Hilpoltstein
Ausgeträllert

Der Lohbachlerchen verabschieden sich vom Rathaussturm mit einem Best-of-Programm - Große Oper

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Auf Zeitreise beim letzten Rathaussturm: Elisabeth Dietz präsentiert das Quiz mit dem Titel "Wer weiß das denn noch". Im Hipolino sitzen Franz Ilg, Margarete Heinloth, Jürgen Moosmann und Ulla Dietzel (von links). - Fotos: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Mit einer Rose in der Hand und der ein oder anderen Träne im Auge haben sich die Lohbachlerchen am Freitagmittag aus dem Hilpoltsteiner Fasching verabschiedet - für immer. Der umjubelte Höhepunkt beim letzten Rathaussturm der 13 Frauen war allerdings der Auftritt von Markus Mahl, Herbert Eckstein und Josef Lerzer als "Die drei Tenöre".

Auf eine spaßige Zeitreise durch die Hilpoltsteiner Stadtpolitik der vergangenen zwei Jahrzehnte haben die Lohbachlerchen ihr Publikum bei der Abschiedsvorstellung mitgenommen. Als ihr liebstes Fortbewegungsmittel für diese Reise haben sich die Frauen um Elisabeth Dietz und Evi Brandl dafür den Hipolino ausgesucht. Der einst kolossal gefloppte Stadtbus war das heiße Thema, als die Lohbachlerchen bei ihrer Premiere im Jahr 1999 auf den Marktplatz zogen. Für den letzten Auftritt kamen die bemalten Hipolino-Kartons jetzt nochmals aus dem Keller.

Im Gegensatz zum ersten Mal, als die Lohbachlerchen ihren heutigen Namen noch gar nicht hatten, mussten sich die Frauen mit ihrem Hipolino jetzt aber erst einmal den Weg durch mehrere Zuschauerreihen bahnen. Denn im Lauf der Zeit hat es sich in Hilpoltstein herumgesprochen, dass es die Auftritte in sich haben. Doch mit den Spottliedern am Tag nach dem Unsinnigen Donnerstag ist jetzt wohl Schluss, falls sich keine Nachfolger finden. "Uns fällt jedenfalls nix mehr ein", sagte Elisabeth Dietz, "weil der Stadt ja auch nix mehr einfällt."

Wenn man so will, treffen die Lohbachlerchen auch mit ihrem letzten Spott ins Schwarze. Denn viele der städtischen Sorgen und Probleme, die schlussendlich in den Liedern mündeten, haben sich längst in Luft oder Wohlgefallen aufgelöst. Man denke an die schwierige Haushaltsplanung unter Altbürgermeister Helmut Neuweg, als Hilpoltstein noch sehr knapp bei Kasse war, das Fahrsicherheitszentrum an der Autobahn, das nie kam, oder das umstrittene Pflaster in der Innenstadt. Alles Themen, die die jüngeren Hilpoltsteiner inzwischen nur aus Erzählungen kennen. Ebenso wie den Hipolino, der durchschnittlich nicht mal einen zahlenden Gast pro Fahrt hatte und deshalb schnell eingestellt wurde.

Alles ein gefundenes Fressen für die Lohbachlerchen, um bekannte Lieder auf die Hilpoltsteiner Geschichten umzudichten. Für den leeren Stadtbus, der zu allem Überfluss auch noch die Laterne vor der Polizei umfuhr, diente das Soldatenlied "Lili Marleen" als Grundlage. Aus dem Schlager "Ein Schiff wird kommen" wurde kurzerhand "Ein Gast wird kommen - und der bringt uns die Kohlen", als im Hilpoltsteiner Rathaus der Traum von einem Fünf-Sterne-Hotel am Rothsee geträumt wurde. Und Michael Holms "Mendocino" verwandelte sich in die "Grüne Welle" für den Altstadtring.

Fast 150 Lieder haben die Lohbachlerchen auf diese Art über die Jahre umgedichtet, erzählte Elisabeth Dietz zum Abschied. Diejenigen Lieder noch gar nicht eingerechnet, "die wir gar nicht singen durften", gestand Evi Brandl. Was aber die Auswahl der Songs zeigte, die die Lohbachlerchen zum Abschied nochmals trällerten: Ein Ärgernis ist Hilpoltstein über die Jahre treu geblieben, nämlich der Verkehr. "Skandal um Straßen" hieß vor einigen Jahren der passende Titel, zur Melodie von "Skandal im Sperrbezirk." Darin hieß es: "Die Straßenplanung in Hilpoltstein wird ne Never-Ending-Story sein."

Doch selbst aus diesem Thema scheint wohl allmählich die Luft raus zu sein, wie der Rathaussturm zeigte. Bei dem ganz und gar nicht ernst gemeinten Quiz mit dem Titel "Wer weiß das denn noch" antwortete Bürgermeister Markus Mahl (SPD) auf alle erdenklichen Fragen immer nur mit "U-Bahn", nur um ja nicht das Wort "Umgehung" in den Mund zu nehmen. Abgesehen von dem Versprecher von Josef Lerzer, der die Frage nach dem Titel der Freie-Wähler-Zeitschrift vorschnell mit dem SPD-Titel "Stadtspiegel" beantwortete, hat der letzte Rathaussturm der Lohbachlerchen politisch nicht mehr viel hergegeben.

Groß war die Gaudi trotzdem, vor allem als Elisabeth Dietz zum Abschluss neben Markus Mahl und Josef Lerzer auch noch Herbert Eckstein zu sich in die Mitte holte. Als "Die drei Tenöre" - von den Lohbachlerchen schnell verkleidet mit schwarzem Frack, schwarzem Hut und weißem Schal - hatten sie Playback und nach dem Kommando von Dietz die berühmte Arie "La donna è mobile" zu schmettern, während hinter den drei SPD-Politikern je eine der Lohbachlerchen stand und mit weißen Handschuhen die Bewegung der Arme übernahm. Große Oper!

Ohne eine Zugabe kamen Eckstein, Mahl und Lerzer aus dieser Nummer nicht heraus. Der Landrat erlebte an diesem Freitag übrigens zum ersten Mal die Lohbachlerchen live mit. Angesichts der Abschiede von Stadtführer Gottfried Gruber und nun der Lohbachlerchen sorge er sich über eine Hilpoltsteiner Rücktrittswelle, scherzte Eckstein. Allerdings mache er sich jetzt keine allzu großen Sorgen mehr, weil das größte Problem Hilpoltsteins dann doch nur die grüne Welle auf dem Altstadtring sei.

Die letzten Worte gehörten Evi Brandl, die sich im Namen der Lohbachlerchen bei den verschiedenen Bürgermeistern und Stadtratsmitgliedern bedankte, die über all die Jahre den Spott ertragen und so machen Seitenhieb auch verziehen hätten. "Die wilde 13 sagt jetzt Servus", sagte Brandl. "Danke und Tschüß. Bye-bye und auf Wiedersehen." Der Abschied gilt aber nur für die Faschingszeit und für den Rathaussturm: Spätestens im nächsten Jahr wollen die Lohbachlerchen ein neues Kabarettprogramm präsentieren. Die Gaudi am Tag nach dem Unsinnigen sollen andere übernehmen. "Wir machen Platz, die Jugend soll ran."