Pfaffenhofen
Ausgequalmt

21.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:36 Uhr

Die Stammtischbrüder im Jungbräu: Helmut Schröder, Joachim Jacoby, Sepp Kufer und Anton Lechemberger, sind sich mit Pächterin Diana Scheiter einig: Der bayerischen Wirtshauskultur fehle es seit dem Rauchverbot an Gemütlichkeit. Viele Nichtraucher sehen das freilich ganz anders - Foto: Mayerhofer

Pfaffenhofen (PK) Rund ein Jahr ist es nun her, dass das absolute Rauchverbot in Gaststätten per Volksentscheid durchgesetzt worden ist. Auch die Pfaffenhofener Gastronomen rund um den Hauptplatz müssen sich mit der Entscheidung arrangieren, ziehen aber nach einem Jahr recht unterschiedlich Bilanz.

Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) hat jüngst eine Umfrage gestartet, die das Ausgehverhalten der Menschen in Bayern seit dem Rauchverbot zeigen soll. Der Verein kam dabei als entschiedener Gegner des Volksentscheids zu dem von ihm selbst schon vorher prognostizierten Ergebnis: Von den insgesamt 1076 befragten volljährigen Personen gaben 56 Prozent an, im Vormonat ein Lokal besucht zu haben. 66 Prozent der Besucher erklärten, eher seltener als früher (vor dem Rauchverbot) die heimische Gastronomie zu besuchen. Nur acht Prozent gehen demnach heute häufiger in die Kneipe. Die Annahme der Befürworter, dass nach Einführung eines strikten Rauchverbots in der Gastronomie Gästezahlen sogar steigen, hat sich laut VEBWK also nicht bestätigt.
 

Doch was sagen die Gastronomen selbst zu den Auswirkungen auf den Gastronomiebetrieb? Der PK hat bei einigen Gaststättenbetreibern in Pfaffenhofen nachgefragt.

Kerstin Tauber, Mitinhaberin vom Café Jürgen’s am Sparkassenplatz, sieht das Rauchverbot gelassen und kann für ihren Betrieb keine gravierenden Auswirkungen verbuchen: „Wir haben beim Umsatz nichts gemerkt. Klar wurde anfangs auch mal gemosert seitens der Gäste, aber es bleibt uns ja nichts anderes übrig, als uns daran zu halten.“ Außerdem kann die Café-Betreiberin nun auch neue Gäste begrüßen: „Wir merken schon, dass jetzt vermehrt Familien mit Kindern zu uns kommen, die die rauchfreien Gasträume sehr begrüßen.“

Theresa Traxl, Geschäftsführerin des Cafés und Restaurants Othello, teilt die Meinung ihrer Kollegin: „Natürlich gab’s am Anfang erst mal ein großes Trara“, erinnert sie sich. Aber: „Jetzt wäre es schon fast undenkbar, wenn jemand drinnen rauchen würde.“ Die Gäste, vor allem Nichtraucher und Familien, fänden es ohne qualmende Gäste am Nebentisch sehr angenehm. Sogar Raucher seien überraschenderweise positiv gestimmt: „Weil ja bei uns sehr viel gegessen wird und unsere Tische ziemlich nah zusammenstehen, finden es auch rauchende Gäste in Ordnung, auf eine Zigarette raus zu gehen.“

Was Traxl allerdings bedauert, ist, dass am Hauptplatz im Winter keine Wärmestrahler aufgestellt werden dürfen: „Mit Heizstrahlern könnten wir es den Rauchern bei niedrigen Temperaturen wesentlich erträglicher machen.“

Im Jungbräu am Hauptplatz schaut die Sache nach der Durchsetzung des Rauchverbots schon anders aus. Als typisch bayerische Gaststätte fehlt es nach Worten von Diana Scheiter vielen Gästen an Gemütlichkeit: „Es ist halt nicht mehr so wie früher. Kartenspielen oder längere Unterhaltungen müssen ständig wegen rausgehenden Rauchern unterbrochen werden.“

