Geisenfeld
Ausritte "auf einem Lebensgefühl"

Rolf Feige ist Gründer der Harley Friends Hallertau – Klare Regeln für die Gruppenfahrten

18.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:54 Uhr

Nur fürs Foto ohne Helm: die Gründer der Harley Friends Hallertau (von links) Ingrid Hermann-Metzger, Klaus Metzger sowie Sandra Rolf und Bärbel Feige - Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Sie ist ein Filmstar, röhrt lauter als ein Hirsch zur Brunftzeit, glänzt mit Hubraum und bietet dem Sozius den Sitzkomfort eines Omasessels. Das wohl kultigste Motorrad weltweit hat in Geisenfeld eine neue Fangemeinde gefunden: die Harley Friends Hallertau.

Die Idee zur Gründung hatte Rolf Feige. Der 52-Jährige, dessen Wiege im Ruhrpott stand (was man noch heute deutlich hört), ist ein „Spätberufener“, wie er mit einem breiten Lächeln verrät. Mit Motorrädern hatte er eigentlich „nie was am Hut“. Erst vor zwei Jahren tauchte er ein in die Welt der PS-starken Zweiräder und machte den Führerschein.

„Ich mach da aber nur mit, wenn du Harley fährst“, kommentierte Ehefrau Bärbel den Spleen. Er „gehorchte“ und die 49-Jährige meldete sich ebenfalls bei der Fahrschule an. Nachdem „Lappen und Lederkluft“ vorhanden waren, kam die Qual der Wahl. Die fiel für ihn auf eine Road King Tourenmaschine, für sie auf die leichtere Softail Deluxe. Die „Keimzelle“ des Fanklubs war geboren, zumal Tochter Sandra sich sofort zur passionierten Beisitzerin entwickelte. Die 13-jährige ist „immer und überall dabei“. Wie im Übrigen auch Maskottchen Josie – eine kleine Pudelhündin, deren Herrchen Marcello Hofmann ebenfalls zu den Harley Friends gehört. Bereits kurz nach dem Kauf seiner Maschine hatte Feige der Gedanke umgetrieben, sich Gleichgesinnte zu suchen. „In der Nachbarschaft hab ich eine Harley stehen sehen und irgendwann fasste ich mir den Mut und hab den Besitzer angesprochen“, erzählt der graubärtige Gemütsmensch bei einem Bierchen auf der heimischen Terrasse. Und siehe da, Klaus Metzger liegt tatsächlich auf der gleichen Wellenlänge. Der 43-Jährige gebürtige Engelbrechtsmünsterer und seine Frau sind ebenfalls Neueinsteiger.

Der Außendienstler hat die Idee, doch eine Gruppe in den sozialen Medien zu gründen. Den Namen „Harley Friends Hallertau“ hat Sandra schnell parat. Kaum im Netz stießen sechs Bekannte dazu. Aus Pfaffenhofen, Neustadt und Rottenburg kommen sie. „Natürlich wollen wir noch weiter wachsen“, betont der Gruppengründer. Schließlich machen Ausfahrten umso mehr Spaß, je mehr Leute sich daran beteiligen.

„Wir sind kein organisiertes Chapter“, betont der Familienvater. Diese traditionellen Vereinigungen haben „zu viel Hierarchie und oft mehr Häuptlinge als Indianer“, meint er scherzhaft. Ihm und seiner Gruppe gehe es „um den Spaß an den Harleys“ und den wollen sie mit anderen teilen. Ganz locker, ohne Stress, ohne strenge Klubnormen. Die erste gemeinsame Tour führte die Zehn heuer Anfang Mai zum Bikerfrühstück nach Odelzhausen. „Das war ein beeindruckendes Erlebnis“, meint Feige mit einem Strahlen um die Augen. „Da bin ich so richtig auf den Geschmack gekommen.“ Inzwischen hat er mehrfach als Road Captain die Truppe angeführt.

„Sicherheit wird bei uns groß geschrieben“, betont er. Deshalb gibt es klare Regeln für die Gruppenfahrten. Aber man setzt auch auf den Segen von oben. Und so organisierte Metzger mit Hilfe seines Vaters, der in Engelbrechtsmünster als Mesner Dienst tut, im Dorf eine Motorradweihe.

Bisheriges Highlight für die Biker, die stolz sind „schon jetzt zwei selbst fahrende Ladys dabei zu haben“, war das Harley-Treffen in der Westernstadt Pullman City, das sie für 2016 bereits wieder fest gebucht haben. Als nächster Höhepunkt steht die European Bike Week am Faaker See auf dem Programm. Vom 9. bis 13. September wollen sie dafür nach Kärnten tuckern – „immer gemütlich, nie schneller als 120 auf der Autobahn, wie ne barocke Schrankwand im Wind“, versichert Rolf („siezen is’ nicht unter Harley-Fans“) und ergänzt: „Wir sind sittsam, genießen die Landschaft.“ Aus dem Alter, wo man sich beweisen muss, ist man raus. Die meisten in der Clique sind über 50. Eine Ausnahme bildet „Youngster“ Ingrid Hermann-Metzger mit ihren 42 Jahren.

Und was macht die Harley so besonders? „Sie ist ein Lebensgefühl“, meint Rolf und verweist auf Peter Fonda im Filmklassiker „Easy Rider“. Und dann ist da noch dieser „einzigartige Sound“, wie Musik in den Ohren. Wenn sie sich nicht diesem besonderen „Konzertereignis“ hingeben, pflegen die Harley Friends Hallertau die Gemeinschaft beim monatlichen Stammtisch, zu dem jeder willkommen ist.