Eichstätt
Aus Provisorium wird Dauerlösung

Gabriele Gien übernimmt am 1. Oktober offiziell die Präsidentschaft an der KU Eichstätt

15.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Erleichterung und Freude: Gabriele Gien bleibt Präsidentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Hochschulratsvorsitzende Barbara Loos (rechts) und Weihbischof Anton Losinger gratulierten der 54-Jährigen gestern Nachmittag zu ihrer Wahl. - Foto: M. Schneider

Eichstätt (DK) Zum ersten Mal leitet eine Frau die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU): Gabriele Gien ist "mit deutlicher Mehrheit" zur KU-Präsidentin gewählt worden. Damit wird aus einem seit 2014 dauernden Provisorium nun eine vorerst fünfjährige Dauerlösung.

"Herzlich" gratulierte die Vorsitzende des Hochschulrates, Barbara Loos, der künftigen Präsidentin Gabriele Gien zur Wahl. Die Didaktik-Professorin, die gestern Nachmittag bereits im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit erreichen konnte, zeigte sich "überwältigt", aber auch erleichtert. Am 1. Oktober tritt sie ihr Amt an. Offiziell muss noch der Vatikan die Wahl bestätigen, das gilt allerdings als Formsache.

Den Verantwortlichen der Hochschule, allen voran dem Vorsitzenden des Stiftungsrates der KU, dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger, war die Freude ins Gesicht geschrieben: Nach acht Jahren stürmischer See scheint die kirchliche Hochschule endgültig manövrierfähig.

Das lag wohl nicht nur an der Tatsache, dass sich die bisherige Interimspräsidentin Gabriele Gien gegenüber Mitbewerber Wolfgang Duschl aus Kiel durchsetzen konnte. Der Astrophysiker war, so wollte Losinger hervorgehoben haben, ebenfalls ein "markanter Kandidat", dessen Bewerbung für die Uni "eine Ehre und ein erfreuliches Signal gewesen sei". Das habe sich auch bei der morgendlichen Kandidatenvorstellung gezeigt.

Aus der mussten hochschulexterne Besucher wieder gehen: Die Wahlsatzung schreibe eine interne Vorstellung vor, begründete Hochschulratsvorsitzende Barbara Loos. Die aus dem Saal gebetenen Besucher echauffierten sich gegenüber unserer Zeitung, dass die beiden Kandidaten ein öffentliches Amt anstrebten. Demnach habe die Öffentlichkeit ein Recht, zu erfahren, welche Zukunftspläne die beiden Bewerber um das Präsidentenamt für die KU haben. Auf die Finanzierung der KU durch öffentliche Gelder verwies eine weitere Besucherin. Es handle sich schließlich um keine Privatangelegenheit, wie es an Deutschlands einziger katholischer Hochschule weitergehe.

Davon unbeeindruckt präsentierten sich die Kandidaten vor rund 350 Mitarbeitern, Dozenten und Studenten in zwei Kurzvorträgen. Astrophysiker Duschl verwies dabei auf die Sonderstellung der KU unter den deutschen Universitäten; für ihn wäre es demnach reizvoll gewesen, an ihr mitzuwirken und sie entsprechend voranzubringen. Duschl wollte vor allem aber zunächst zuhören.

Die amtierende Interimspräsidentin Gabriele Gien zeichnete das Ziel-Bild einer KU, die nach außen strahlen solle. Als Hauptziele für ihre Amtszeit wollte die in Augsburg wohnende Professorin in der Entwicklung der Forschung, einer Vollmitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie einer weiteren Internationalisierung sehen. Dabei gehe es ihr nicht nur um Vernetzung mit anderen katholischen Bildungseinrichtungen, sondern auch darum, "die Welt in die KU zu holen". Wert legte die Professorin auch darauf, die Uni regional zu vernetzen und die "Campus-Identität" zu stärken. "Wir haben wahnsinnig viel Potenzial, haben es aber bislang nicht richtig nach außen gebracht", sagte sie. Dazu gehöre auch die theologische Fakultät, die demnach ein fester Bestandteil der KU bleiben soll. "Wir haben viel Zeit und Geld in die Entwicklung gesteckt."

Der Untersekretär der vatikanischen Bildungskongregation, die für die KU zuständig ist, zeigte sich am Abend erfreut über die Bestätigung der Interimspräsidentin im Amt. "Wir begrüßen es, dass eine Frau an der Spitze der Uni steht, die nun auch den vollen Rückhalt hat." Sie kenne die Uni und habe bereits vieles angestoßen, was nun auch umgesetzt werden könne. "Es ist schön, wenn sie ihre Ernte nun selbst einfahren kann." Man freue sich in Rom auf die weitere Zusammenarbeit mit ihr - auch auf der Grundlage einer gemeinsamen strategischen Planung, die man Anfang des Jahres gemeinsam ausgearbeitet habe. Der Vorsitzende des Hochschulausschusses im bayerischen Landtag, Michael Piazolo, sah die Wahl als "Zeichen der Bestätigung ihrer Arbeit nach innen und außen". Gien habe in ihrer Interimspräsidentschaft "Ruhe in die Eichstätter Uni gebracht" und den Eindruck vermittelt: "Da geht wieder was voran."

Das hob auch Weihbischof Anton Losinger hervor. Man könne nun den "eingeschlagenen Weg der Konsolidierung" der KU weiter fortsetzen, so der Stiftungsratsvorsitzende. Die Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Hochschulleitung bewerteten beide als positiv. Losinger unterstrich allerdings, dass er sich "aus Themen, die Forschung und Lehre betreffen, pflichtbewusst" heraushalten wolle.