„Die gute Stimmung fehlt“

Auch die Stammtischbrüder, die sich zwei bis drei Mal in der Woche auf ein Bier im Jungbräu treffen, sind von dem Rauchverbot nicht überzeugt. „Die gute Stimmung fehlt einfach, wenn nicht mehr so viele Leute kommen. Und wenn welche da sind, dann stehen sie nur draußen beim Rauchen“, meint der Stammtischler Joachim Jacoby. Die Folge des Gästeschwunds: „Der Umsatz ist deutlich zurückgegangen“, berichtet die Pächterin.

Beim Getränke-Umsatz spürt auch der Inhaber des Hotels und Gasthofs Müllerbräu, Bernd Weinhart, einen Rückgang: „Dass Gäste sich auf ein Bier mit Freunden bei uns treffen, ist schon weniger geworden. Da hat das Rauchen zum gemütlichen Beisammensein für viele halt einfach dazugehört.“

Der Gasthof Müllerbräu sieht aber vor allem in der Speise-Gastronomie den großen Vorteil des verordneten Rauchverbots: „Gerade, wenn es ums Essen geht, ist für die Mehrheit der Gäste das Rauchen einfach störend. Das merkt man jetzt auch an der gestiegenen Gästezahl seit dem Verbot“, stellt Weinhart fest. Als Nichtraucher begrüßt es der Gastronom auch persönlich, dass sein Gasthof als rauchfreie Zone gilt: „Die Lust an der Arbeit ist jetzt zwei Mal so groß. Als Nichtraucher hatte ich früher nach vier, fünf Stunden an der Schanktheke mit qualmenden Gästen dann wirklich genug.“

„Endlich akzeptieren“

Der Gastronom Weinhart appelliert auch an die Politik, von der Maßnahme nicht abzurücken: „Das System soll endlich akzeptiert und für immer beibehalten werden.“ Für seinen Betrieb habe das absolute Rauchverbot grundsätzlich schon vergangenes Jahr gegolten, als noch Ausnahmen wie Raucherclubs erlaubt waren. „Das ganze Hü und Hott in der Gesetzgebung mit irgendwelchen Ausnahmen und Gesetzeslücken hilft doch keinem.“ Italien ist für Weinhart das beste Beispiel dafür, dass man sich mit dem absoluten Rauchverbot bestens arrangieren kann: „Dort wurde von beiden Seiten, Gastronomen und Gästen, das Verbot von Anfang an als gegeben hingenommen und keiner hat sich groß darüber beschwert.“

Die Centro-Bar in der Auenstraße hatte vor dem absoluten Rauchverbot noch die Gesetzeslücke genutzt. Inhaber Impero Occhiuzzi machte kurzerhand aus seiner Bar einen so genannten Raucherclub, der als geschlossene Gesellschaft galt und wo das Rauchen so gestattet werden konnte. 2009 wurden dann auch diese verboten. „Es gab dann eine neue Regelung, die es Betrieben mit unter 75 Quadratmetern erlaubte, als Raucherlokale betrieben zu werden, was wir natürlich aufgrund der 80 Prozent rauchenden Gäste nutzten“, erklärt Mitarbeiterin Sandra Kistler. „So durfte bei uns ab 17 Uhr, also hauptsächlich in der Zeit des Barbetriebs, drinnen geraucht werden. Die Gäste mussten außerdem alle 18 sein.“

Seit dem strikten Verbot bleiben auch der Centro-Bar oft die Gäste aus: „Gerade unter der Woche spüren wir es deutlich beim Umsatz, jetzt im Sommer allerdings geht’s“, so Kistler. An eine Veränderung oder Abschwächung des Gesetzes glaubt sie nicht: „Mit einer erneuten Änderung würde sich die Politik lächerlich machen.“