel und ihre Mitarbeiterinnen, und darauf kommt es an, konnten stets für die Betroffenen mit oftmals erhöhtem Gesprächsbedarf in er Situation jetzt da sein.

Nicht möglich wäre die gesamte Arbeit ohne die breite Unterstützung aus der Öffentlichkeit. Über 340 000 Euro bekam Elisa auch 2019 wieder an Spenden- auch aus der "Vorweihnacht der guten Herzen" des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen. Nachdem aber die Zuwendungen an die GmbH so enorm gestiegen waren, schloss das Vereinsjahr erstmals mit einem Minus ab. Auch war das Spendenaufkommen gegenüber 2018 um fast 45000 Euro rückläufig, auch an Bußgeldern kam mit 44000 Euro 20 000 Euro weniger rüber. Mustergültig auch dieser Wert: Keine eineinhalb Prozent der Gelder gehen für den gesamte Vereins-Aufwand drauf.

Konstanz auch in der Vereinsführung. Lediglich auf dem Schriftführer-Posten gab's nach zwölf Jahren einen Wechsel; auf Lisa Gerich-Friedl folgt der Ingolstädter Schulleiter Rainer Grupp, Gründungsmitglied Harald Indrich zieht sich aus der aktiven Arbeit zurück. Geführt wird der Verein unverändert von Florian Wild und Gabriele Hopf wie Birgit Neumeier als Stellvertreterinnen; Christian Hackl bleibt als Finanzchef dabei. Als Beisitzer fungieren Generaloberin Maria Goretti Böck, Sabine Fortner, Vera Wittmann und Hans Schöffer.

DK


Josef Heumann